Mit ‘Cervantes’ getaggte Artikel

Vom Erstehen der Menschheit

Montag, 25. März 2013

Ich habe mich hier schon öfter in dieser Richtung geäußert, tue es jetzt aber erst recht nochmal.

Wenn ich das Wort “spirituell” nur höre, muss ich aufpassen, dass sich mir nicht gleich der Hirnmagen umdreht. Fast immer ist der Begriff (wie auch das Nomen “Spiritualität” dazu) hohl, allermeist dazu und dadurch noch ein Totschlagwort.

Der nicht andächtig lauschet, erschrocken zurücktritt, andächtig, sobald es erschallt, diskreditiert sich ins Profane, beweise automatisch, dass er ein Ohngeist, wenn nicht gar ein Böser sei.

Das Wort steht für die Esopolitische Korrektheit, die verbale Sense der Alternativen und Guten.

Kaum noch einer wagt es dawider, den Kopf aus der Ackerfurche zu heben. Allzuschnell ist man jenen reputationsmäßig los, ein Untermensch. (weiterlesen…)

Von der Glaubsucht

Montag, 10. Dezember 2012

Die Glaubsucht ist neben und mit der Todessucht vermählt die schlimmste Krankheit eines Großteils aller Hochbegabten.

Einem Primitivling, einem Fellachen im Nildelta, macht die Glaubsucht wenig.

Man hat sie ihm beigebracht, er wird seine Söhne deshalb beschneiden lassen, am Nil vielleicht sogar noch seine Töchter, aber psychisch macht es ihm, vergleichsweise, fast nichts.

Er glaubte ohnehin an jeden Scheißendreck, der ihm vorgesetzt. (weiterlesen…)

Vom Geheimen

Freitag, 02. November 2012

Mein Gott, bin ich froh, nach drei Bonds, dass ich nur ein geheimer Agent bin, und kein Geheimagent.

Denn als echter Geheimagent ist man ja gar nicht wirklich geheim.

Kann es gar nicht sein.

Da gibt es Chefs, manchmal sogar Chefinnen, mehr oder weniger klare Vorschriften und Aufträge, und man muss sich bei dem ganzen Schiet, den man zu erledigen hat, auch noch selbst vorgaukeln, wenigstens nach außen so tun, als täte man es aus Patriotismus.

Man kann noch nicht einmal ernsthaft sauer auf einen Kollegen werden, egal aus welchen Reihen, wenn der einem selber das Fell über die Ohren zieht.

Selbst im Bett muss man noch aufpassen, wofern man wenigstens, traditionell, noch mit einer Agentin reindarf, dass die einem bei der Rückenmassage nicht plötzlich von hint einen Dorn ins Herze rammt.

Da lobe ich mir doch die Schriftstellerei. (weiterlesen…)

Writing “For Our Time”?

Samstag, 19. Mai 2012

If one is gifted for, and does pursue, the writing of good novels, the question if he be writing “for our time” may be secondary. (It was, certainly, not so for Cervantes.)

Not quite the same is true for authors of essays and satire.

If their income is ok, their reputation therewith (or, mostly the same thing, thereby, at least with their wives and relatives), they may not even consider the problem.

Otherwise though, in the half-desert of some reception and little or no money earned, it is, at least for the better, more ambitious ones necessary to ask: “Am I doing this righteously, mainly, just for “our time”?

Or, is it not wiser, apter to this given fate, merely to take up some traits of the ruling zeitgeist, now and then poking some swine-snooted, dough-sooted, picking them nonchalantly up to go for goals beyond the now?

Can we not, should not exactly we, who are given the leisure (or rob it somewhere) to write what doesn’t even pay for wine and cigs, let alone rent and health insurance, give a darned sh.. on what is the latest babble of some petty politician, half-naked celebrity, pseudo-philosophical talkshow nitwit, the bankster whores, the blatant “scientific” lies of the shallow waters of the “expert” circus of the bigshot plutocrat pissoirs? (weiterlesen…)

Vom positiv traumatisierten Menschen V

Montag, 24. Januar 2011

Wie nun gelingt es Don Quijote, den verfluchten „Einsingern“ Paroli zu bieten, langfristig gar mehr als das?

