Guten Tag, mein Name ist Strukturiert.
Reiner Zufall, und ich will Ihnen versichern, dass das wirklich kein Künstlername ist. Ich funktioniere aber sehr gut. Das beweise ich Ihnen jederzeit gerne.
Archiv für den Monat Juli 2013
Herr Strukturiert
Mittwoch, 31. Juli 2013Handyoten
Montag, 29. Juli 2013Vorhin kommentierte ich auf Jermains Seite
http://ultimativefreiheitonline.wordpress.com/2013/07/19/das-betreten-meiner-wohnung-mit-einem-aktiven-mobilfunktelefon-ist-ab-heute-untersagt/
wie unten nachzitiert:
“Diese Mobiltelefone sind wirklich eine Pest. Ich weiß nicht, wie schädlich die ausgesendete Strahlung ist, dass sie die Leute massenweise zum Spinnen bringen aber ist glasklar. Neulich erlebte ein Kumpel von mir, wie ein junges Mädchen (vielleicht siebzehn), daddelnd, Vollkante gegen einen Laternenpfahl lief, kurz vor der einfahrenden Trambahn. Ein Schüler erzählte mir, als ich ihm das berichtete, dass es inzwischen eine App gebe, die einem auf dem Display vom Idiotenteil per Vorwärtskamera beim Laufen zu den anderen Sachen den Film vom Voraus einblendet, also, dass Aufschauen, nicht überfahren zu werden, nicht mehr nötig. Was natürlich eine Illusion ist. Wahrscheinlich sterben in Deutschland jährlich mehr Menschen an Mobiltelefonunfällen als in zehn Jahren an Terroranschlägen. Wie viele Kinder gleich gar nicht gezeugt werden, weil die möglichen Eltern es lieber mit ihren Handys treiben, das dürfte Legion sein. Stürbe man an Verblödung schnell, was leider meist nicht passiert, so gingen die Opferzahlen in die Millionen.”
Was macht man mit Leuten, die nicht einmal mehr die Straße vernünftig entlanggehen? Derartigen Selbst- und Fremdgefährdern?
In meinem Stammwirtshause immerhin geht jeder auf die Gass’, wenn ein Anruf reinkommt oder er einen absetzen will.
Das ist schonmal ein Anfang.
Besser noch ist das, was Jermain ansetzt: Wer reinwill, muss ausmachen.
So ist es schon in der Oper und in Schulen.
Wir brauchen immer mehr handyfreie Zonen. Eine Graswurzelbewegung der freiwillig handyfreien Zonen.
Nicht nur in Krankenhäusern, wo direkt Leben gefährdet werden kann.
Gerade auch in Wirtshäusern, wo verständige Menschen verkehren, sollte Ausschalten Komment sein.
Und, eben, wie Jermain es anführt, in privaten Wohnungen.
Ich überlege mir, das auch zu machen. Wobei ich nicht weiß, wie meine halbwüchsige Schülerkundschaft – es ist eben meine auch eine Geschäftswohnung – darauf reagieren wird, ob ich da Schlaganfälle und Kündigungen in solcher Reihe provoziere, wie ich mir das nicht leisten kann.
Bei uns ist jedenfalls die ganze dreiköpfige Familie (die Kinder wissen schon lange, was ein Handy ist) handyfrei. Jedenfalls so gut wie. Nur in seltenen Notfällen grubbele ich mir irgendsoein Teil heraus (ist schon lange nicht mehr passiert).
Ich hatte einen Elektroingenieur als Englischschüler, das ist schon bald zehn Jahre her, der als deutscher Vertriebschef eines amerikanischen Konzerns sehr viel mit dem Handy telefonieren musste. Es ging einfach nicht anders. Den, ein totaler Nichtesoteriker, hätten Sie mal fluchen hören sollen.
“Kriegst einen an der Klatsche. Ab einer Stunde am Tag eiert dir die Rübe. Das erste, was ich nach diesem Job (er ging schon aufs Rentenalter zu) mache, ist dieses verdammte Scheißhandy in den Müll schmeißen. Erste Amtshandlung.”
Im Auto installierte sich der Ingenieur sein Handy stets im Kofferraum, hatte sich eine Leitung zur Sprechanlage nach vorne ins Cockpit gelegt, um das Scheißding nicht nur nicht am Ohr haben zu müssen, sondern nicht einmal in sechzig oder achtzig Zentimetern Entfernung. Diesem wackeren Manne musste keiner erklären, dass die Strahlungsintensität mit dem Quadrate der Entfernung abnimmt, also jeder Millimeter zählt.
