Ganz Deutsch-Südschwitz, zumal der Rentner-Olli, ist erleichtert. Das dräuende Landser-Fremdenlegionärsbesäufnis in der Hauptstadt Freiberg konnte abgewendet werden.
https://unzensiert.zeitgeist-online.de/2013/02/27/es-braut-sich-was-zusammen-in-deutsch-sudschwit/
Es gelang mir tatsächlich mittels einiger Ebriefe nach Deutsch-Norddoof (also Berlin und das Altreich) die dräuende Katastrophe zu verhindern. Die Sause wurde unter irgendeinem Vorwand diskret abgesagt.
Olli hat sich mir gegenüber sehr großzügig erzeigt: ein Jahr Freibier in allen seinen Lokalen (er hat jetzt auch im aufstrebenden Zweitort von DSS, in Buschhausen, gut 100 Kilometer westlich von Freiberg, eine sandrige Kneipe aufgemacht, nachdem er es nicht mitansehen konnte, wie da zwei eher bescheidene Beizen eröffneten, recht stillos).
In der “Blonden Gazelle” geht es, zumal wochenends, wahrlich hoch her. So gut wie keine Rentner (nur der rüstigsten), ansonsten mordsmäßig durstige Hintlinge aus dem Busch, Abenteurer, Strandgut aus Norddoof, ich als bislang einziger Journalist.
Der Ort wirkt zwar noch etwas provisorisch; durch spezielle Lehmbauten (mit luftkühlenden, optimierten Badgiren) finden sich jedoch schon Plätzchen, wo es für DSS-Verhältnisse geradezu kühle; gen Norden hin hat man einen den Saharawind hemmenden Dornbuschwall errichtet; der beste Brunnen von ganz West-Deutsch-Südschwitz befindet sich dort.
Einmal im Monat treffen sich die Hintlinge auf dem Platz der Freiheit zum Thing (sie nennen es wirklich so!), um alles, was die Gegend betrifft, zu besprechen, Gemeinschaftsprojekte zu beschließen, Streitigkeiten zu schlichten. Nicht wenige kommen mit dem Kamel, denn Sprit ist teuer in West-Deutsch-Südschwitz.
Auch ein kleiner lokaler Markt hat sich gebildet, wo Wildbret, Früchte und Gemüse, allerlei Erzeugnisse der Region, feilgeboten werden. Die Abhängigkeit von der Hauptstadt, und damit indirekt von Norddoof, so wurde es auf dem letzten Jahres-Thing beschlossen, soll systematisch verringert werden. Baumaterial, Werkzeuge usw. werden statt des stets validen Bieres oder Euronen jederzeit angenommen. Gewiefte Kleinunternehmer fahren also das gerade Benötigte aus Freiberg mit dem Transporter nach Buschhausen, Melonen, Tomaten usw. zurück in die Hauptstadt.
Olli will zusätzlich investieren. So sagte er vor einigen Wochen unvermittelt zu mir: “Magnus, wart’s ab. In zwei Jahren ist Buschhausen halb so groß wie Freiberg.”
“Meinst du wirklich?”, fragte ich. “Was hast du denn so alles vor?”
“Zunächst muss ein anständiger Gemischtwarenladen her, wo man alles bekommt, was man im Busch braucht. Von der Astschere bis zum Kamelscheißekocher. Es muss auch eine Privatschule her, wo der Hintling in Naturalien bezahlen kann. Die machen immer mehr Kinder. Die sollen nicht nur Busch lernen, sondern auch anständiges Deutsch und Mathe. Du hast also, wenn du willst, bald einen festen Job.”
“Ich soll…”
“Ja! Wer denn sonst? Wir müssen die Schule stehen haben, bevor der OK oder gar die Blödel in Norddoof darauf kommen, eine aufzumachen.”
“Da magst du recht haben. Wenn die Hintlinge hinter der Schule stehen, werden sie sich nicht leicht vom OK oder Berlin anweisen lassen, ihren Nachwuchs in eine Altreichverblödungspenne zu stecken.”
