Blutgeldmoloch

Die Ehre, mir das Wort “Blutgeldmoloch” als Bezeichnung für die Stadt Zürich beigebracht zu haben, gebührt Leser Dude.

Der Ausdruck ist in der Tat nicht nett; bedenkt man aber, wie dort aus wessen wie gemachtem Geld Geld gemacht wird, auch, dass kein normaler Zürcher es sich mehr leisten kann, in der Stadt mit seinen Kindern zu leben, so ist er nicht nur nicht überzogen, sondern treffend.

London, eine Stadt, die ebenfalls vom Gelde aus dem Gelde lebt, ist zweifelsohne auch ein Blutgeldmoloch; sie ist weithin auch ungleich verwahrloster; in der Metropolregion der englischen Hauptstadt leben aber auch etwa zehnmal so viele Menschen wie in der größten Stadt der Schweiz.

Beide Länder haben nun prozentual ähnlich viel ihrer Wohnbevölkerung in ihren Blutgeldmolochregionen konzentriert; die Schweiz etwa ein Fünftel, nimmt man London für Großbritannien, so ist es etwas weniger, wo nur für England, so deckt es sich ungefähr.

Trotzdem dürfte sich ein Zusammenbruch der englischen Molocherei weitaus verheerender auf das gesamte Land auswirken, als im schweizerischen Falle. Ohngeachtet dessen, dass pro Kopf in Zürich sicherlich mehr Blutgeld umgesetzt wird, als in London.

Mal abgesehen von dem gigantischen Mob, der da ersterenfalls zu bewältigen wäre: Anders als der gemeine Engländer, soweit es den noch gibt, ist der gemeine Schweizer nicht annähernd so dekadent wie ersterer.

Zögen die die ganzen internationalen Geldwäscher aus Zürich ab (oder sie würden gar vertrieben), so gäbe es immerhin Wohnraum für manche schweizer Familie. In London wäre das ein Tropfen auf den heißen Stein. Und die paar Luxusapartements mit Doppelglasfenstern, deren letztere in der Schweiz so gut wie jeder hat, gemessen am Rest, der in englischen Schimmelbuden lebt, würden geplündert. Es sei denn, die Royal Army bezöge dort Schießquartier.

Geld aus Geld zerstört alle Völker: auch die in wesentlichem Maße (scheinbar? wirklich? wohin?) davon leben. (Die Schweiz hat immerhin noch lebensfähige Realindustriezweige; England hat derer kaum noch welche.)

Über das schweizerische Qualitätsbewusstsein, egal, ob es sich um eine Badarmatur dreht (der Schweizer geht davon aus, dass die tadellos funktionieren müsse; der Engländer erwartet das nicht einmal) oder um das, was jeweilig verspeist wird, gemessen am englischen, den jeweiligen Zustand jeder Infrastruktur, muss ich hier keine weiteren Worte verlieren. Wer’s nicht glaubt, der fahre eine Woche dahin, eine dorthin. Danach ist er kuriert.

Sollte es also den richtig großen Bultgeldmolochzusammenbruch geben, so wird es, meiner Einschätzung nach, in Zürich, der Schweiz, teils bitter (nichtmal für alle!), in London, für England, aber katstrophal.

Dann hat der Deutsche nämlich auch kein valides Geld mehr, die ganze Scheiße am Laufen zu halten. Dann muss man die Fabriken aus ihm schon wieder herausschießen. Aber vielleicht will der Russe das gar nicht sehen…

Oh: Vergaß ich Luxemburg und Liechtenstein?

Da leben ja insgesamt recht wackere Leute. Doppelglasfenster, fahrende Züge, jeder isst und trinkt gut. Aber dann?

Auf den Kanalinseln wird man sich wohl wieder auf das Fischerhandwerk besinnen müssen, gegen die französische Konkurrenz.

Und auf den Kaimaninseln wird man wieder Kaimane fangen.

Und auf den Bermudas wird man kurze Hosen nähen.

 

 

 

 

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3 Antworten zu “Blutgeldmoloch”

  1. Dude sagt:

    @Magnus

    Danke Dir für die Würdigung meiner auf Zürich bezogenen Wortkreation. :-)

    “Beide Länder haben nun prozentual ähnlich viel ihrer Wohnbevölkerung in ihren Blutgeldmolochregionen konzentriert; die Schweiz etwa ein Fünftel…”

    Etwa ein Fünftel hat der Kanton. Den Begriff verwende ich jedoch lediglich für die Stadt selber, wobei er natürlich insbesondere auf den innersten Zirkel (Bahnhofstrasse, Oberdorf, Paradeplatz, Central, Bellevue, Enge – so ungefähr) zielt.

    Aber der innerste Zirkel wuchert kontinuierlich aus…

    “Ohngeachtet dessen, dass pro Kopf in Zürich sicherlich mehr Blutgeld umgesetzt wird, als in London.”

    Da wäre ich nicht soo sicher, zumal ja die City of London global gesehen das Zentralhirn des Blutgeldmonsters darstellt. Ich glaube also eher nicht, obwohl ich’s natürlich nicht gänzlich ausschliessen kann… egal. Viel zuviel ist es sowieso in beiden Molochen.

    “Geld aus Geld zerstört alle Völker”

    Genau so ist es! Schön gesagt.
    Definitiv eines eigenen zusätzlichen Artikels würdig. ;-)

    Ps. Alles in allem ein beispielhafter Vergleich übrigens. :-)

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Dude

    Danke Dir meinerseits.

    Den Kernspruch habe ich grade – ausnahmsweise – auch noch als eigenen Aphorismus herausgelöst.

    In der Tat gehören die zerstörerischen Mechanismen, die eben nicht “nur” ärmere Völker betreffen, sondern letztlich auch Schweizer, Engländer, Deutsche usw., noch genauer beleuchtet: zumal in ihrer sich dahingehend ergänzenden, genau so gewollten, aufgeschaukelten Wechselwirkung.

  3. Dude sagt:

    @Magnus

    “Den Kernspruch habe ich grade – ausnahmsweise – auch noch als eigenen Aphorismus herausgelöst.”

    Ja, hatte ich gesehen, deshalb ja: “Definitiv eines eigenen zusätzlichen Artikels würdig. ;-)”

    :-)

    Vertieftere Beleuchtung der zerstörerischen Mechanismen und Strukturen wird übrigens mit zum Hauptbestandteil meiner Seite, und das nicht zufälligerweise. Aber ich freue mich natürlich auch sehr, bei Dir noch detailliertere Betrachtungen zu den diversen Wechselwirkungen sehen zu dürfen.

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