Wenn ich einmal einen nichtparanoiden Menschen kennengelernt habe, so war es dieser, der sich über die Hauptschule und Spätfachabi und Studium bis in Führungspositionen der Industrie hinaufgekämpft hatte. Er war auch fest davon überzeugt, dass er nicht übermäßig empfindlich sei, auch bezüglich dieser Sache nicht, dass die anderen Idioten nur nicht wüssten bzw. merkten, was sie sich antäten.
Man bedenke, dass man, wenn man sich so ein Scheißding ans Ohr hängt, den Emitter gerade mal wenige Zentimeter vom Hirn entfernt hält. Härter wäre es nur noch, steckte er mittendrin. Das Hirn als eine Art Dockingstation fürs Handy. Apart. Da strömen die Hirnströme nur noch so, wie die Sau.
Und: Wieso eigentlich soll ein Privatmensch “immer erreichbar” sein?
Was für einen Wahn haben sich die Leute denn da reingebraten?
Bin ich denn die Feuerwehr oder die Polizei? Der August von der Seppeline?
“Smart”, was wirklich vom Worte Schmerz abstammt, dann aber (nicht im Verb!) adjektivisch einen bemerkenswerten Bedeutungswandel hin zu “clever” (Kleber), geschickt, wief, intelligent genommen hat, kehrt beim Smartphone zu seiner Urbedeutung zurück.
Das Smartphone ist der Turbo für die Rast- und Ruhelosigkeit, der, “multiple tasking” ist “cool”, fürs Hirnabsterben im Sauseschritt sorgt.
Man reflektiert nicht mehr, man krattelt und lallt und daddelt.
Das Gemeine daran ist, dass die entstehenden Schmerzen irgendwie, auch erst langfristig, eintreten, überdies nicht dem Schmerzphon zugeordnet werden, denn das kann ja nicht Verursacher sein.
Je mehr es also wehtut, um desto mehr werden über das Schmerzphon Leute angerufen werden und Daten gesucht und Entspannung, die Suchtkrankheit nimmt nur noch zu. Und die Strahlendosis.
Da sollen die Leute lieber mal, wie Jermain, ein Zigarettchen rauchen, oder auch einen Joint, mal ein bisschen denken, statt sich mit dieser perfidesten aller privat verfügbaren und verbreiteten Elektrokasterei noch die letzte intakte Leitung aus dem Oberstübchen zu blasen.
Von der Erledigung des Wichtigen
Montag, 29. Juli 2013Ich weiß gar nicht, was ich zuerst machen soll. Also wird es ein Aphorismus.
Norbert Blüm für Familie
Sonntag, 28. Juli 2013Hier hat der fast vergessene Norbert Blüm ein altersweises Stück vorgelegt, endlich einer in meinem Sinne geredet.
http://www.faz.net/aktuell/politik/familienpolitik-falsches-glueck-12307991.html
Ich will jetzt nicht einmal Zitate anbringen: Es möge die ganze Wucht des Textes ungebrochen wirken.
Der Wahnsinn unseres Kapitalismus’ wird hier schonungslos offenbart, dass er auch, glitzernd bemäntelt, nicht einmal mehr vor Kleinstkindern halt macht, das Programm heißt, ihm schon diese bedingungslos zu opfern.
Eltern sind gerade noch dumm genug, Nachwuchs zu zeugen und diesen unterm Strich dabei über jedes Maß als Selbstzahler der weiteren Verwertung zuzuführen. Von Erziehung verstehen sie sowieso weniger als die staatlich approbierten Erzieher, die immerhin gleich sechs oder acht der Nachwüchsigen politisch korrekt zu erziehen wissen, anstatt nur vielleicht zwei nicht ganz in diesem Sinne, was mehr als untererwünscht.
Den Frauen – sind die doch alle blöd? – verkauft man dies Rezept als ihre Befreiung; absurder könnte man es kaum treiben.
Und in der Wirtschaft sind viele so unglaublich doof, dass man es nicht glaubte, sähe man’s nicht. (weiterlesen…)
Vom Strategeme des unausgesprochenen oder unaussprechlichen Wortes (Nr. 48)
Freitag, 26. Juli 2013Das bekannteste “unaussprechliche” Wort ist natürlich jenes des JHVH.
