Muckenseckel: Das Wort, durch das die Welt justiert

Eines der schönsten schwäbischen Wörter ist der “Muggaseggel” (Muckenseckel).

Der Begriff wird verwendet, um ein kleines Bisschen, eine kleine Menge, einen winzigen Unterschied anzusprechen.

“No an gueda Muggaseggel diafer” bedeutet also, dass das Bild noch etwa einen halben Zentimeter zu hoch drapiert.

Ob der Begriff aus der Feinmechanik stammt oder eher der Genauigkeit schwäbischer Philosophie und Finesse in der Kochkunst (an Muggaseggel meh Salz däd ed schada), konnte ich wortgeschichtlich bislang nicht klären.

Ich habe auch noch nie einen Landsmann getroffen, der mit dem Vergrößerungsglas Muckenseckel gesucht und exakt vermessen hätte.

Was mich zu dem Schlusse veranlasst, der Muckenseckel könne den altindischen Veden entlehnt sein.

Denn weder Plato noch Konfuzius kennen meines Wissens dies Konzept suebischer Genauigkeit.

Ein reptiloider Außerirdischer, den ich fragte, ob es bei ihnen so etwas gäbe, war ziemlich entsetzt und drohte prompt mit Annihilation.

Was allerdings nicht viel zu bedeuten hat, denn das macht er immer, wenn ihn eine Frage überfordert.

Ich habe auch in der Bibel und im Koran geblättert, ob ich denn einen Muckenseckel Info dazu fände: vergeblich.

Auch ausgreifende ethnologische Studien weit weg von Stuttgart brachten keine erhellenden Ergebnisse (in Jakutien z.B., wo man sich mit Mücken sehr gut auskennt, Fehlanzeige).

Wahrscheinlich ist die Erklärung letztlich so einfach, wie dies oft der Fall ist, wenn es kompliziert zu werden droht: Nur die Schwaben wissen, dass auch Mucken Seckel haben.

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8 Antworten zu “Muckenseckel: Das Wort, durch das die Welt justiert”

  1. Inge sagt:

    Der Muggaseggl ist das Fortpflanzungsorgan des Fliegenmännchens. Die Entomologen – das sind die Insektenforscher – verwenden dafür den wissenschaftlichen Begriff „Aedeagus”. Mehr dazu auf dieser Site – ein wenig nach unten scrollen:
    http://www.tc-lom.de/verein/wissenswertes.php
    LOL

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Inge

    Ja, der Aedeagus.

    Lang hat meine Geheimnistuerei rund um den Muggaseggl nicht gehalten.

    Der Ficki-Eintrag dazu liest sich wie die Beschreibung des Betriebs eines Bilderbergerpuffs.

    Ein Lob der gebildeten Leserin!

  3. Föhnix sagt:

    @ Magnus Wolf Göller

    Was für ein plötzlicher Sinneswandel. Noch letzte Woche http://is.gd/2uiKeO hattest Du Skrupel, Genitalien – noch dazu weibliche – verbal in den Mund zu nehmen.

  4. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Föhnix

    Halt, lieber Freund.

    Wenn Du mich schon niederlinken willst, dann bitte richtig.

    Ich schrieb lediglich, dass ich ein bestimmtes, von Dir gezielt perpetuiertes despektierliches diesbezügliches Wort als alleweil höflicher Schwabe nicht ausgesprochen hätte.

    Bist Du Geschäftsführer einer saudischen Glatteisfabrik?

  5. Föhnix sagt:

    Linken tat ich schon aber nieder war meine Absicht nicht.

    Bin nicht Wüsteneis-Geschäftsführer. Bin Laden-Ölmagnat (verkaufe Salatöl).

  6. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Föhnix

    Kamelhöckerölauskocher also.

    Naja, in manchen Gegenden des Planeten wahrscheinlich ein ehrbarer und auskömmlicher Beruf.

  7. Gabi Mango (via Facebook) sagt:

    hawas, desch doch oifach…

  8. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Gabi Mango

    So oifach isch’s edda.

    Fir die wird glar sai, was dr Onderschied zwischa ma Schofs- onnama Muggaseggel isch, nämmlich, das d’Schof no wenicher wainan Muggasggel hond.

    Derwäga senn Schofsseggel bloß onder Menscha zom fenda, ond suschd hoggds älleweil iberall, wo dass’d nohgugsch, amma Muggaseggel.

    Noh wemmer dia pholosophische Zammahäng de Leid bloß off Hochdeidsch kennt erklära.

    Abber wawidd Leid verzähla, die no eddamol wisset, wanen Lällebebbel on wanen Lohle ischd?

    Mir händ jo älle a halbs Läba dro verbrochd, emmer rauszumfenda, was noh an Muggaseggel isch, wenn wer des wann wo sechd.

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