Brüssel gibt sich bürgernah

Gerade rief die für den mittleren Neckarraum zuständige Unterabteilungsleiterin der Brüsseler Sonderreferatsleiterin kontra Apostatische Linguistik des EU-Hochkommissars für Abbe Räder bei mir an.

Sie meinte höflich, aber bestimmt, dass herkömmliches Deutsch – also laute der Beschluss – nur noch maximal ein Jahr in der Öffentlichkeit gesprochen werden dürfe.

In schriftlicher Form gelte noch eine sechsmonatige Karenz.

Die Maßnahme diene – wer hätte das gedacht – der Harmonisierung.

Sie habe Anweisung, besonders auffälligen Anhängern der deutschen Sprache die Sache persönlich zu erläutern, um etwaige Konflikte schon im Vorfeld nicht erst entstehen zu lassen und damit auch die Bürgernähe der EU zu demonstrieren.

Ich frug sie hierauf, wie viele weitere Renitenzverdächtige, denen sie eine derart fürsorgliche Sonderbehandlung angedeihen lassen solle, sie denn noch auf ihrer Liste habe.

Sie druckste ein wenig herum und meinte, sie wisse nicht, ob sie mir darüber Auskunft erteilen dürfe, da müsse sie erst ihren für die Region Bodensee-Main zuständigen Hauptabteilungsleiter fragen. Namen dürfe sie aus datenschutzrechtlichen Gründen ohnehin nicht nennen.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und setzte alles auf eine Karte.

“Na kommen Sie, jetzt zicken Sie mal nicht so rum, ich muss die Sache ja wenigstens quantitativ evaluieren können!”

Daraufhin vernahm ich ein nach etwa drei Sekunden ersterbendes Röcheln.

“Also gut, Sie Penner, es gibt noch einen!”

“Noch einen?”, versetzte ich einerseits ob des Kränkungsversuchs ungerührt, andererseits dann halb empört, “wie kann es dann sein, dass ich von dem noch nie gehört habe?”

Sie begann zu stammeln. Ich hatte sie eiskalt beim Lügen erwischt.

“Also gut, Sie sind der einzige!”, brüllte sie entnervt.

“Aber wehe, wenn Sie das weitersagen!”

“Na dann bin ich ja beruhigt”, meinte ich, “damit ist ja alles in Butter. Ich werde Sie bestimmt nicht verraten. Das könnte Sie ja am Ende noch Ihre Pension kosten.”

Sie meinte dann noch, dass sie meine Beamtenbeleidigung sowie meinen Widerstand gegen die Staatsgewalt sowie die Nötigung ihrerseits nicht weiter verfolgen werde und verabschiedete sich hörbar erleichtert.

Es schien ihr wieder fast so gut zu gehen, wie mir.

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2 Antworten zu “Brüssel gibt sich bürgernah”

  1. Ehemalige Arthritikerin sagt:

    Ich fürchte, ich habe mal ein Bonmot gehört, das da lautete, Satire könne nie so verrückt sein wie die Wirklichkeit. Apostatische Linguistik ist immerhin so erfrischend wie Angewandte Peristaltik – noch so eine Brüsseler Spezialität.

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Ehemalige Athritikerin

    Wir leben in einer von diversen possiblen Retrospektiven Pararealitäten.

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