Archiv für den Monat April 2013

Heute wird walpurgt

Dienstag, 30. April 2013

Heute wird walpurgt.

Ich walpurge, du walpurgst

Er und sie und es walpurgt

Wir walpurgen, ihr walpurgt

Und sie: walpurgen.

Vom Hauptteile (Pfaffen, Zins und Schwerter)

Dienstag, 30. April 2013

Früher setzte man einfach gewaltige Lügen und verließ sich auf Pfaffen, Zins und Schwerter.

Heute lassen sich die Lügen viel feiner setzen, da sie sich ungleich billiger vervielfältigen und an Mann und Frau bringen lassen.

Man hat damit weit überlegene Mittel in dem Sinne, die Leute dahin zu bringen, dass sie sich ihr immer weiter Nachgeben in scheinbarer Freiheit, das, was sie glauben sollen, immer weiter einglauben.

Man könnte fast sagen, hätte Jahwe gewusst, was ein Fernseher und was ein Schmerzphon sei, wäre er die dafür notwendigen Netze dafür bereitzustellen überdies in der Lage gewesen, so hätten er oder ein Kollege sie wahrscheinlich schon vorgehalten.

NSU-Prozess: Das Gemisch

Montag, 29. April 2013

Der NSU-Prozess, in dem Beate Zschäpe vor Gericht kommen soll, hat sich medial zu einem vollends absurden Zirkus entwickelt, da jetzt auch noch ein paar von den Dickschiffmedien beleidigt sind, dass sie bei der neuerlichen Akkreditierung kein günstiges Los zogen.

Schlimmeres noch steht zu befürchten.

Vielleicht ist es auch gut so, dass man fürderhin in regionalen Käseblättern und lokalen Radiosendern lesen und hören kann, was die so zu vermelden haben, wenn sie ihre Plätze nicht einfach zu Geld machen. Ein ziemlich ungünstiges Bild von der Vergabe sah ich vorher jedenfalls ganz zufällig mehrfach von der Agentur Reuters, die, wie AP und AFP Pech gehabt, im Gegensatz zur dpa. Die taz ist stinkebeleidigt, weil sie in den letzten Jahren so viel Zeit und Geld in das Thema investiert habe und jetzt ebenfalls den Kürzeren gezogen hat. Fast schon der Treppenwitz dieser traurigen Posse ist in der Tat, dass die Brigitte, immerhin von nationaler Bedeutung, wenn auch nicht immer in der Politik, das letzte valide Los gezogen haben soll.

Zuerst schienen es alle für richtig zu befinden, soweit ich diesen Firlefanz verfolgt, dass einigen türkischen Medien eine Sonderstellung eingeräumt werden müsse, worauf, wie ich las, das BVG für statthaft erklärte, einfach ein paar Stühle für türkische Medienvertreter dazuzustellen (beziehungsweise vom Kontingent des Freipublikums abzuziehen), welcher vergleichsweise wohl unproblematischerer Lösung das OLG aber nicht folgen wollte, das ganze Ding also neu aufrollte. (weiterlesen…)

Krise in Südschwitz (II)

Sonntag, 28. April 2013

In Südschwitz ist die Lage etwas eskaliert, einerseits, indem die OFH (“Organisation Freier Hintlinge”), deren meiste Rädelsführer ich das zweifelhafte Privileg habe, persönlich zu kennen, einen Pritschenwagen voller bereits brennnender Hanfstrünke nachts am Fuße von Freiberg abgekippt haben, jeder sahe die Lohe, drumrumtanzende Hintlinge, nackte Oberkörper, kurze Hosen, aber alle fest gestiefelt, also, dass die Stadtverwaltung wenig begeistert von dieser unangemeldeten Demonstration, Hartholtz reichlich beunruhigt, mancher Kiffer in der Hauptstadt befürchtete das Schlimmste, nämlich Rauchstoffknappheit, andererseits habe ich es geschafft, in Norddoof, in höchsten Kreisen in Berlin, immerhin schonmal für angestrengtes Nachdenken zu sorgen, ob die Dinge in Südschwitz eben doch nur dadurch zu lösen seien, dass man der Schweiz diskret einen Abstand bezahlt, die Briefkastenfirmen wieder untersagt, woraufhin den Geldbanditen die Geschäftsgrundlage entfiele, diese ob Arbeitslosigkeit sodann ohne jede weitere nötige Maßnahme eine freiwilllige Auswanderung vorzögen, also, dass der soziale Friede in Südschwitz wiederhergestellt werden könne, eine Entwicklung abgewendet, die das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland insgesamt weltweit zu beschädigen zu drohen nicht auszuschließen, kurzum, man gibt sich in Berlin kooperativ.

