Vorgestern Nacht, es fiel mir die Sequenz erst wieder ein, als ich gestern einem Abiaspiranten etwas von Novellen zu erzählen anhob, träumte ich davon, dass jemand mir, feixend, ob meiner Lästereien dahingehend, es könne heutzutage wohl keiner mehr ein hochklassiges Werk dieser Textsorte vorlegen, jedenfalls wisse ich nichts davon, dass derlei in den letzten Jahrzehnten vorgekommen, mit trockenem Grinsen ein dickes Buch in die Hand gab, gar bunt geheftet, jede der vielen Farben vorgeblich für ein jüngeres derartiges Schrifttum stehend.
Wie es in Träumen nunmal oft so ist, vermag ich das Davor und das Danach nicht mehr zusammenzubringen, weiß ich nur noch, dass ich den Wälzer, also überrascht wie zwar skeptisch, gleichwohl ob der Ernsthaftigkeit des Aushändigenden auf berechtigte Beschämtheit rechnend, entgegennahm.
Es mussten wohl fünfzehn bis an die zwanzig Novellen von verschiedenen Autoren sein.
Leider fand ich dann im weiteren Verlaufe des Traumes keine Muße, auch nur eines dieser Werke wenigstens anzulesen.
Ich kann also nicht sagen, ob der mich eben doch lediglich narrte.
Das muss ich nun leider stark vermuten.
Meine hilflosen Wünsche dürften diese Szene in Gang gesetzt haben.
Immerhin gefiel mir das mit den Farben nicht schlecht.
Jedem Nachfolger von Boccaccio, Cervantes, Kleist, Storm eine eigene Lichtbrechung.
Zwar nicht superoriginell oder irgend neu, aber das tröstet mich doch etwas über die Ungenauigkeit meiner schlaftätigen Arbeit hinweg.
Es war eine reine psychische Projektion.
Ziemlich sicher.
Gut.
Wer mir so ein Buch bringt, dem gebe ich großzügig einen aus.
Es muss dann nichtmal bunt sein.
Nur lesbar.