Hier soll aber nicht vorzüglich in jener speziellen Judengeschichte herumgestochert werden, sondern das Phänomen, das Strategem strukturell angegangen.
Es kann zu überaus bösartigem Einsatze verwendet werden. Der Strategemanwender lässt ständig oder immer wieder, gut dosiert, durchblicken, was er sagen könnte, aber nicht sagt, so lange, bis der Angegriffene es selbst ausspricht oder es um ihn herum die Spatzen über ihn von den Dächern pfeifen.
Beidenfalls hat er es selbst nicht gesagt: So edel war er, die anderen kamen von selbst darauf.
Es kann aber auch da notwendig zum Einsatz gebracht werden, wo etwas einfach noch nicht zu sagen klug ist, indem man es ständig anklingen lässt, oder bestimmte Dinge gar bei Strafe zu sagen verboten, der Büttel käme.
Hier besteht die Kunst dann darin, dass das im Raum stehende Wort, die Wendung, die Konjektur, beständig von der Peripherie her aufgeladen werden, die Gedanken und schließlich Worte anderer zum Kerne konzentrisch und spiralförmig hingeführt.
Indirekte Verleumdung, Verführung in Liebesdingen, Unterhöhlen eines Tabus ohne dessen offenen Bruch zu begehen: die Anwendungen des Strategems sind vielfältig.
Es kann bei der Strategemanwendung selbstverständlich am klügsten sein, das Misswort langsam zu schüren, auf dass sich ein besonders verbreiterter, plötzlich zur Lohe zu bringender Schwelbrand ergebe. Das Strategem ist vom Wesen her ein eher langfristig zum Einsatz kommendes. Obschon es auch in einem Gespräche binnen dreißig Sekunden oder fünf Minuten gefragt sein kann.
Der Opponent hat, wenn das Unaussprechliche das Auszusprechende ist, der Strategemanwender dies sich klug zunutze macht, langfristig sehr schlechte Karten. Immerhin hantiert desfalls der Strategemausführende mit der Wahrheit.
Das kann ihn dann, mal wieder, auch den Hals kosten. Aber nicht ganz so leicht, weil sein Hals mittelbar auch dem anderen den seinen kosten könnte.
Aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist dieses Strategem fast ebenso, wenn nicht doch ebenso interessant wie jenes des günstigen Witzes. (Nr. 47)
Die beiden Strategeme werden natürlich oft verkettet angewandt. Das muss nicht weiter erklärt werden.
Ich date, du datest…
Freitag, 26. Juli 2013Ich date, du datest, er, sie, es datet, wir daten, ihr datet, sie daten.
Das waren noch Zeiten, als man noch diskret ein Date daten konnte.
Das ging so, im Großen und Ganzen, bis in die Neunziger.
Jeder datete, wie er gerade lustig war.
Inzwischen ist’s aus mit dem unbeschwerten Daten. Man ist ja schon upgedated, bevor das Date überhaupt steht. Und wer garantiert einem, dass, im Falle es klappt doch, beim Date nicht irgendein Schmerzphon die ganze Nummer und das Gestöhne direkt ins Netz überträgt, wenigstens jenen, die einen später mit den Daten zum Date updaten möchten?
Manche meinen schon, man solle nicht mehr so viel daten, weil das sei ja offenkundig nicht klug. Der date liefere sich selbst aus. Ohne Daten keine Daten.
Welche Dates traut man sich noch zu daten?
Das Daten macht ja auch gar keinen rechten Spaß mehr, wenn die ganze Welt wissen kann, dass man ein schlüpfriges Date hat. Manches Date zieht ja daraus einen Großteil seines Reizes. Wenn es dumm läuft, und das passiert oft, daten die Deutschen wirklich noch weniger, und wir sterben aus alswie ein Bienenvolk, das sich auf die Antarktis verflogen.
Es liegt wohl an, dass man ohne Daten datet. Irgendwo im Wald, spontan, keiner ein Schmerzphon dabei. Man datet ohne vorherige Ansage, wie es gerade kommt. Man datet einfach bis zum Mandat. Das gibt im Hochsommer, wo es sich dorten am besten datet, starke Widderkinder.
Die Sache wird wieder urtümlich, mit dem Daten.
UND ER ERKANNTE SEIN WEIB! (weiterlesen…)
Vom Strategeme des günstigen Witzes (Nr. 47)
Donnerstag, 25. Juli 2013Das Strategem des gunstverschaffenden Witzes begegnet uns praktisch überall, auf Schritt und Tritt. Werber, Politiker, Redner, Buhlende, Lehrer, Schreiberlinge: Es ist allgegenwärtig in Anwendung.
