Wie wird man ein Meister? (II)

Ich brauche noch etwas Schlaf, wenigstens Ruhen, rede also jetzt nur kurz zu dir.

Wenn du es schaffst, wirst du einen Kristall aus deinen Händen wachsen lassen können, wie einst der Kalle Wirsch der Augsburger Puppenkiste.

Kaum einer noch wird das verstehen.

Du wirst das, sehr wahrscheinlich, nicht beliebig wiederholen können.

Du wirst lernen, dass du manchmal aus der tiefsten Niedergeschlagenheit heraus das Beste schaffst, manchmal aus der freiesten Fröhlichkeit, manchmal aus dem fast schon gelangweilten Gleichmute.

Du erkennst dich immer wieder anders.

Es gibt keine idealen Schaffensbedingungen.

Auch das flüstern dir nur Toren und Verführer ein.

Du schaffst. Wie es eben kommt.

Und: Überwerfe dich nicht mit echten Freunden, weil sie dich gerade nicht verstehen.

Das wird sehr wahrscheinlich vorkommen.

Die Gierigen aber, die weise von dir. Gehe ihnen aus dem Wege. Binde mit ihnen nur an, wenn dies unabdingbar notwendig.

Nimm deine Kunst mit in deine Träume.

Sei dir nicht gram, wenn dir eine gehegte scheinbar großartige Idee plötzlich schal erscheint.

Sie mag nur nicht ausgegoren sein. Dann kehrt sie später wieder. Oder sie war von der Anlage her verkehrt. Was du brauchst, ist Zeit. Deine Zeit. Traue dir selbst.

Sei besonders wachsam, wenn plötzlich doch das Geld kommt.

Das bist du nicht gewohnt. Kippe darob nicht.

Mit dem Geld kommen die Weiber. Kippe dererhalber erst recht nicht.

Sei immer nahbar, aber nicht leichtfertig.

Schließt du dich ab? Bist du jedermanns Freund?

Du bist du.

Martere dich nicht, wenn gerade kein Kristall aus deinen Händen wachsen will. Du bist nicht der eine Gott. Wenn du an einen glaubst, lasse es dem, das immer zu können.

Sei gnädig, aber nicht zu gnädig, wider jene, die dich nicht verstehen, wider die Verleumder.

Sei ein Meister.

 

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5 Antworten zu “Wie wird man ein Meister? (II)”

  1. Dude sagt:

    Auch die Fortsetzung: Grandios!

    Aber, bist Du Dir dessen wirklich sicher?

    “Es gibt keine idealen Schaffensbedingungen.”

    Hemmingway z.B. hat sich nicht zufällig in Kuba niedergelassen.

    Die meisterliche Kunst bedarf auch der nötigen Ruhe bzw. Ungestörtheit, um nicht vom kreativen Schaffen abgelenkt zu werden. Genauso braucht sie leibliches Wohlbefinden. Solschenizyn hat sein Meisterwerk schliesslich auch nicht im KZ geschrieben, wenn auch eben da im Geiste das Fundament dazu gebaut…

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Dude

    Nein, ich meine nicht, dass es ideale Schaffensbedingungen gibt.

    Island, wo bekanntlich keine Palmen wachsen, weist wohl die höchste Dichterdichte der Welt auf. Allenfalls mögen noch die Färöer mithalten.

    Nur ein Beispiel.

    Tiefer, ausführlicher erörterte ich die ganze Sache, die diesbezügliche Problematik gerne, wenn wir uns sehen. (Was nicht heißen soll, dass ich Dich hier jetzt abwürgen will.)

  3. Dude sagt:

    Also Island wäre für mich definitiv äusserst subideal, zumal meine idealen Schaffensbedingungen irgendwo weit abseits von jeglicher sogenannten Zivilisation (die in Wahrheit nur eine verkleidete und maskierte Barbarei ist), in warmen Gefielden, wo ganzjährig saftige Früchte wachsen und ich dauernd oben ohne in kurzen Hosen leben könnte, verortet wären.

  4. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Dude

    Ich war schon in den Tropen. Da will ich dauerhaft nicht leben. Nicht nur der Kakerlaken und der Vogelspinnen halber. Und der dreisten Ameisen und der frechen Flöhe und wassonstnoch. Dauernd schwitzen ist nicht meins. Auch der Winter tut gut. Nein, ich will nicht da hin, wo es immer warm ist. Ich will meine vier ausgeprägten Jahreszeiten.

  5. Dude sagt:

    Dann bist Du – im Gegensatz zu mir – offensichtlich für diese arschkalten, grauen Gefielde hier gemacht; sei froh und dankbar darob! :-)

    Es gibt etliche Regionen in den Tropen ohne bzw. mit kaum Giftviehchern. Man muss nur geschickt auswählen.

    Und mit Kakerlaken kann man umgehen. Hygiene hilft schon mal. Nützlinge sind auch äusserst effizient. Und notfalls eignen sich auch geschickt platzierte Köder. Man kann allerdings auch friedfertig mit ihnen umgehen lernen.

    Das einzig nervige sind die etlichen Sorten Mosquitos. Aber an die gewöhnt man sich, ich spreche aus 3-wöchiger Buscherfahrung in der Regenzeit… ;-)
    Ein gutes Mosquitonetz ist aber ein Muss, sonst kann man nicht pennen. :-)

    Ps. Welche vier Jahreszeiten? Also hier erlebe ich seit Jahren – Geoengineering sei Dank – nur noch kurze Sommer und lange Winter…

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