Konstantin in Berlin

Konstantin wanderte über Erfurt, alswo sein Bruder Till das Fliegen vom Dome also erfolglos wie dazu lachend geübt, gen Berlin.

Man hielt daselbst gewaltig Hof. Man aß beim Italiäner, beim Japanesen, nichts war den Herren nicht feil.

Da sahe Konstantin, obdrein, die Glaskuppel des Reichstages.

“Hei, das wäre mal ein Spaß, da obendrauf herumzurutschen und dabei etwas Farbe zu verteilen, während die da drinnen Volkes Gut an die Geldwechsler wegprassen!”

Nun stunden der wachsamen Büttel aber nicht wenige um das Gebäude. Nicht leicht, da hinauf, zumal sicher wieder davonzukommen.

Wie immer, wenn die Aufgabe schwierig, ging Konstantin erstmal ins Wirtshaus, sich dafür zu stärken und darob zu sinnen. Seiner noch übrigen Schweizer Franken nahm man selbst in Berlin.

Beim dritten Biere, er hatte gerade einen kecken Kroaten kennengelernt, einen von jener Art, die dem Herzog von Zagreb die Zigarre beim Anzünden klaut, ohne dass der das merkt, vertraute er ihm seine Pläne an.

“Waischdu, muschdu einfach macha geniegend Quatsch. Ischd immer so.”

Das leuchtete Konstantin natürlich sofort ein.

“Mid Bittel isch kein Poblähm. Bittel immer dumm.”

Auch letzteres war Konstantin nichts Neues.

Also schritt man zur Kroatentat.

Nachts, gegen Zweie, trat Tomo an. Lärmend vor den Reichstag. “Hat mir irgendeine Berliner griene Politiker Geldbeitel geklaut!”, schrie er vor dem Haupteingang wie von Sinnen. “I will in kroatische Botschaft!”

Die Büttel versuchten den aufgebrachten Mann zu beruhigen. Hier sei nicht die kroatische Botschaft. Das sei der Reichstag. Dieweil kletterte Konstantin, den Henkel des Farbeimers zwischen den Zähnen – es ging halt doch nur nachts, nicht während einer Sitzung – hinan.

“Hat mir gesagt gute Mann, dass hier ischt kroatische Botschaft!”

Die Büttel wussten zwar, dass sie nicht vor der kroatischen Botschaft standen, aber trotzdem nicht, wo die war.

“Guter Mann, dann gehen Sie doch zur Polizei!”

“Du und du und du bischd aber doch Polizei! Sehe i doch gleich an Uniform!”

Irgendwann brachte die Polizei Tomo zur Polizei, wo er seine Lügengeschichte aufnehmen ließ, bis er schimpfend und fluchend, vorgeblich gen kroatische Botschaft (die Büttel hatten sie inzwischen ausgefunden), die Wache verließ.

Bis dahin war Konstantin längst wieder vom Reichstag runter, dessen Kuppel anderntags mit einem karminroten Fünfeck verziert war.

Das haben die Berliner bis heute nicht vergessen.

 

 

 

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