Nun, er zaubert schlicht und ergreifend eine eigene, seine eigene zauberhafte Welt herbei, an deren Narretei sich alsbald ganz Spanien deromaßen ergetzt, dass sie eben dadurch ins Sein springt, sich schließlich der Erzherzog höchstselbst anschickt (den König konnte Cervantes hierfür nicht ansetzen; das wäre nicht nur nicht durch die Zensur gegangen, sondern hätte ihn leicht seinen Kopf kosten können; und wie leicht das geht, hatte er schon als junger Kriegsgefangener beim Tyrannen von Algier sattsam gerlernt), ihm seine Welt zu realisieren, um sich an dem faszinierenden Duo noch umso mehr delektieren zu können.

Die sogenannte Deutsche Nationaldichtung, Goethes Faust, verblasst, das sei hier angemerkt, verglichen mit der Spanischen bis zur Unerheblichkeit, wenn nicht Lächerlichkeit, denn sie lässt uns, neben der wohlfeilen Warnung vor der (schwarzen) Magie, indem sie uns mittels des „ewig Weiblichen“ zum Schlusse in schwülstigen Worten „hinanzieht“, ratlos zurück (Goethe allerdings war Freimaurer, was diesbezüglich vielleicht nicht alles erklärt, aber sicherlich eine Menge; man denke nur an die durchgängige Rechtfertigung hinterfotzigster, übelster seelischer und geistiger Manipulation sowie geheimer Totalüberwachung im „Wilhelm Meister“.).

Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ allerdings leuchtet als ein eigener Stern.

Fassen wir zusammen: (weiterlesen…)

Vom positiv traumatisierten Menschen IV

Montag, 24. Januar 2011

Zunächst will ich hier wiederholen, was ich im Kommentarstrang des ersten Teils bereits sagte: Durch die umfässlichen und manches für diesen Teil ursprünglich Geplanten vorwegnehmenden Beiträge der Leser Sil und Tosco sowie meine Entgegnungen dort gestaltet sich dieser Vierte Teil etwas anders als zunächst angedacht.

Ich habe mich in diesem Zusammenhang nunmehr dafür entschieden, das Thema doch nicht mittels zahlreicher Zitate von dort und Querverweise dorthin weiterzubetreuen, wie ich es spontan als notwendig erachtete, sondern setze hiermit Teil I und den anschließenden Faden sowie die Teile II bis III / III(b) als bekannt voraus.

Zur Rolle des Sancho Pansa als eines besonderen Typus des positiv traumatisierten Menschen, wozu ich Teil III(b) versprach, mich im Zusammenhange näher zu äußern.

Als ich um 1988 an einem Hauptseminar zur Interpretationsgeschichte des Don Quijote teilnahm, war ich zutiefst beeindruckt, geradezu überwältigt davon, wie sehr sich die Rezeption und Interpretation des Werkes je epochal hintergrundsbedingt verschoben hatte: jedes Jahrhundert hatte es völlig unterschiedlich aufgefasst.

Und schien mir dieser sehr merkwürdige Prozess keineswegs abgeschlossen. (weiterlesen…)

Vom positiv traumatisierten Menschen III (b)

Freitag, 14. Januar 2011

An dieser Stelle gilt es zur Ergänzung (die wahrscheinlich noch erweitert werden wird), kurz auf den getreuen Knappen Sancho Pansa einzugehen, der ein mehrfach positiv traumatisierter Mensch par excellence ist.

Nicht, dass er vom untersten Bauernstande, vielmehr folgt er Don Quijote, den für gänzlich (?) verrückt zu halten er bald nicht umhin kommt, in prekärste Umstände, knappste Nöte, gefangen zwischen Grundvernunft und Loyalität gegenüber seinem geliebten Herrn, fern der Familie und der Heimat, doch scheinbar eigentlich nur seines teuren Weibes, Weins, Brots und Käses wollend genung.