Mit irgendeiner fiesen Finte ist dabei natürlich noch jederzeit zu rechnen. Man sagt hier: “Wer Norddoof traut, wird von der Wüstenratz gefressen.” (weiterlesen…)

Unterfrankophorismus

Samstag, 27. April 2013

“Künnst’s gor nit loss hiegeschreib hoh gemoch.”

(Obiger Unterfrankophorismus ist mit Absicht so angelegt, dass er selbst für jene, die zwischen Hätzfeld, Mürscht, Böscheme, Rahrbi, Ünneröschabich, Frommerschbich, Karscht, Hedefeld, Ronnerschogger, Arnsteh, Gemünne und einem der anderen in der Welt wenig bekannten, doch teils recht ansehnlichen Käffer gehörig aufgewachsen, nicht auf Anhieb ganz zu verarbeiten.)

Voller als ein Volumen

Samstag, 27. April 2013

“Ich bin voller als ein Volumen!”

(Ein Spruch meines jüngeren Sohnes nach einem ihm geschmeckt habenden Mahle. Auf Anfrage vom Bruder für sich ebenfalls bestätigt. Alles weg.)

Konstantin und der Abgender

Samstag, 27. April 2013

Konstantin, dem nach seinem ersten dionysischen Abende zu Würzburg klargeworden war, dass der dortigen Universität ein also schicklicher wie nachhaltiger Besuch abzustatten sei, durchstreifte zunächst ein wenig die Räumlichkeiten, indem er sich als wie ein Altstudent oder Doktorand führend, am Röntgen- und Sanderring, stadtaus am botanischen Institut wie am Hubland umtat, den richtigen Ansatz- und Angriffspunkt auszuerspähen.

“Oha!” – Was fand er da?

Einen kleinen, fast unschuldigen Aushang des Inhalts, dass am heutigen Abend um 19.30 Uhr im Zuge des Studium Generale am Sanderring ein berühmt schwuler Gastdozent, Mister Pete Reuben Randolf Dooley, zum Thema “The Genes Of Gender Studies” im großen Hörsaal einen englischsprachigen Vortrag mit anschließender offener Diskussion abhalten werde.

Das gefiel Konstantin natürlich, indem er den Entenbraten doch schon ziemlich abspaziert hatte, gar wohl, denn also würde er sich nur nochmal über einen Gerupften mit zwei oder drei Brezeln, einen geruhsam dazu genossenen Silvaner im rechten Biergarten, hermachen müssen, den Kamm zwischendrein mal angewendet, einem womöglich also lustigen wie zielführenden Abend entgegenzusehen.

Dummerweise, so schien es zunächst, sozusagen, redete sich Konstantin mit einem theoretischen Physiker und dessen Freundin, einer philosophisch sehr bewanderten Altphilologin, deromaßen fest, dass er doch zwei Silvaner trank und auch noch eine gute halbe Stunde zu spät beim Vortrage eintraf, alswo er sich ganz schräg hinten oben diskretest noch dazusetzte.

Er kam genau richtig. Das Männlein da unten hatte sich in eine Art der merkwürdigsten Ekstase geredet, es war, wirr wie alles war, klar, dass es sich binnen kurzem zu einem Entscheidungssatze hinansteigern werde, einem Schlachtrufe, einem Mantra, zur Quintessenz seiner Blödheit hin. Und natürlich kam der Satz schließlich auch. (Es setzte noch ein etwas extrapeinliches retardierendes Moment an, kam dann aber doch, wie zu erwarten, zum Hauptergusse.)

