Nur des feigen Netzgesindels?

Es wünschte mir schon einer, lamaistische tibetanische Mönche hätten mir die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen. Sadhu nannte sich der. Da war ich mal wieder zu unspiri gewesen für Heilige und Inspiris.

Jetzt eben kam ein Bulgur – auch ein netter Nick – und meinte, einer von den Seinen werde mich, vollkommen unerwartet, abholen.

Wohin?

Zum Eisessen?

Was treibt derlei Kreaturen?

Das Geld?

Mag sein.

Es gibt aber durchaus noch immer mehr als genug derlei – im Grunde klar kriminelle – Feiglinge, die nicht das Geld treibt.

Sondern ganz schlicht und einfach ein Fanatismus, der sich so, scheinbar gefahrlos, auslebt.

Meist sind solche Existenzen schon an der Dummheit der Auswahl ihrer Decknamen als Fanatiker, eben nicht Profis, zu erkennen.

Ein Profi nennt sich normalerweise Mia oder Rolf oder Dagestan. Wenigstens Tadschikistan. Aber nicht Sadhu oder Bulgur. Meine Erfahrung. Tiefenpsychologisches dazu spare ich mir jetzt.

Der echte Profi ist nur hinterlistig, aber nicht unbedingt feige. Es gehört nunmal zum Job, dass er seine Identität verbirgt. Da ist nichts Besonderes dran.

Der Fanatiker aber sieht schon in seinem Decknamen keine professionelle Aufgabe, sondern eine Mission. Er kann kaum anders.

Seine Parallelidentität überwallt ihn schnell. Er macht das ja weder für Geld noch gar zum Spaß. Er demonstriert schon damit seine niedrige Erregungsschwelle, seine leichte Reizbarkeit.

Er gefällt sich allzusehr in seiner Macht, anonym Drohungen ausstoßen zu können. Die Wahrscheinlichkeit, dass er von Angesicht zu Angesicht kaum ein Wort herausbrächte, geht gegen hundert Prozent. Sein Beruf und Behuf ist Eckensteher.

Das heißt natürlich nicht, dass solche Schmalstspurfahrer nicht ihrerseits von ernstzunehmenden Profis nach vorn geschickt würden, zu provozieren, das Terrain zu erkunden, um abzulenken, Aufmerksamkeit der Zielperson zu binden, sozusagen Feindkontakt zu halten.

Durchaus möglich also, dass man sich Sadhus und Bulgurs als Springhanseln hält.

Man bindet so Kräfte, kann an anderer Stelle umso unverdächtiger angreifen. So jedenfalls dann der übliche Plan.

Viel mehr als Drohungen und Flüche, Verwünschungen, haben diese Schattenkrieger von keiner auch nur traurigen Gestalt dann aber meist nicht drauf, und das wissen die Profis auch. Zumal, dass derlei Angriffe die Wachsamkeit der Zielperson noch stärken, ihre Wehr daher noch zu kräftigen vermögen.

Deshalb arbeiten Profis nicht gerne mit den fanatischen Deppen. Die sind zwar umsonst, sie merken praktisch nie was, sind also soherum ungefährlich, aber sie richten doch schnell Schaden an, versperren völlig unbewusst Pfade.

Es ist nicht besonders intelligent, im Netz offen mit Mordphantasien, Drohungen der Folter und des Freiheitsentzugs herumzuhantieren. Das ist nicht nur degoutant, es ist dumm.

Gleichwohl mag ein Profi, der Deckung hat, mit solch einem Mittel mal testweise aufwarten. Einfach gefahrlos die Reaktion testen. Ob der andere doch nervös.

Der Profi wird dabei natürlich, ganz anders als der Fanatiker, die wunden Punkte der Zielperson studiert haben. Das im Blick, worauf sie anspringt, wo am ehesten sie aufs Glatteise zu führen.

Ich könnte nun von mir gleich vier oder fünf Punkte nennen. Das werde ich aber nicht tun, weil selbst die Schulkameraden meiner Söhne und auch deren Schulmeister oder Rektor hier lesen könnten. Die brauchen das nicht auch noch zu wissen.

In Wirklichkeit habe ich selbstredend mindestens acht sehr schwache Punkte. Derer ich aber umso mehr erkenne, desto mehr sie angegriffen. (Der neunte besteht in meiner Ausdrucksschwäche, nie überwunden.)

Ja, manchmal möchte es fast scheinen, als wäre das Weltnetz zu des feigen Gesindels Behufe allein erfunden worden.

Doch selbst dieser Schein trügt.

 

 

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