Ich habe nun, kein Ach, auch Magie, Kabbalah, gar noch Runen studiert, bei null Kelvin.
Das Ergebnis dieser grausen Hinterlist ist zwar einerseits nicht spektakulär, was unschwer daran zu erkennen, dass es immer noch ein paar populärere Netzseiten gibt als diese, andererseits aber doch beachtlich, zuwenigst bemerkenswert.
Über diesem Studium, das sich so gesehen gelohnt, habe ich, jede Spiritualität nach und nach gnadenlos ausgrenzend, nämlich zum Geiste, und, was viel mehr ist noch als jener, zu meinem geliebten Deutsch gefunden.
Es itzlicht und hüpft und ersondert, es bittet mich gar inzwischen, dass ich mich seiner annehmen solle. Es ist fast schon so etwas wie ein treues Weib.
Habe ich auch nur eine klitzekleinste spirituelle Anwandlung, blitzt auch nur ein Winzstrahl Glauben in mir auf, so warnt es mich, wie das kein Rottweiler oder Dobermann oder auch eine ins linke Nasenloch gekrochne Ameis’ vermöchte. Es passt auf mich auf, Tag und Nacht.
Es muss nicht einmal sagen: “Magnus, Du wirst doch nicht etwa…”
Es reicht ein “M”, oder gar keins, dass ich den Warnruf höre.
Es ist so gütig zu mir, dass ich deshalb manchmal noch weine, obschon ich weiß, mit welcher liebenden Inbrunst es sich an meinem Busen nährt.
Immer wieder auch, ganz hehre Seele, warnt es mich, zumal, wenn mein altes Laster, meine übertriebene Milde und Menschenliebe, mich wieder zu überfallen dräut: Es verweigert mir einfach einen Laut, wenn es richtig schlimm wird, gar eine Silbe oder ein Wort. Ja, es kann auch hart sein, und ich bin ihm unendlich dankbar dafür.
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Gestern Nacht hatte ich einige merkwürdige Erlebnisse. Jene mit dem dummen Engländer, der netten Polizistin, denen, die sich in dieser Stadt aufführen, wie als ob sie deren Herren, dem nebichten Musiker, meinem Freunde R., weitere, die lasse ich jetzt weg.
Ich kam nämlich mit einer neckischen jungen Schönen ins Gespräch. Nicht über lange, und sie klagte mir ihr Leid. Alle Männer wollten nur mit ihr ins Bett, es sei unerträglich, bei mir, deshalb rede sie so ausgiebig mit mir (sie hatte einen Freund dabei, der ein offenkundiges Arschloch war, sein schäbiges Glück auch kurz bei mir, erfolglos, versuchte), hege sie immerhin die Vermutung, dass jene üble Prüfung wenigstens nicht binnen der ersten zehen Minuten anstehe.
Mein Mitgefühl war natürlich beinahe grenzenlos.
So versicherte ich ihr wahrheitsgemäß (zumindest war ich in dem Moment davon überzeugt), dass ich, selbst wofern sie mir jetzt sofort den besten Beischlaf meines Lebens anböte, zwar am Ende weich werden könne, die Sache aber, obschon nächtig und etwas angebiert, erstmal noch in Ruhe, ob annahmefähig, überdächte, einerseits des nicht ungewichtigen Altersunterschieds halber, jedoch auch, nein, nicht vermutlich enttäuschender Impotenz wegen, sondern ob dessen, was wohl eher nicht dem alten Knochen, mir, sondern womöglich jener Grazie (sie überdies auch noch Pädagogin, die Sache also besonders gefährlich) daraus an allzuteuer bezahlter Gefühlsunbill aus einem so kurzsüßen Schritte erwachsen könne.
Das Wunder – naja, übertreiben wir mal nicht, also das hinreichend Wichtige – , das mich dahinbringt, diese wahre Geschichte hier zu chronistifizieren, liegt darin, dass sie mir das, kurz fast sprachlos, beinahe noch mehr zu glauben sich unterfing, denn ich selber.
Sowas nenne ich ein gelungenes erotisches Abenteuer. Allzumal bekam ich nachher noch einen Wodka ausgegeben, auf den ich eigentlich gar nicht scharf war, den ich aber der Höflichkeit und des freundlichen Anstoßens halber dann doch brav vertrank.
Omannomann! Man wird schon ganz schön anfällig, wenn man nicht mehr 24 und derart schöne Frauen einem ihrer Nöte dergestalt berichten.
Fast schon habe ich Angst vor dieser Frau. Sie ist nicht dumm, ihr sonstiger Liebreiz ist beschrieben. Was soll ich machen (mit Polizisten kenne ich mich, bezüglich dessen, wie man sich dann verhalten sollte, einigermaßen aus), wenn sie ansetzt, treffe ich sie wieder, mich von der Stelle abzuführen?
Glücklicherweise wird das wohl nicht passieren. Sie wird sich wahrscheinlich inzwischen besonnen haben, mir diese grausame Herausforderung nicht antun. Man weiß aber nie; Stuttgart ist, jedenfalls was bestimmte Viertel anlangt, fast ein Dorf…
Werden wir mal wieder etwas sachlicher, nüchterner.
Ich war zwar auch schonmal begehrter als heute, aber dass mich die Weiber geradezu allnimmersatt über den Platz und durch jede Rede trieben, das ist mir noch nicht widerfahren.
Es war nachvollziehbar, glaubwürdig, klang keineswegs paranoid oder eitel aufgesetzt, was sie sagte.
Zumal berührte mich, dass sie im Grunde sagte, dass all die Blödmänner gar nicht interessiere, was sie sage.
Es interessiert zwar schon mein ganzes Leben lang viele Blödmänner nicht, bis heute, was ich sage, aber der Fall liegt doch grundsätzlich anders.
Nie stand, steht mir dabei meine Schönheit im Wege.
(Ich gebe ihr hiemit einen gehauchten, vorsichtig-zarten Wangenkuss von ferne. Einen echten hätte ich gestern vielleicht verwagen dürfen, womöglich gar sollen, aber ich besann mich, wahrscheinlich doch richtigerweise, anders.)