“Gender mens, gender means you are somebody!” (weiterlesen…)

Krise in Südschwitz

Samstag, 27. April 2013

Seit Zenzi die Schule leitet und wir Tisch und Bett teilen und keiner etwas dagegen hat, außer vielleicht einer, der zwar keine Schule leiten möchte, aber vielleicht anderes mit Zenzi teilen, ist die Welt für mich so schön und erbaulich wie seit langer Zeit nicht mehr, also, dass ich über diesen Himmel auf Erden auch nicht weitere unnötige Worte verlieren will.

Leider aber häufen sich extern, in ganz Südschwitz, auch hier in Buschhausen, die Probleme.

Die Schweiz hat mit der wie immer klammen Regierung in Norddoof ein Sonderabkommen ausverhandelt, demgemäß Schweizer hier zu Sonderkonditionen allerlei Geschäfte tätigen dürfen, sich auch ansiedeln, allerlei Briefkastenfirmen eröffnen und Abschakalskapitalgeschellschaften einrichten. Das Gesocks, das da hereinbricht, will Blödbloß, da es nicht nur Sitte und Moral verdirbt in Südschwitz, sondern auch noch die Preise, in Freiberg schon arg, selbst in Buschhausen schon merklich, so dass es bei meinen Hintlingen, um es ganz vorsichtig auszudrücken, nicht eben sonderlich beliebt. Allzumal es ja nicht nur die korruptesten aller Schweizer sind, die hier aufschlagen, sondern auch noch all die Sonderschweizer, also jene Geldbanditen aus aller Welt, die mit Sondergenehmigung für eine Schweizer Sonderbriefkastenfirma tätig sind. Ein übleres Gesindel (sie machen bestimmt 70% jener Schmarotzer aus) wird die Welt, wenn je, nicht oft gesehen haben.

Es droht also ein veritabler Volksaufstand in Südschwitz. Hartholtz, der Standortkommandeur der Bundeswehr, das sagt mir Olli, ist schon ziemlich nervös. Er weiß genau, dass schon ein vierzehnjähriger Hintling drei bis fünf von jenen enddekadenten Hänflingen mit bloßen Händen binnen Sekunden niederzuwerfen wüsste, ihre Pistolen, haben sie welche, wegbeißend.

Es sind grade mal schätzungsweise dreitausend, aber sie sind bei einer Bevölkerung von irgendwo über hunderttausend (keiner weiß genau, wie viele Hintlinge es wirklich gibt) trotzdem unerträglich. Olli meinte zu mir, und etwas Vernichtenderes kann man von einem so gewetterten Wirt kaum vernehmen, sie seien die verdammt nochmal schlechtesten Dummsäufer, die er je erlebt habe. Sie wüssten nichtmal, wie man halbwegs anständig vom Barhocker fällt. Ihr Geschwätz sei so unerträglich verblödet, wie das nicht einmal in der heruntergekommensten rheinischen Trinkhalle im Puffviertel sich je anzuhören hätte, da dort selbst Paule Penner mehr verbale Originalität aufbrächte, und wenn er sich den Rüsel grade mal wieder am Tresen angehauen. Ich hätte nie gedacht, dass Olli so über seine eigenen, auch noch sehr solventen Gäste ablästern könnte. Manches von dem, was er sagte, kann ich hier nicht hinschreiben, da diese Seite keine Volljährigkeitssperre reingewickelt bekommen soll, das Vokabular eines Altprofis seines Gewerbes manchen Fluch und Schimpf umfasst, also ausgeübt ward, wie ich es nun eben Ihrer geneigten Phantasie überlassen muss.