Schwierig wird es aber, was wunder, in gefährlicher Lage.
Da mag es sich dann sowohl um in der Not ad hoc zu findende tragfähige Witze drehen, als auch langfristig und verschlüsselt angelegte. Und halbverschlüsselte angelegte sowie dergestalt verschlüsselte, dass der speziell damit belegte Lachende nicht eigentlich weiß, weshalb er lacht, dass, wenn dies anliegt, viele oder die meisten oder fast alle nicht wissen, weshalb sie lachen.
Und es geht um jene Witze, zu denen die Leute sich nicht trauen zu lachen, vor sich selbst wie vor anderen, wo zunächst nur ein innerer Lachreiz erzeugt werden soll. Womöglich als Anfang oder Zwischenglied einer strategemisch aufgestellten Reihe von Witzen. Als Vor- bzw. Begleitwitz sozusagen. Als Weichkochwitz.
Und natürlich scheinbare wie wirkliche Ablenkwitze, die erst recht weiter in die gewünschte Richtung lenken.
Ohnehin kann der Strategemausübende vor einer so schwierigen, langfristig zu betreuenden Aufgabe stehen, dass er die meisten Witze gar nicht auch nur als dahingehende klare Versuche zutage treten lassen darf, sondern sie irgendwo in seiner Prosa so einzubetten, dass sie, wenn wahrgenommen, wie zufällig wirken, jedenfalls nie unzweifelhaft dingfest zu machen, bei den meisten ohnehin, meist, eher unterschwellig wirkend. Ja, anderen aber schon hörbar.
Der Punkt, so banal das klingt, ist auch schlicht der, dass die meisten Menschen lieber mehr lachten, als sie es tun, dass Lachen bekanntlich befreiend wirken kann, weshalb es auf verschiedensten Ebenen, eben auch unterbewusst oder halbbewusst nachgesucht wird. Wer also mit dem Strategeme des günstigen Witzes, als sich wiederholendes, mehrdimensionales Kettenstrategem, umzugehen weiß, kann sehr wohl im Großen wirken.
An bestimmten Stellen kann es sein, dass der Strategemanwender plötzlich gezwungen ist, den Narren zu spielen oder, es kann auf dasselbe hinauslaufen, eine ganze Witzkaskade abzusondern. Viele Leute stehen einfach stupefakt, wenn zu schnell zu viel Schräges auf sie einstürmt, halten allein deshalb inne, sehen vielleicht gar von schon fest geplanten oder spontan ins Hirn geblitzten übelsten Vorhaben und Taten ab. Die Witzkaskade kann ganz unmittelbar Leben retten. (weiterlesen…)
Acht Dosen für Optimisten
Mittwoch, 24. Juli 2013Tätteldierätteldietingeldietangeldieblöd
Euroschnarrovornkarrolügmichinzwich
Humpeldrohnrumpelschießmichverließdich
Monsantogenantogugelupfabrupf
Holzaugenstolzsaugenallsehverdeh
Radähundbähdrehschmäh
Krumpfschwachmumpfentrumpf
Auspfitzrampenbambelgehampel
Hierarchie der Katastrophen
Mittwoch, 24. Juli 2013Philosophie ist schon katastrophal. Weiber aber sind das Ende.
Vom Strategeme des vorgeblich verlorenen Interesses (Nr.46)
Mittwoch, 24. Juli 2013Das Strategem des vorgeblich verlorenen Interesses beruht auf Irritation und der Geltungssucht des anderen.
Man interessiert sich an einer Sache vorgeblich oder tatsächlich merklich sehr (das Strategem eignet sich besonders zur Eroberung von Frauen: Ich sage das, obschon ich in dieser Disziplin nicht besonders gut, achwas, erbärmlich, weil ich es theoretisch verstanden habe), wendet sich dann, scheinbar enttäuscht oder einfach nicht mehr interessiert, gar etwas angeödet, ab.
Das Opfer des Strategems wird sich fragen, zunächst geschmeichelt ob des Begehrs (geschäftlich oder amourös), weshalb es denn plötzlich so sehr an Attraktivität verloren habe.
Es wird an sich zweifeln. Sich fragen, was es denn falsch gemacht habe. Weshalb das doch erst große Interesse des anderen so plötzlich verlorengegangen sei. Auf den Strategemanwender womöglich, sich erst rar gemacht habend, auf einmal, oder nach und nach, zugehen, ihn als wichtiger empfindend als vordem. Ihn mindestens bedeutender, spannender finden.
