Wie sieht heutzutage ein Künstler aus?
Ich setze mal den Fall, der Delinquent wäre nicht schwul.
Ich setze weiterhin den Fall, dass er der geringsten Kaste unter den Künstlern angehörte, also jener der Denk-, Rede-, und Schreibkunst.
Wie möchte er da wie ein wenigstens halbwegs interessanter Halbsieger aussehen?
Beffchen und Talar möchten ihn wohl nicht respektabel kleiden.
Sichtbar abgewatzte oder gut geputzte Schuhe?
Darf er, wegen der Genderei, als Mann noch eine Hose tragen?
Wirkt ein Ledergürtel nicht etwa so, als rutschte ohne die Hose von der halbverhungerten Gestalt?
Oder wirkt der, wie als ob der Träger mittig gefestigt?
Was ist mit dem Wams?
Soll es ein enganliegendes sein, oder eher halbsäckicht?
Welche Farben sind zu bevorzugen, welche vielleicht gar auszuschließen?
Ist er Brillenträger: randlos, schmalrandig, dicker Rand?
Und, auf dem Kopfe: Borsalino oder Barett?
Sollte er wenigstens ein Ohr oder die Nase oder eine Augenbraue pfählen?
Darf er, wo Handschriftliches erforderlich, ganz wider seine sonstige traurige Gestalt, einen edlen Füllfederhalter zücken?
Möchte er gar eine gute Uhr tragen?
Was ist mit einem kleinen schmucken Ring der Ringe, einem Ringe der Wiederkunft?
Wie raucht ein Künstler?
Und, vor allem, was, aus welchem Beutel? Doch lieber angespeckt versilberte Büchs’?
Wie schnüffelt ein Künstler – gar vor Damen – am eben gekommenen, noch verdächtigen Weine? Bedächtig, beiläufig, knapp und hoch konzentriert, nur versteckt, oder lieber gar nicht, ob des meist zu erwartenden Ergebnisses, auf dass er nicht müsse gesichtsschwindeln?
Trägt er vielleicht ein mehr oder weniger fragwürdiges Amulett, nur, damit man ihn darauf ansprechen kann, er wortreich antworten, seiner Fähigkeiten eine Probe zu geben? Oder verliebt er sich lieber doch in eines ernsthaft?
Ja, und, wie ist’s mit des Künstlers Blicke?
Wann darf er dem Gegenüber – zumal der Gegenüber – wie direkt, wie lange, wie klar in die Augen sehen? Sollte er ab und zu etwas verwirrt blinzeln, wenn er spricht, dem Gegenüber das gewünschte Überlegenheitsgefühl zu geben, ihm damit subtil eine Ausflucht aus seiner Überfordertheit?
Darf ein Künstler überhaupt länger als zwei Sekunden geradeaus gucken, wenn man’s nicht hat bestellt?
Was macht er, wenn er etwas nicht verstanden, akustisch oder inhaltlich? Wie darf er nachfragen? Sollte er das überhaupt tun?
Darf ein Künstler mit sichtbar rechtem Appetit essen, oder wirkt das zu irdisch, oder wie als ob er vierzehn Tage nichts Gescheites bekommen hätte?
Stutzt ein Künstler sich die Augenbrauen?
Allzumal: Wie oft und wie genau rasiert er sich, und wo überall?
Darf er sich also die Arschritze rasieren, auch unter den Armen, im Gesichte, aber den Rest nicht?
Wie sind die schlechten mit den politisch nicht korrekten Witzen zu mischen?
Wie reagiert der Künstler, wenn er einen vegetarischen Döner vorgesetzt bekommt?
Darf er fünnef, zehen, gar dreiundreißig Prozente von dem sagen, was er denkt?
Wie geht er mit all den Dummen, die überdies frech, um?
Ist es ihm ratsam, immer ein wenig Unerklärtes rund um ihn sirren zu lassen?
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Tags: I ben en Kinschdler
Der wahre Künstler passt in keine oberflächliche Schublade, und möge sie noch so gross sein…
@ Dude
Ich habe zwar noch nie eine oberflächliche Schublade gesehen…
Dude vom Zürisee, der Erfinder der oberflächlichen Schublade…
Scherz beiseite: Es geht wohl darum, dass man die oberflächlichen Schubladen immerzu umstapelt, sie in Volten verwirbelt, bis hinein in den Vortex des Vorverstandes…
@Magnus
“oberflächliches schubladisieren” ist Dir ein Begriff?
Weisst Du es haben schon viele versucht, den Dude in Schubladen zu stecken. Sie sind allesamt kläglichst gescheitert, sogar die Besten unter ihnen. ;-)
@ Dude
Ich weiß, dass Du höchstens in eine Büchs’ zu bringen bist, niemals in eine Schublade: schon gar keine oberflächliche.
Sinnreich ergäbe es sich noch doch, darüber nachzudenken, weshalb Dir eine Büchs’ besser gefallen mögen mag denn eine Schublade.
Ich mag grundsätzlich keinerlei Eingezwängtheit und Begrenztheit und habe darum auch keinen Platz in solchigem…
Wenn Du etwas Glück hast und zudem geschickt vorgehst, hätte ich vielleicht – aber auch nur vielleicht – in der Büchse der Pandora oder vielleicht auch in Alladins Wunderlampe platz; sicher wär ich mir da aber nicht, und sonstige Büchsen würden ganz locker, ganz Dudeisch gesprengt. :-D
Naja, Büchsen (Weibchen) gehen immer… ;)
Solltest du aber tatsächlich eine Blechbüchse meinen, kommt mir spontan Tortellini in Tomatensauce in den Kopf. Weiß nicht, warum.
Eines kann ich beantworten: Ein Künstler muss rauchen wie der Elsässers Jockel (hier für die FB-Members eine Fotoserie… omg)
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=375871349091328&set=t.1094067864&type=3&theater
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=3970217809231&set=a.3970217609226.2151040.1094067864&type=1&theater
@ Thomas
Der erste Link funzt grade nicht, aber der zweite zeigt den Elsässer schon erlesen.
Ich traf mal eine, die ihn wohl persönlich kennt und stinksauer war, weil der Machoarsch angeblich eine viel zu junge Freundin hatte, noch jünger als sie, die überdies – schlimm, schlimm! – wohl ziemlich gut aussah.
Manche Männer wissen halt noch, wie man anständig raucht.
Ich hab sein gedrucktes Textblättchen vor Kurzem abbestellt. Wurde einfach nicht besser (im Gegenteil) und blieb immer mindestens gleich langweilig. Das erste Bild ist eigentlich noch besser und bringt die kaum wahrnehmbare Ironie meines Textes zur entsprechenden Verlinkung heraus. Hoffe ich. Wenn nicht, sei hiermit darauf hingewiesen. Das zweite Bild kann das leider nicht zeigen und wirkt in der Tat “cool”.