Wer die Geschichte von Südschwitz ein wenig genauer kennt, wird jetzt unschwer erraten, was Olli, als er sich wieder abgeregt, meinte, wir sollten auf diese ganze Scheiße jetzt erst einen alten Vintage Port nehmen, dann zu mir sagen wollte, was ich aber zuerst sagte, um ihm da mal ein Schnippchen zu schlagen, dass ich wisse, was er jetzt gleich sagen werde: “Oh je. Olli. Ich soll also den Oberkommissar und den Hartholtz irgendwie belatschern, den Hintlingen erklären, ich hätte alles im Griff, nebenher brav weiterunterrichten, wie als ob nichts wäre, schonmal beim Schweizer Oberattaché ein wenig auf den Busch klopfen, sozusagen nochmal nebenher die entsprechenden Schreiben an Medien und Politik in Norddoof also listig wie geschickte geschrieben, wie die Adressaten ausgewählt, recht zügig und eifrig versenden. Stimmt’s, oder habe ich recht?”

“Es stimmt natürlich, und du hast recht, aber das reicht nicht”, versetzte Olli, nach kurzer, leicht erstaunter Pause, sehr trocken. “Du musst überdies Tuchfühlung mit den übelsten von diesen Banditen selber aufnehmen. Was sonst.”

“Ach nee, Olli. Da lasse ich einen Punkt aus, und Du hast ihn sofort.”

“Deshalb sind wir so gute Freunde.” Wir tranken noch einen Port und berieten uns in Ruhe.

(Das war vor einer Woche. Hartholtz ist vorsichtig kooperativ, hat aber selbstverständlich schwer die Hosen voll. Der Schweizer Obermufti hat mich kurz empfangen, meine etwas verschwurbelt vorgetragenen Bedenken angehört, ohne allerdings viel dazu zu sagen. Und einen Abend musste ich mit einigen von den fettesten dieser Vollidioten trinken. Dabei ergab sich ein gemischtes Bild. Einige von ihnen lachen nur über den Widerstand gegen ihre Präsenz, anderen aber ist doch schon mulmig. Das sind die mit den besseren Instinkten. Den einen oder anderen von denen werde ich wohl nochmal treffen müssen. Die Briefe gen Norddoof sind in Arbeit. Ich brauche mindestens drei verschiedene gute Briefe, richtig gute. Eine verdammte Scheißarbeit. Ich darf keinen Fehler machen. Nicht einmal daran denken, dass ich einen machen könnte. Es muss alles wie von Zauberhand geschehen.)

Meine Wirtin (Vom Menschsein) II

Freitag, 26. April 2013

Ich erzählte meiner Wirtin, dass ich von ihrer Klugheit geschrieben habe, anonym, auch davon, wie hart sie arbeite, nicht erwähnend, dass sie uns allen ein zweites Wohnzimmer biete, aber dessen, dass sie sich wohl kein anderes Leben als dieses wünsche.

Sie freute sich, fast beschämt ob der Ehrung, und sagte: “Ja, Magnus, die Leute hier sind doch meine Familie!”

(Sie hat einen Mann, zwei erwachsene Töchter und ein Enkelchen.)

Von der Unsitte der Kleinschreibung

Freitag, 26. April 2013

Ich lasse durchgängige Kleinschreibung hier in Kommentaren nur deshalb noch durchgehen, weil ich nur dann zensiere, wenn rechtliche Bedenken dies gebieten oder der Anstand gegenüber anderen Teilnehmern übers Maß verletzt wird.

Dass mir aber kaum etwas so sehr missbehagt wie diese freche Unsitte, das will ich hier nochmal deutlich machen.

Es geht dabei nicht um Prinzipienreiterei, sondern schlicht um das in dem Sinne asoziale Verhalten des diese Verwendenden, dass er – es mag Ausnahmen geben, die dann aber bitte literarisch berechtigt – mutwillig, vorsätzlich gegen die Lesegewohnheit anderer verstößt, also dreist wie sinnlos.

Ich habe mir schon überlegt, ob ich derlei unschickliche Frechheiten, die zur Sache nichts bringen, außer, dass sie ärgerlich, zwar weiterhin nicht weglöschen werde, wie das andere Blogbetreiber nachvollziehbarerweise tun, aber prinzipiell nicht mehr gegenkommentieren.

Wieso sollte ich einem antworten, der mir vorsätzlich auf den Tisch rotzt? (weiterlesen…)

Noch vor dem Hauptteile (Lug in “Matrix”)

Donnerstag, 25. April 2013

Gehen wir mal ans Eingemachte. (Dies ist nur die Einführung.)

