Eben las ich wieder Erwägungen zur Erlangung einer stärkeren Stellung im gesellschaftlichen Diskurs, die darauf hinausliefen, dass man alle Begriffe, die vom Mainstream entspechend einseitig besatzt, verdreht oder tabuisiert, meiden solle, um so keine Angriffsflächen zu bieten.
Das ist natürlich über alle Maßen naiv. Wie soll ich denn z.B. von Europa reden, ohne Europa zu sagen, wie von Monsanto oder Goldman Sachs oder den Bilderbergern oder 9/11, ohne das Kind beim Namen zu nennen?
Wie äußere ich mich kritisch zum Islam, ohne Islam zu sagen?
Wie sage ich Rheinwiesenlager, ohne es zu sagen?
Selbstverständlich fiele mir da in allen Fällen etwas ein. Ich kann vom Westzipfel des eurasischen – verdammt – Kontinents sprechen, gut, von den Ländern nördlich des Mittelmeeres. Sodann von der Firma mit dem Genmais, derjenigen Bank, der die meisten Politiker gehören, der Jahresversammlung einflussreicher Persönlichkeiten, die es seit den fünfziger Jahren bis vor kurzem gar nicht gab, jenem Drillingsturmzerstieben, der Religion der nichtmosaischen (um das Wort “jüdisch” nicht zu brauchen) Nichtschweinfleischesser, der Nachkriegssoldatenfreizeit.
So etwas mag ja mitunter Sinn ergeben, zumal in einer Satire, führt aber ansonsten nirgends hin. Man mag sich allenfalls noch verdächtiger machen. Oder lächerlich.
Dass der Kampf um manche Begriffe viele ermüdet hat, jener Ansatz von daher verständlich, ändert nichts daran, dass er weiterhin zu führen ist. Und zwar, außerhalb der Satire, durch klar verständliche, sachgerechte Verwendung.
Das hat, aufgrund der zahllosen Fallgruben und -stricke, die allenthalben warten, natürlich durchaus mit filigran angewandter Sprachwissenschaft zu tun. Da wird einem in der Tat nichts geschenkt.
Nehmen wir mal den Begriff Rassismus. Der krankt vielerorts ja schon daran, dass z.B. Ablehnung des Islams als rassistisch bezeichnet wird, ein meist unwidersprochenes Absurdum. Sodann, meinen viele (es ist vielerorts geradezu ein Dogma), dass es nur böse Rassisten gebe, aber gar keine Rassen. Diese Arschlöcher bildeten sich das nur ein. Diese weißen Arschlöcher. Die kaffeebraun zu durchmischen seien (Coudenhove-Calergi et al.), damit das endlich aufhört.
Rassestolz bei Schwarzen ist derweil gut, obwohl klar ist, dass es keine Rassen gibt, lediglich ein paar Milliarden Fehlsichtige und falsch erzogene Weiße und Asiaten. Deshalb ist es auch richtig, dass ich nicht einmal mehr “Neger” sagen darf, während meine Kinder ständig US-Streifen angucken sollen, in denen sich die Schwarzen untereinander außer als “motherfucker” stets als “nigger” bezeichnen, was ich mir als Weißer natürlich niemals herausnehmen dürfte, weil es dann extrem rassistisch wäre. Die Nichtrasse darf also unter sich das, was die anderen Nichtrassenangehörigen gegenüber den Angehörigen jener Nichtrasse selbstverständlich nicht dürfen.
So darf sich denn ein Supergutmensch wie ein Jakob Augstein auch offen darüber freuen, dass in den USA endlich mehr Nichtweiße als Weiße geboren werden, die weiße Mehrheit bald Geschichte sein wird. Das ist natürlich antirassistisch, was auch sonst. (“All anti-racism is anti-white”?)
“Good Night White Pride!” – ein Schlachtruf von sogenannten Antirassisten. Blökten sie “Good Night Black Pride!”, so käme der Staatsanwalt. So herum gehören sie aber zu den Guten, werden wenigstens, selbst in ihren offenen Aufrufen zur Gewalt, geduldet.
Und: Selbstverständlich weiß ich, dass kaum jemand das hören will, was ich alles eben kurz einmal zu diesem Begriff niedergeschrieben habe. Gerade deshalb gehört es erst recht gesagt. Doppelt und zwiegenäht. Ungefragt und grade erst recht nochmal.
Wer sich seine Sprache entreißen lässt, der lässt sich nicht über lange auch sein Denken entreißen. Damit wird er ein Sklave. Und genau darauf zielt ja eine bis nach Absurdistan reichende Begriffsmanipulation wie die eben erläuterte ab. Hier hilft nur schonungslose Entlarvung, beharrlich, unerbittlich.
Ja, es mag lange dauern, bis man durchdringt. Verkehrt bleibt aber verkehrt. Man hat geistig-logisch deshalb trotz aller Sprach- und Gedankenpolizei einen Grand Ouvert auf der Hand.
Es gilt daher, umso hartnäckiger zu sein, da das Blatt regelmäßig ignoriert wird oder als arglistig oder unzulässig erklärt. Man hat nach dem Austeilen trotzdem jedesmal wieder vier Buben, vier Asse und zwei Zehner. Da wird es egal, ob man in der Vor-, Mittel- oder Hinterhand.
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Tags: Jakob Augstein, Rassismus, Rheinwiesenlager
Manchmal reicht auch ein 9-Sekunden-Video – dieses erklärt sich ohne Worte, ausser denen, an die Logik und Argumente ohnehin (noch) vergeudet sind:
http://killerbeesagt.wordpress.com/2013/09/28/die-wichtigsten-9-sekunden-eures-lebens/
@ 18
Zunächst danke für den Link.
Ansonsten ist diese “Killerbiene” aber – ich habe gerade zum ersten Mal ihre Seite besucht – mehr als nur dubios.
Erstaunlich doch, wie “sie” vorgibt, für die Deutschen einzustehen, andererseits aber ständig kollektiv Hass und Verachtung gegen uns absondert.
Solche Leute können mir gestohlen bleiben. Und zwar unerheblich davon, ob sie wirklich so ticken oder dafür abgestellt sind, Schaden anzurichten.
“Ansonsten ist diese “Killerbiene” aber – ich habe gerade zum ersten Mal ihre Seite besucht – mehr als nur dubios.”
Den Eindruck teile ich. ;-)