Bin eben mal wieder auf einen sentimentalen Weibsblog geraten.
Nicht ein Gran Relevantes, aber den Leuten, wohl auch Männern, wie man an den Kommentaren sahe, gefällt’s.
Letztere überfliegend – ich war schonmal dort, und es war kaum anders – fand ich nicht eine Aussage von Gehalt: Jede fühlt mit jeder und jedem und jeder mit jeder und jedem, und das scheint so gut zu tun, dass einiges zusammenkommt.
Ich frage mich natürlich, wie langweilig es Leuten sein muss, dass sie sich derlei zum Steckenpferde machen.
Oder, andersherum: Wie emotional verarmt, wie einsam müssen Leute sein, dass sie sich, im Grunde aussagelos, gegenseitig im Netz dergestalt anerfühlen?
Wieso gehen die nicht ins Wirtshaus, mit jemandem zu reden, tauschen stattdessen fernschriftlich graus redundante, grenzwertidiotische Happen aus?
Außer der emotionalen Armut, die dahinterstecken dürfte, bleibt nur noch eine logische Erklärung für solch ein Verhalten: Man fühlt sich sicherer, wenn kein wirklicher Mensch in der Nähe, die Tastatureingabe alles Erleben jederzeit an- oder ausmachen kann.
Gefahrlose Gefühligkeit. Jeder kann jederzeit da sein, oder auch weg, und wieder da. (Die vorgeblichen oder auch tatsächlichen Männer, man weiß es ja nie, wirkten sehr weibisch. Noch der kleinste Arschkratzer war ihnen zwanzig Pfund Mitgefühl wert.)
Naja, ich bin mal wieder etwas hart. Früher gingen solche Leute in den Bibelkreis, heute machen sie es sich so. Man übertrifft sich gegenseitig im Liebsein, und das ist ja auch eine Art des Wettbewerbs.
Beinahe hätte ich Lust dazu, dort mal hineinzustinken. Den Spaß untersage ich mir aber, so sehr er mich reizen mag. Immerhin zwingt da keiner in den Kinderhort, alle sind freiwillig da.
Und man ist sehr geistig, denkt man. Man rettet mit jedem lieben Satz den anderen, sich und die Welt.
Die Hohlwelt. An die glauben ja auch manche. Ich kann noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass es die, außer dort, nicht gibt.
Einsamkeit, Verdrängung, Übersprungshandlung, Flachsinn. Fünftes Element: Feigheit.
Ja, derzeit waltet ein wenig der Gnadenlose in mir.
Das dauert aber höchstens so lange, bis dass ich davon höre, wie Konstantin an der Würzburger Universität gewirkt. Da wird auch aus mir wieder ungeteilte Liebe und Freude brechen.
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“Beinahe hätte ich Lust dazu, dort mal hineinzustinken.”
Ich stell mir das grad leibhaftig vor, und mir fällt nun, vor Grinsen, schon beinah der Kiefer runter…
Liebe Grüsse aus der Vollwelt. :-)
Ps. Heute warst Du aber in Fahrt!
@ Dude
Freut mich, dass meine durchaus sachlichen Beobachtungen wenigstens von einem nüchternen Hagestolzen wie Dir nicht mit Zähneknirschen aufgenommen werden.
Ich weiß natürlich, dass derlei Kulturkritik nicht überall gut ankömmt; immerhin ist hier auch die Rede von Frauen, die sich dem fortgesetzten Unfuge verschrieben haben, was es ja bekanntlich nicht gibt, nie gab und nie geben wird. (Frauen können selbstverständlich niemals so blöde sein wie Männer; manchmal aber tue ich so, als hätte ich das doch nicht schon längstens intus.)
Haha, köstlich amüsiert!
Hätte es dann gar nicht mehr geschafft, auf den Link zum erwähnten Blog zu klicken (wäre da einer gewesen) denn mein Finger erschlaffte vor lauter lieblicher femininer Feinheit (mit ganz, ganz, ganz minimen sanftmaskulinen Restattributen) zu einer Trockenblume.
“Man fühlt sich sicherer, wenn kein wirklicher Mensch in der Nähe, die Tastatureingabe alles Erleben jederzeit an- oder ausmachen kann.
Gefahrlose Gefühligkeit. Jeder kann jederzeit da sein, oder auch weg, und wieder da.”
Das ist eben ein so Nebeneffekt der so oft hochgelobten digitalen Revolution, der mich schon auch traurig stimmt. Man könnte ihn abgedroschen das Facebookfriend-Syndrom nennen. Digitale Vereinsamung vom Fein(book)sten…