Ich weiß, weshalb mich fast nur Leute mögen, die mich persönlich kennen.

Ich spreche nicht nur nicht selten von dem, was kaum einer hören will, sondern auch noch so, dass es so erst recht keiner hören will.

Ich schreibe sozusagen immer wieder in scheinbar hermetisch verschlossene Ohren hinein.

Wer kein Vollidiot, öfter mal hier liest, weiß, dass das vollvorsätzliche Absicht ist. Ich steche und stochere unermüdlich mit meinem Ohrenpfriem. (weiterlesen…)

Jenseits von Bill und Unbill

Donnerstag, 25. April 2013

Der Nachhall kurzer, einfachster Sätze von Verstorbenen, die man liebte, kann gewaltig sein. Immer wieder kommen sie zurück, entfalten sich nochmals neu, wie als ob zum ersten Male gehört.

Es ist, wie als ob der oder die einen verließ einem nicht nur ein sich stets erneuerndes Geschenk mitgegeben hätte, sondern auch noch ein immer wertvolleres.

Kaum je wird das demjenigen zum Zeitpunkte der Äußerung bewusst gewesen sein, was er da hinterlassen werde.

“To live in the hearts of those we leave behind is not to die.” (Thomas Carlyle)

(“In hinterbliebenen Herzen leben heißt unsterblich sein.”) (Meine freie Übersetzung)

Diese Sätze sind keineswegs nur in Augenblicken der Niedergeschlagenheit, des Gefühles des Verlustes da; sie sind auch Wegweiser zur Erneuerung, zu neuem Glücke.

Sie sind ein Erbe, von daher das wertvollste denkbare, dass man es nicht durchbringen kann, solange man nicht gänzlich den Verstand verliert.

Es ist, wie als ob der Verstorbene sich stets erneuernde Welten in einen gepflanzt.

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Gestern traf ich den Weinschlumpf (auch einen etwas überdrehten Ami und eine neugewonnene Freundin, mit denen ich mich dann unterhielt). Er trug im Schummerlicht eine dunkle Brille, derer ich ihn, verwundert, befrug, war gestürzt, das verletzte Auge aber schon etwas besser. Der Weinschlumpf hat meinen Freund James, der angelegentlich lästerte, der Weinschlumpf söffe zuviel, schon souverän um ein paar Lebensjahre übertroffen.

Ich glaube nicht ans Trinken. Aber auch nicht ans Nichttrinken oder mäßig Trinken. Letzteres allerdings in dem Sinne schon, dass man Frauen oder gar Wirtinnen nicht unmäßig angrapschen solle. Und nicht nur trinken, sondern auch etwas schaffen.

Der Weinschlumpf lacht fast immer (ich habe ihn nur einmal traurig erlebt, er gab freimütig zu, heute etwas niedergeschlagen zu sein; er war verheiratet und hat zwei Kinder, also nicht nur Trollingererfahrung), sein Deutsch ist noch beim letzten Weine makellos, kann Französisch “comme une vache espagnole”. Er macht nie Ärger und findet immer allein seine Bahn in den Westen.

Er ist ein begnadeter Zeichner, verdient sich damit, bald 70, noch ein Weingeld dazu, dabei sicherlich nicht, was man landläufig als glücklich bezeichnet, aber gewissermaßen schon jenseits von Bill und Unbill.

Ich will den Weinschlumpf noch in fünf und in zehn Jahren weinschlumpfen sehen.

(Hoffentlich lacht er sich vorher nicht tot, weil ihm ein Arzt empfohlen, er solle weniger trinken. Aber auf so einen Rat hin sagte er wohl, dass es die Natur ja schon dahingehend gerichtet habe, indem er weniger vertrage als früher.)

 

 

Tote müssen sich nicht sinnlos rasieren (den Ganzglatzenholden)

Mittwoch, 24. April 2013

Man verleumdet alles Natürliche. Inzwischen gilt es als unansehnlich, abstoßend, gar eklig, wenn einer, eine, außer auf dem Kopfe, noch irgendwo Haare hat. Bald wird man die auch dort nicht mehr wollen. Nichts auf dem Kopfe, nur noch Geschorene, Ganzglatzen, unterm Kahlen auch nichts drin. Sterbt einfach, Ihr hirnzerstäubten Blöden, dann habt Ihr Ruhe.