Der wird dann nicht gleich wieder für das (die) Angestrebte entflammen, sondern diesem (dieser) mit einer gewissen, allerdings nicht zu kühlen Distanz begegnen. Er weiß schon noch, zeigt das auch, dass er mal was wollte, aber die Wichtigkeit, das Interesse, hat sich scheinbar verflüchtigt.
Der Strategemanwender bleibt verbindlich; freundlich; er tut aber keinen sichtbaren Schritt mehr in Richtung der anderen Partei.
So lockt er sie zu sich; ihre Eitelkeit, ihre Selbstwichtigkeit, tun ihr Werk.
Endlich pflückt er sie einfach gleich einer reifen Frucht.
Vom Strategeme der Ehrlichkeit (Nr. 45)
Mittwoch, 24. Juli 2013Das Strategem der Ehrlichkeit ist das eleganteste aller Strategeme.
Man wendet es an, indem man gewissermaßen gar kein Strategem anwendet: in dem Sinne, dass man durch Nichttäuschung täuscht.
Der Gegner legt jedes gesagte Wort, alles redlich, auf die Goldwaage, wird dadurch verwirrt, dass man sich ständig offenbart. Er kann es gar nicht glauben, dass man kein Strategem verwende, so dumm könne der andere ja gar nicht sein, spinnt allerlei Verschwörungstheorien desbezüglich, was der andere für Strategeme anwende, wird ganz irr darüber.
Er sucht immerzu nach einer dingfest zu machenden Lüge, Täuschung, und er findet keine. Selbst seine Berater beginnen, an ihrem Heerführer zu zweifeln, da dieser hinter jedem Busch Gespenster sieht, ersinnt, einfach nicht glauben mag, dass da ein so gescheiter Mann, der einfach nur redliche Rede führe.
Der andere verstrickt sich in immer mehr Irrungen. Er klagt den seinen Widersacher der Lüge an, wo dieser zweifelsfrei sauber herauskommt. Schwächt sich also selbst.
Das Reden der Wahrheit ist ein wahrhaft königliches Strategem.
Es ist allerdings auch dabei darauf zu achten, wie viel Wahrheit man wann wo rede.
Ein bloß unbedarftes, jederzeit unbedacht offenes Maul taugt selbst hier nicht.
Natürlich lässt sich, wo dies endlich vielleicht doch noch not tut, ein anderes Strategem, eine echte Täuschung, dann am besten unter den gesetzten Bergen von Wahrheit verbergen.
Insofern kann das 45. Strategem auch als ein Vorbereitungsstrategem dienen.
Vom Strategeme der vorgespiegelten strategemischen Überheblichkeit (dem 44.)
Dienstag, 23. Juli 2013Das 44. Strategem der vorgespiegelten strategemischen Überheblichkeit bedarf in seiner Ausführung einer ganz besonderen Finesse.
Ein Tölpel ist ein Tölpel, wird strategemisch ohnehin nicht weit kommen.
Hier geht es aber darum, dass der Ausübende des Strategems ständig wachsam und fintenreich erscheint, damit sein vor dessen Listenreichtum durchaus gewarnter Opponent jederzeit glaubt, jener sähe wirklich nicht, was er ausführe und vorhabe.
Der selbst zu Überlistende muss seinen Gegner als einen wahrnehmen, der immerzu wachsam, überaus gewieft, aber dann doch zu selbstgefällig, so dass er die Strategeme des anderen sämtlich meint, zu erkennen, er deshalb ein entscheidendes, oder auch mehrere, übersähe.
So wird der Gegner seine Strategeme, in immer mehr Sicherheit gewogen, umso fahrlässiger ansetzen, darüber immer mehr von seinen Plänen verraten.
Irgendwann wird er sich gar vor seinen Kumpanen dessen rühmen, wie er den anderen hinters Licht geführt habe.
Wichtig bei der Ausübung dieses Strategems, das sehr häufig sehr lange nicht entdeckt und zum sichtbaren Vorteile gebracht werden darf, ist äußerste Selbstdisziplin und Geduld.
