Zynismus, wo er sich nicht über andere ergießt, sondern über den Redenden selber, ist nicht selten am Grunde eitel, heischt nervigerweis Anerkennung und Mitleiden, ist aber oft auch ein wirksamer Selbstschutz. Und wirkt Selbstbefreiung obendrein.
Gestern, ein Beispiel, beim Kochen und gleichzeitig Bereden von Familienwichtigem, forderte ich meinen Älteren auf, mir mein Weinglas aus dem Wohnzimmer zu holen, auf dass mir dabei nicht die Zunge am Gaumen kleben bleiben möge.
Er brachte es, ohne zu murren, und siehe da, es enthielt des Rebensaftes vielleicht gerade noch vier Zentiliter.
“Was ist denn das?”, frug ich, es leerend. “Wieso hast du nicht gleich auch die Flasche mitgebracht? Willst du, dass dein Vater am Küchenherd verdurstet?”
Er brachte also auch noch die Flasche, und da sagte ich, mir nachgeußend, spontan: “Wenn es mal so weit ist, dass ich mit dem Ausschank von Fingerhüten Weins zufrieden bin, dann weißt du wenigstens, dass du bald erbst.”
Er lachte nicht, es war ihm wohl bloß wieder eine von den unnötigen Zoten, derer sein Erzeuger und Ernährer jederzeit zu viele absondert, aber mir gefiel’s, meine Stimmung hob sich. (weiterlesen…)