Keine Dulcinea bitte!

Mittwoch, 24. April 2013

Grade sah ich mich (nur um zu sehen, ob ich so das Haus verlassen könne, sonst mache ich das aus guten Gründen, außer beim Rasieren, nur sehr selten) im Spiegel an und dachte spontan: ‘Mein Gott, guck dir den an, mindestens eine Rasur und etwas mehr Contenance könnte nicht schaden.’

Wie bringt es einer, der doch am Abend vorher keine zwei Flaschen Absinth getrunken, fertig, noch am Nachmittage so auszusehen?  (Ich hätte wirklich nicht – bin ich ein Weib? – in diesen blöden Spiegel sehen sollen.)

Zuerst kam ich auf den Gedanken, dass Denken die Schönheit (selbst die s e h r relative) nicht befördere, verwarf diesen dann aber, zuwenigst aus Trutz.

Den Spiegel verantwortlich zu machen, verwarf ich noch schneller.

Sodann kam ich auf die Idee, dass es mir der Lust fehle.

Das erklärte die Sache aber auch nicht. Es mag mir zwar nicht selten der Lust fehlen, zu spülen, putzen und aufzuräumen, grundsätzlich aber leide ich nicht an Lustfehl.

Da ich von gestern auf heute kaum zehen Jahre älter geworden sein kann, mir in dieser Zeitspanne keine üblere als die übliche Unbill zuteil ward, kann es fast nur noch daran liegen, dass ich (abgesehen von den zu stutzenden Barthaaren) zu schlecht, zu pessimistisch hinschaute.

Keine allzuüblen Träume, Mephistopheles, dessen ich mich ja gerade, den Faust erklärend, wieder mehr beschäftige, als ihm wohl lieb, traute sich erst recht nicht an mich heran, sich noch mehr meines Spottes einzuhandeln, womit normalerweise nur noch eine andere vernünftige Erklärung bliebe, nämlich jene, dass ich unglücklich (oder überhaupt) verliebt sei.

Davon weiß ich aber auch nichts.

Bin ich jetzt schon in eine verliebt, ohne dass ich das mitbekommen hätte?

Bei näherer Betrachtung wird man wohl eingestehen müssen, dass es selbst derlei idiotisch-tragische Fälle wohl schon gab.

Hülfe es mir jetzt, herauszufinden, wie sie heiße?

Meist schadet es der Genesung, wenigstens dem Arzte, der ja auch von etwas leben will, nicht, zu wissen, woran der Patient leidet. Sollte ich aber tatsächlich verliebt sein, so wäre ich mir da nicht so sicher.

Wäre es nämlich so, so wäre es sehr wahrscheinlich besser, ich vergäße es einfach, was weitaus schwerer fiele, wüsste ich, in welche konkrete Dulcinea.

Also gut: Ich weiß es nicht und will es auch lieber nicht wissen.

Alles war nur eine momentane psychische Belastungsstörung, ich gehe nachher zum Lidl, rasiert, wie als ob nie etwas gewesen wäre.

Meine Wirtin (Vom Menschsein)

Mittwoch, 24. April 2013

Meine Wirtin ist mit Sicherheit eine der klügsten Frauen, die ich je kennengelernt. (weiterlesen…)

Dunkelheit wirft keinen Schatten!

Dienstag, 23. April 2013

“Licht wirft keinen Schatten.” – ???

Dies Esoterem hört sich ebenso schön an, wie es dumm. (weiterlesen…)

Vom zweiundvierzigsten Strategeme

Dienstag, 23. April 2013

Das zweiundvierzigste Strategem ist jenes der Wiederholung, der Redundanz. (Man könnte es auch als das “Lehrerstrategem” bezeichnen; das wäre aber zu verkürzt, zu einfach.) (weiterlesen…)

Vom einundvierzigsten Strategeme

Dienstag, 23. April 2013

Das einundvierzigste Strategem ist jenes der aktiven Unterlassung. (weiterlesen…)

Verschieden mächtige Nichtse (Nullen, unendlich kleine Kleinheiten)?

