Jetzt wird es deftig.
Besir Atalay, der Stellvertreter Erdogans, soll die jüdische Diaspora für die Organisation des Aufruhrs in der Türkei verantwortlich gemacht haben.
Das ist dreist, und zwar egal, inwieweit jüdische Kräfte wider Erdogan gewirkt haben mögen; so etwas sagt man nicht.
Nun, nehmen wir trotzdem einmal an, jüdische Kräfte hätten tatsächlich treibend hinter den Demonstrationen, die zeitweise fast den Charakter eines Volksaufstandes annahmen, gewirkt, so fragt sich erst einmal, zu welchem Behufe die solches, wofern sie denn dazu in der Lage wären, hätten anzetteln wollen.
Wollen gewichtige jüdische Kräfte etwa doch nicht (mehr) den Sturz Assads in Syrien? Ist Erdogan eben doch ein bisschen zu Hamas-freundlich, und zwar wirklich? Fürchtet man um das EU-Türkei-Projekt? Wird einem da doch etwas zuviel Islam?
Wozu lanciert einer solche Vorwürfe, wenn sie nicht berechtigt sind? Ist dem bloß die Sicherung durchgebrannt, oder ist der ein bisschen dumm, oder denkt er sich was dabei, und, wenn ja, was?
Wenn das alles, eben einschließlich solcher Äußerungen, nur eine Inszenierung sein sollte, so ist es einerseits eine auf hohem Niveau, andererseits aber auch eine höchst riskante. Denn derlei Worte bleiben leicht in den Volksseelen stecken und mögen unerwünschte eigene Dynamiken in Gang setzen. Das muss man wissen. Und normalerweise weiß man das auch. (weiterlesen…)