Der Verdacht, man habe doch etwas von den sinistren Machenschaften der Gegenseite bemerkt (dieses Strategem ist ein echtes Verteidigungsstrategem), darf meist nur sehr unterschwellig und leise, wenn überhaupt, ab und an, gestreut werden. Andererseits hat man, gerade dadurch, wie gesagt, nicht so unachtsam zu wirken, dass es auffällt. Das würde bemerkt, verdürbe alles.
Man muss also dem Gegner auch einmal offen ein bisschen auf die Schliche kommen. So bemerkt er nicht, dass das 44. Strategem angewendet wird, meint er, dass er letztlich doch voll im Sattel säße, zumal der andere ja noch so dumm, seinen Verdacht nicht zu verbergen.
Ein sehr schwieriges, komplexes Strategem. Denn es umfasst regelhaft ganze Strategemverkettungen.
Seine schönste und fruchtbarste Anwendung findet dies Strategem natürlich in der Anbahnung einer dauerhaften Liebesbeziehung.
Aber auch dann, wenn es ums Überleben geht und um nachhaltige, große Veränderungen für viele.
Vom Entkönnen
Sonntag, 21. Juli 2013Man kann auch entkönnen. Das schafft man, indem man sein Können lange genug nichts mehr schaffen lässt.
Aphorismus für Kenner
Sonntag, 21. Juli 2013Wir sind da, wo es hingeht.
Vom Strategeme der ständigen Enttäuschung (dem 43.)
Sonntag, 21. Juli 2013Das Strategem der ständigen Enttäuschung ist fast immer mit einem nicht unerheblichen Aufwande verbunden.
Man wendet es an, wenn ein Gegner nicht einfach zu besiegen ist, man den Gegner nicht direkt fassen kann, nicht offen gegen ihn auftreten will.
So wird man z.B. jemandem ständig Aussichten auf geschäftliche Aufträge, auf Weiber, auf den von ihm angestrebten Durchbruch irgendeiner Art machen, um dann immer wieder am Schnürchen zu ziehen, immer wieder, bis zur Erschöpfung, Frustration, Lächerlichmachung des anderen zu enttäuschen.
Im Idealfalle wird der andere sein Vorhaben als sinnlos erachten, aufgeben, sich gar selbst dafür verachten, es je angesonnen zu haben.
Allerdings hat auch dieses Strategem, wie jedes, wenn es erkannt wird, seinen Haken: Erkennt es der Gegner, so wird er immerzu, oder meist, auf die Angebote eingehen, aber, die Sache durchschaut habend, nur noch einen minimalen Aufwand darauf geben, während der Strategemausübende ständig weitaus mehr Mühe daran zu setzen hat, also zumindest energetisch relativ verliert.
Zudem kann das “Opfer” des Strategems dabei immer klüger werden; klüger desbezüglich, weshalb es eigentlich mit solchem Aufwande belagert; klüger bezüglich der schwachen Punkte des Strategemausübenden; klüger bezüglich der Sache selbst.
Das Strategem Nr. 43 wird daher fast nur aus einer sich gefährdet fühlenden, noch ressourcenmäßig klar überlegenen Übermacht heraus ausgeführt. (Natürlich auch in Liebesdingen, den Begehrenden loszuwerden oder ihn zum Behufe einer Sache, dass er noch mehr sinnlos renne, weichzuklopfen.)
Im großen Stile organisiertermaßen wird dieses Strategem, es ist ziemlich hinlänglich erforscht, des Aufwandes halber nur selten angewandt. Dafür aber erst recht, wenn es um Dinge von großer Tragweite geht. Da ist es nicht selten das Strategem der Wahl. (weiterlesen…)
Wiederholungen endemisch
Sonntag, 21. Juli 2013Ich schrieb eben als Kommentar, auf einer Qualitätsseite, auf den Vorwurf hin, ich wiederhole mich hier immerzu, extern:
“Ja, es tut mir sehr leid um meine Leser, dass sie immerzu meine Wiederholungen lesen müssen, um mich auch ein bisschen, da ich sie ja alle selber schreiben muss. Kann höchstens mal sein, so alle paar Monate, dass ein Gast sich die Mühe macht, etwas zu wiederholen.
Fällt einem nichts Neues ein, so wiederholt er sich eben. Wenn er’s nicht einfach lässt.
Wenn man nun aber, so wie ich, nur schreibt, um sich selber wieder zu hören, nur ein klein wenig anders, so ergibt sich die Motivation ganz anders. Da ist es einem auch egal, dass man keine sonderliche Qualitätsproduktsdichte hinkriegt. Der einzige Leser, der zählt, ist eh der Schreiber.”