“Eben. Schneller sein ist alles. Machst du es?”
Ich erbat mir einen Tag Bedenkzeit. Nicht dass ich Olli in geschäftlichen Dingen nicht traute. Von Montag bis Freitag aber die Rabatze der Hintlinge zu unterrichten, also auch für längere Zeit, wenigstens bis die Schule steht, nach Buschhausen zu übersiedeln, das musste doch in Ruhe erwogen werden.
Allerdings war ich nun ja schon einige Zeit nicht mehr Schulleiter, und mir war klar, dass mir Olli in allen pädagogischen Dingen völlig freie Hand lassen werde, für mein Auskommen sorgen, auch wenn sich die Schule finanziell noch nicht gleich trüge. Also willigte ich ein.
Die Schule ist bereits im Bau. Es geht flugs voran. Denn Olli hat einen großzügigen Verrechnungssatz an alle Hintlinge ausgelobt, die dabei helfen. In ein paar Wochen dürfte der Bau roh stehen. Die ersten paar Schüler sind schon angemeldet; ich unterrichte sie übergangsweise in der Blonden Gazelle, deren Vormittagsausschank einstweilen ruht. (Olli meinte, dass diese Maßnahme den Fortgang der Bauarbeiten zusätzlich motivieren werde. So ist es. Olli ist ein echter Menschenkenner.)
Der Unterricht macht einen Riesenspaß. Endlich darf ich unterrichten, was ich will, wie ich will. Ich bin fast jeden Tag bei irgendeiner Hintlingsfamilie zum Essen eingeladen. Die Buschküche ist teils sehr beachtlich.
Olli zahlt mir einen Tausi im Monat, Freibier kriege ich bei ihm, solange ich dort arbeite, freie Unterkunft, die Essenseinladungen, Naturalien, die mir geschenkt werden, darf ich behalten oder weiterverkaufen. Und wenn ich nach Freiberg will, finde ich hin wie zurück jederzeit einen Händler oder Hintling, der mich kostenlos mitnimmt, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Es ging mir wahrlich schon schlechter.
Als ich kürzlich Olli gegenüber doch mal wieder Bedenken äußerte, Norddoof werde das auf Dauer so nicht dulden, wischte er diese schnell beiseite.
“Magnus, das kriegen wir schon in den Griff. Solange die Hintlinge hinter dir stehen, kann nicht viel passieren. Wart’s ab. Irgenwann zahlt Norddoof dir ‘nen Oberstudienrat oder so, und du kannst weitermachen wie zuvor.”
Ich halte das zwar für etwas optimistisch, aber ich vertraue auf Ollis weitsichtigen Geschäftssinn. Schließlich will keiner in DSS Lokalverbot bei ihm haben. Das kann man sich sozial kaum leisten.
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Tags: Badgire, Buschhausen, Hintlinge, Norddoof
Der Olli entwickelt offenbar Machtallüren… Achtung! ;-)
@ Dude
Ich habe dem Olli schon gesagt, dass er es nicht übertreiben solle. Bisher hat er hier in DSS im Ganzen nur segensreich gewirkt.
Ich habe auch noch nie erlebt oder davon gehört, dass er mit unlauteren Mitteln seine Konkurrenz bedrängt hätte. Er achtet lediglich darauf, dass die Beamten aus Norddoof und der Hartholtz mit seiner Garnison die Dinge hier nicht bürgerwidrig in Unordnung bringen.
Du hast aber schon recht damit, dass ich ihn etwas mäßigen sollte.
Es gab in Norddoof inzwischen auch schon in einem größeren Schafsmedium einen Bericht darüber, dass ein ehemaliger Bierschmuggler in DSS einen übermäßigen Einfluss erlangt habe.
Ich werde bald mal in Ruhe unter vier Augen mit ihm darüber reden.
Eine gesunde Portion Achtsamkeit kann in so einem Fall (eeigentlich in jedem Fall ;-) ) nie schaden. :-)