Und Sancho, für den jede Niederlage noch schlimmer sein mag als für seinen verwegenen Herrn, geht, dessen Befehle zwar zuweilen unter Bauchgrimmen missachtend, nie dahin, ihn eigentlich zu verraten, ist am Grunde ebenso tapfer wie jener, denn für ihn gäbe und gibt er alles, ungeachtet aller Narretei, wenn es sein muss, Wein und Käs und gar das Leben.

Auch von dieser Spiegelung ist noch in einem eigenen Kapitel zu reden.

Dorten habe dann auch die von mir vor gut zwanzig Jahren bezüglich der Rolle Sanchos aufgestellte These ihren Platz.

Inzwischen kann ich mich des Gefühls nicht mehr erwehren, dass ich mich hier selber in eine unvorhergesehen merkwürdige Fortsetzungsgeschichte hineinmanövriert habe …

Vom positiv traumatisierten Menschen III

Donnerstag, 13. Januar 2011

Die Vorstellung, Cervantes habe den Don Quijote als Abbild eines eifernden Jesuiten konzipiert, wie von “Tosco Torpedo” in seinem Kommentar zum zweiten Teil insinuiert, ist abwegig (Sollten die Obscurati von Skull & Bones symbolisch seine Füße küssen, so wissen sie wohl kaum, was sie da tun.).

Dass Cervantes in seinem Hauptwerk immer wieder den guten katholischen Glauben als Leitstern hervorhebt, ist meines Erachtens lediglich der Hürde der damaligen scharfen Zensur geschuldet, die es zu überwinden galt; die Hauptfigur des Fahrenden Ritters selbst ist in keiner Weise moralisch eng, bigott, rigide angelegt, vielmehr von tiefem mitfühlendem Verständnis für die Irrungen des Menschen, zumal des jungen, geprägt.

Alles Edle, alles Echte, Wahre ist ihm heilig; seinen irdischen Genüssen zugeneigten Diener Sancho behandelt er stets nachsichtig; und als ihm ein Adliger sein Leid klagt, sein Sohn habe den rechten Weg vom Studium der Theologie in Richtung seiner Leidenschaft zur Poesie aufgegeben, verteidigt der Ingeniose den jungen Mann in seiner Wahl vom Prinzip her, allerdings nicht ohne die Bedingungen der Begabung und Ernsthaftigkeit zu stellen, sowie den Schunddichtern das Seine mitzugeben. (weiterlesen…)

Patrix

Montag, 23. November 2009

Es gibt ein paar Menschen, die aus dem, was anlässlich des Idiotenfilms (wieso ich diesen so benenne, ein andermal) “die Matrix” genannt wird, deutlich ausgebrochen sind.

Als vorsichtiger Geist sehe ich mich selbst da mal nur für Dreiviertel des Weges bisher gut: aber immerhin.

Um das (vermeintliche) restliche Viertel zurückzulegen, verordne ich mir, soweit ich dazu komme, jetzt wiederholenden autodidaktischen Lateinunterricht, nebst anderem; Schärfung der sprachlichen Erkenntnisfähigkeit ist der Trumpf der Trümpfe.

Die Agenten “Smith” dieser Welt werden nicht durch metakarateske Akrobatik gepaart mit esoterischen Konzentrationsgrotesken erledigt.

Gegen solche hilft schlicht schnöde Logik: Griechisch “Logos” bedeutet Wort, Sinn, Zahl, Lehre, Kunde.

Den gefühligeren unter meinen Lesern, die solches ernstnehmen mögen und jetzt nicht gähnend weiterblättern, füge ich gerne hinzu, dass jeweils ein Schuss Intuition nicht schaden mag.

Wer dafür indes gen Osten blickt, dem bekenne ich freimütig, dass Konfuzius mir, obschon nur unzureichend studiert, dazu mehr gibt als Reinkarnationslehren oder gar die abrahamitische “Matrix”.

Ansonsten empfehle ich außer Cervantes noch immer die Gebrüder Grimm und Friedrich Nietzsche.