Ja, ich wiederhole mich, aber mit Absicht. Und nicht nur.
Friedrich Nietzsche und Heinrich von Kleist sind für mich die Meister der deutschen Syntax.
Ich weiß von unseren Ahnen keinen, der je so viel so klar, sinnig, vielschichtig und dabei geschmeidig in einen Satz zu bringen wusste wie diese beiden.
Manchmal ist es, wie als ob die Erde von einem Satze beben müsste.
Alles greift ineinander und ist am richtigen Ort. Nirgend ein Stocken, ein Bruch der Rede. Vollausgeführte Geisteskraft.
Eine Tonalität und Rhythmik, die mit Bach zu vergleichen; nirgend ein störendes Element, eine Silbe zuviel; es fließt und fließt und fließt und steht dann wie in Stein gemeißelt.
Männer, die in einem Satze, wie Nietzsche es ausdrückte, das sagen, was andere in ganzen Büchern sagen, in ganzen Büchern n i c h t sagen.
Sätze wie Lieder. Lieder, die die Welt umfangen.
Allein dafür hätte ich, wofern die Wahl gestanden hätte, mich als Deutschen inkarniert. (Ich wäre, des Cervantes’ wegen, beinahe Spanier geworden.)
Es ist mir völlig egal, wer mich ob solcher Aussagen für einen Schwärmer hält; das Beste ist auch als das Beste zu loben; man mag, zumal jungen Menschen, viel verzeihen, denn ihre Verführtheit schafft eben auch Uneinsicht und Ungebärdigkeit; wer das Echte aber fahren lässt, indem er sich einem unsinnigen Zeitgeiste anpasst, den nenne ich einen Hundsfott.
Und so haben wir es, weithin, heute hiermit: Jeder solle jederzeit so reden und schreiben, dass es die Laus unterm Huf der Kuh verstehe.
Ja, verdammte Hacke: Wir sollen alle zu lexikalischen und syntaktischen Idioten werden, auf dass jeder Depp mitgackern könne. Sonst seien wir asozial. DAS ist asozial.
Ich schweife ab. Was liegt an den egalitären Krumpfkriechern der Moderne.
Warten Sie’s mal ab.
Wenn ich Bildungsminister bin, wird auch wieder Satzbau gelehrt.
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Bildungsminister im Land der Hundsfotte? Das wäre mitunter ein interessanter, wenngleich auch schneller Weg in den sicheren Wahnsinn.
Ein korrekter Satz macht noch lange keine korrekten Menschen. Es ist diese Einsicht, die aus Philosophen Misanthropen macht.
@ Misanthor
Ach, da mach’ Dir um mich der Hundsfötter wegen mal keine Sorgen.
Deine misanthropischen Einwürfe aber gefallen mir. Ruhig mehr davon. Ich mag es, wenn meine Seite ordentlich gewürzt wird.
Eine schöne Huldigung, der ich umfassend zustimme!
@ TanjaKrienen
Freut mich sehr, solches Lob aus Deinem Munde.
Wenn die Schwerter durcheinanderliefen, gleich rotgefleckten Schlangen, da wurden unsere Väter dem Leben gut…
@ Hildesvin
Und wenn meine Bosheit eine lachende Bosheit ist, heimisch unter…
Im Zarathustra hat Nietzsche allerdings weniger, wie sonst oft, seine weitgespannte syntaktische Meisterschaft offenbart, sondern höchste Poesie in bemerkenswert einfacher Prosa.
Tausend Meilen über das hinausgeflogen, was bisher…