Vom Gegengifte für die Menschheit

Wie ich bereits in einem Kommentar zu “Gründerzeit in Südschwitz” erwähnte, meinte R. vor ein paar Tagen zu mir, die Menschheit bedürfe eines “Gegengifts”.

Vom Grunde her sehe ich das schon lange so; doch hat der klare Begriff weiteres Nachdenken bewirkt.

Aus was müsste das Gegengift bestehen, wie wäre es zu gewinnen, wie einzusetzen und zu dosieren?

Ich war mir mit R. einig, dass wir jetzt nicht davon sprächen, allfällige Lügen der globalen Finanz-, Medien- und Kriegstreibermafia zu entlarven, so notwendig, lobenswert und wichtig diese von vielen unter großem persönlichen Einsatz verrichtete Arbeit auch ist, sondern von einem kulturellen Entwurf, einem Schaffen, welches nicht gegen, sondern setzend, positiv, gerade junge Leute mitreißend, allerlei Resignierte und Verzweifelte wiedererweckend, von einer Kraft, die das Gift zersetzender gleichmacherischer Afterkratzdekadenz nach und nach wirkungslos macht.

Nähern wir uns der Sache behutsam.

Vier Dinge, wenigstens und zunächst diese vier, müssen zusammengeführt werden: Geist, Liebe, Schönheit und Freude.

Der Geist muss alsowohl ein verzeihender sein wie ein wegweisender; die Liebe muss wahrhaftig fühlbar sein, kein Möchtegernschlechteszumgutenumlieben; die Schönheit muss ebenso klassisch gespeist sein wie von neu gefundener Strahlkraft; die Freude muss ebenso unmittelbar erheiternd sein wie Ansporn zum eigenen Schaffen.

Ein Fünftes gehört dazu. Es ist das Ich, die Individualität, der Mensch, dessen Recht auf Unterschied. Die Freiheit.

Verbunden sein müssen diese Fünf in einer Leichtigkeit, Harmonie und Fülle des Ausdrucks, als konkret wie im übertragenen Sinne waltendendes Prinzip des Goldenen Schnitts, gleich Grundkräften (ich weiß, dass bisher nur vier physikalische erkannt sind; doch könnte das ja gerade passen), im Klang.

Es geht dabei erstmal nicht darum, dass die Menschen bewusst begreifen; vielmehr jeder zunächst ihm zugängliche Teile (“Du gleichst dem Geist, den du begreifst” wird auch hier eingangs gelten).

Das unmittelbare Empfinden ist anzusprechen, gleich, ob sofort merklich oder unmerklich; dies dadurch, auch, dass daran hindernde, feste gedankliche Programmschleifen von immer weniger fesselnder Macht.

Ich weiß, dass all dies nicht nur recht theoretisch-geschwätzig klingt, sondern überdies hochtrabend. Schwärmerisch gar.

Indes: Wie sonst, als wenigstens so ähnlich beschaffen, sollte das Gegengift aussehen?

Es zu entwickeln, bedarf es zweifellos viel Muts und großer Kraft. Wir alle sind von hundert Jahren (wenn nicht tausenden) der siechmachenden Wirkung des Giftes geschädigt. Gut: wer nicht?

Entscheidend wird sein, dass wir unserer Gebrechen und Verluste bewusst, ohne uns von diesen in die Irre führen, entscheidend hemmen zu lassen; sie ignorieren zu wollen, wäre töricht; sie lauern überall.

Wir müssen genau hinhorchen, auch was erste Reaktionen auf unser Schaffen anlangt; es darf uns aber nicht bekümmern, wenn diese fast nur negativ ausfallen oder gar – wirklich oder scheinbar – nicht einmal vorhanden. Wer auf schnellen Erfolg schielt, hat auf diesem Pfade nichts zu suchen.

Irgendwann aber kommt eins wie von selbst zum anderen. Einer zum anderen. Erst dann zeigt das Gegengift sichtbar Wirkung.

Was dann, voraussichtlich, schaffen wir es so weit, geschehen wird, darüber möge sich der bis hierher gefolgt, schonmal seine Gedanken machen. Man sollte vorbereitet sein. Ich werde es in absehbarer Zeit erörtern.

 

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2 Antworten zu “Vom Gegengifte für die Menschheit”

  1. Armin sagt:

    Schöner, mutmachender Artikel. Ich mag das Konzept vom “Gegengift”.

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Armin

    Danke.

    Mir macht Mut, wie Du auch und zumal über feinverwobene Metaebenen auf Deiner Seite vorgehst. (Das werde ich jetzt nicht näher erläutern; mögen die Leute mal selber denken.)

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