Dienstag, 23. April 2013

Ich hätte wirklich gerne einmal eine vernünftige Erklärung dafür (außer, dass die Null zur Herstellung eines Koordinatenkreuzes eben sehr praktisch), weshalb Mathematiker die Null als Zahl behandeln, Unendlich aber nicht.

Null ist ja, als unendlich klein, nur das Pendant von, reziprok zu Unendlich, also unendlich groß. Sozusagen eins durch Unendlich (oder egal welche rationale oder auch irrationale, reelle endliche Zahl geteilt durch Unendlich).

Oder glaubt da doch einer, dass es das Nichts wirklich gibt? (weiterlesen…)

Zenzi ist jetzt meine Chefin (So schnell geht sowas)

Dienstag, 23. April 2013

So schnell werden die Dinge selbst in Deutsch-Südschwitz fast tragisch und können doch endlich vernünftig gelöst werden.

Zenzi eröffnete mir, ich sei ja ein “durchaus kompetenter Schulleiter”, “gar net so unbuschig”, schließlich (oh, wie gerne ich vergiftete Halbschmeicheleien von voll erbuschten Niederbayerinnen höre!), sie habe auch gar nichts gegen mich (also, Weib bleibt Weib, so gut wie alles), sie halte es allerdings für pädagogisch unangebracht, dass sie weiterhin kaum ein Geviert von mir entfernt wohne, denn das führe allzusehr zu Gerüchten, sie erwäge gar, eine Stelle in Freiberg anzunehmen, bringe es zwar kaum übers Herz, es gehe indes nicht an, dass sie als vorgebliche billige Konkubine des Rektors als Konrektorin ihrer Autorität und jener damit auch der der seinen verlöre.

Bevor ich auch nur eines Wortes zu entgegnen wusste, brach sie in Tränen aus, wild, diese aber ebensoschnell wieder trutzig abzuwischen, meinte, wutentbrannt: “Wenn es denn wenigstens so wäre!”

Des vermochte ich nun gar nicht zuzuordnen. Denn kaum hatte ich sie je allzufreundlich anzuschauen gewagt, ihrer unbezweifelbaren Reize halber, jenseits des Philologischen, angesprochen, mehr als einen dienstlichen Kaffee mit ihr anzusetzen mich unterfangen. Nun dies. Ich konnte fast nur noch verlieren.

Sie sah mich nämlich gar nicht so an, wie als ob eine gut gestammelte Liebeserklärung meinerseits jetzt noch irgendwohinaus oder gar -hin helfen könne. Ich verstehe zwar einiges von Sprachwissenschaft, aber auf diesem speziellen Teilgebiete derselben fühlte ich mich noch nie besonders erstudiert oder gar sicher. Also beschloss ich, es wird wohl eine Eingebung gewesen sein, spontan, als wie nie zuvor getan, jetzt einmal auf der Stelle zuammenzubrechen. Zunächst. Ich brach schwer zusammen.

Mein Gesicht ward, indem ich es gleichzeitig aschfahl werden ließ und mit kleinen roten Flecken sonder Zahl übersäete, das Kinn vor Verzweiflung leicht zitternd, die Augen osmiumkalt, jenseitig hart, graniten; mehr Entsetzen, blanken Schrecken, zugleich endgültige Entschlossenheit in Letztverzweiflung, sahe keine Frau je. (weiterlesen…)

Physik: Es darf nicht sein, was ist.

Montag, 22. April 2013

Überlichtgeschwindigkeit, Atome unter null Kelvin, Supraleitung durch K3C60, Nullzeitdurchgänge einzelner Elektronen, also unendliche Geschwindigkeit: Ich frage mich, wie viel noch gezeigt werden muss, bis dass die gängigen physikalischen Dogmen endlich fallen. Ich weiß allerdings, weshalb sie nicht fallen sollen. (weiterlesen…)

Des Deutsches der Südschwitzer

Montag, 22. April 2013

Die Schule in Buschhausen steht. Sie ist innen schön weiß getüncht, Olli hat einem pleitegegangenen Privatgymnasium in Norddoof für einen Appel und ein Ei das ganze Inventar abgekauft, über Lagos im Container herschaffen lassen, mitsamt Rechnern, Tafeln, Lehrbüchern und einer beachtlichen Bibliothek.

