Vegane Wahnsinnsburger und Wahnsinnswürste

Gestern sahe ich auf einem eher mickrigen Stuttgarter Stadtteilfest Würste und Burger im Angebot:

“Wahnsinnswurst 3.50 Euro – vegan”

und

“Wahnsinnsburger 3.50 Euro – vegan”

Ich wagte nicht zu fragen, was wohl eine vernünftige Wurst kosten möge, die selbst für hiesige Verhältnisse mit 3.50 Euro schon recht teuer wäre.

Auch frug ich nicht, indem ich mich einen Steckrüben-Lauch-Sellerie-Brätling auch selbst durchaus hinzubringen in der Lage sehe, in welchen veganen Darm denn die Wurst gefüllt  sei. Wahrscheinlich war es eine Art Wollwurst, also nur der Brätling, hüllenlos, in zylindrischer Form ausgebacken.

Nachdem es seit geraumer Zeit schon fleischlose Fleischsoße im einschlägigen Handel gibt (“Vegetarische Bolognesesauce”), frage ich mich, wer wohl als erster die vegane Ochsenschwanzsuppe auf den Markt werfen wird, veganen Gänse- und Schweineschmalz. Vegane Kaliningrader Klopse.

Veganen Spießbraten. Veganes original Ungarisches Gulasch. Veganen Rosmarinschinken. Vegane luftgetrocknete italienische Salami. Vegane Flugentenbrust. Vegane Dorade und vegane Scampis.

Der Wahnsinn kann auf Dauer ja nicht nur dem Plebejertum allein gewidmet werden, mit veganer Wahnsinnswurst und veganen Wahnsinnsburgern. Auch veganer Kaviar und veganer Roquefort müssen her. Vegane Wachteleier und vegane Schildkrötensuppe.

Alles andere wäre ja Diskriminierung. Man käme sonst irgendwann glatt auf die Idee, die Veganer ließen sich irgendwie unterkriegen.

Ja, ich bin ja schon sehr solidarisch. Ich trinke veganes Bier und veganen Wein (schon immer!), verwende veganes Öl und backe mein Brot allermeist vegan. Selbst die meisten Salate, die ich reiche, sind vegan.

Allein, die ungezogene Jugend, die macht wieder Probleme.

Ich will gar nicht wissen, was passiert, wenn ich eine hausgemachte Bolognesesauce ankündige, und diese stellt sich am Ende als vegetarisch, schließlich, auch noch ohne geriebenen Käse, als endvollvegan heraus.

Das gäbe keinen Zwergenaufstand (zumal der Große inzwischen größer als ich), sondern ein Schlachtfest.

“Ach nee, Papa, und du bist dieser Prediger von den richtigen Begriffen? Erzählst dauernd, bis zum Abwinken, dass die Begriffsverdreherei eines der größten Übel sei, welches jederzeit durch das Lichtschwert der klaren und geraden Rede in Stücke zu hauen?”

Ich werde also, diesen Wortfaschisten unterworfen, weiterhin sagen müssen, dass ich eine Tomatensauce mache, wenn ich eine Tomatensauce mache, diese, egal, wie viel Knoblauch, Sellerie, Rübe, Gemüsebrühe, rote Zwiebeln, Chili, Langpfeffer, Lorbeer, Basilikum, der Derdeibelwas mit eingebracht, nicht als vegetarische Bologneseauce bezeichnen können, ohne den letzten Rest Respekt zu verlieren, den ich ob meiner redlichen Bemühungen, Bekömmliches auf den Tisch zu bringen, noch aufrechtzuerhalten mich ständig bemühe.

Vielleicht probiere ich es aber mal aus. Obschon ich als Schwabe Verschwendung ablehne. Und kündige Wahnsinnswürste bzw. Wahnsinnsburger an. Liefere dann ein Gemüsebrät.

Nein, ich probiere es nicht aus. Das kann nur danebengehen. Ich bin, wie gesagt, gegen Verschwendung. Und ich will alle die Wahnsinnsburger und -würste auch nicht unter dem Gespötte meines Nachwuchses alleine essen müssen.

Sagt mir meine Vernunft.

 

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Eine Antwort zu “Vegane Wahnsinnsburger und Wahnsinnswürste”

  1. Dude sagt:

    Das Strategem der Redunanz wird hier langsam müssig, daher musste ich hier mal etwas entgegenhalten: https://dudeweblog.wordpress.com/2013/10/09/vegan-leben/
    Lasst schmecken! ;-)

    Aber ich will hier dennoch nicht unerwähnt lassen, dass der werte Göller durchaus in der Lage ist, ein sauberes, fleischloses Fondue Especial zuzubereiten. :-)

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