Der Andrang ist gewaltig. Ich musste bereits eine Lehrerin einstellen, die die Grundis betreut. Zenzi, sie ist 38, stammt aus irgendeinem niederbayerischen Kaff hinter Deggendorf, hat zwar, zumal wenn sie sich mal wieder aufregt, was gar nicht selten vorkommt, einen etwas heftigen Akzent (naja, wenn sie mal “schleich di!” und anderes von sich gibt, ist es schon mehr als nur ein Akzent), ist aber sehr engagiert und im Erklären ein As. Die Hintlinge finden sie (es gibt hier kaum ein größeres Kompliment) “echt buschig”. Ich hörte sogar mal, wie ein kecker Hintlingsspross sie “öberst buschig” nannte, worauf ich zwar vermeinte, ein leichtes Rosa über ihr Antlitz huschen zu sehen, jener sich aber wegen schlechten Deutschs stante pede eine deutliche Rüge einfing. Zenzi ist, das lässt sich nicht bestreiten, nicht nur recht buschig, sondern, mit ihrem neckischen Pagenschnitt in Blond, auch, da man in Deutsch-Südschwitz nicht gerade fünf Mäntel übereinander zu tragen pflegt, noch nicht einmal die verfrorensten Damen, zudem neben dem, und das ist ebenfalls nicht wenig, was sie zu sagen hat, eine echte Attraktion, schadet dem Rufe und Ansehen der Schule dadurch keineswegs, auch wenn sie von mancher Hintlingsmutter mitunter etwas kritisch beäugt wird, dahingehend, ob sie dem Ihrigen wohl gar zu sehr gefallen möchte.

Sie weiß aber, was Männer sind (von X Bierfesten hinter Deggendorf, wo sie sich ihr Studium verdiente), egal wie durstig oder schon nicht einmal mehr durstig, geht damit also sehr professionell um. Ich will um sie jetzt aber nicht gleich noch mehr Worte machen, denn meine Schüler frotzeln mich eh schon mehr als ziemlich dessenthalben an, der Herr Direktor (der “Ditz”) habe offenkundig schon ein besonders Auge auf Frau Konrektorin geworfen, was ein echter Hintling aus Deutsch-Südschwitz ja problemlos verstehen könne undsoweiter undsofort…

Sowieso gibt es hier nicht wenige also aufgeweckte wie freche Kinder und Halb- bis Dreiviertelswüchsige. Die meisten von ihnen haben schon mit angespitzten Stecken Wüstenratten gejagt, bevor in Norddoof ein Kind auf ein Dreirad gesetzt wird. Ihr Wissen in Punkto örtlicher Flora und Fauna ist schon in den ersten Klassen überaus erstaunlich. Wenn sie in der großen Pause auf dem Schulhof Schleuder- und Bogen- und Armbrustschießen üben, gehen einem ob ihrer Geschicklichkeit manchesmal geradezu die Augen über. (Es gab sogar einen Antrag, man solle auch mit Kleinkaliber-, wenigstens Luftgewehren üben dürfen, den es mir aber, einen langen Sermon über Maß und Mitte in schulischer Ausbildung, zur Beförderung sozialer Kompetenz und Intelligenz, ich weiß nicht mehr, was ich sonst noch alles herausschwatzte und daherschwadronierte, Zenzi half glücklich dazu, selbst damit drohend, dass sie so keine Pausenaufsicht mehr übernähme (was zumal die Jungs dann doch etwas nachdenklich werden ließ), irgendwie nochmal abzulehnen gelang.

Etwas mehr Sorgen indes macht mir die sprachliche Entwicklung der Hintlingskinder, also auch generell der Deutschunterricht. (weiterlesen…)

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