Unter Künstlern

Musiker und Maler werden in meinem oft zu wortgebundenen Geistesleben immer wichtiger.

Ich beherrsche kein Instrument richtig (kann nur leidlich auf eine Trommel hauen), singe mäßig bis saumäßig, und malen konnte ich allenfalls bis zur gymnasialen Gnadendrei, was sich durch Nichtübung kaum gebessert haben dürfte.

Diese Menschen sagen mir bedeutende Dinge. Sie teilen mir ihre Sicht, ihr Hören, ihre Auffassung von bedeutsam Schönem, und wie dies entstehe, wie man sich dem nähere, mit.

Ich versuche natürlich – was sollte ich auch sonst tun – , deren Ton- oder Bildkunstwerke gemäß meinem Empfinden so genau und verständlich wie möglich zu beschreiben, freue mich dann, immer häufiger, überrascht, wie gut meine dahingehenden Versuche, die keineswegs nur schmeichelhaft ausfallen, aufgenommen werden.

Manchmal dachte ich mir dazu schon: Die quatscht doch jeder voll, dauerndzu, sie sind von Häufen von Experten umgeben. Wieso rührt sie so an, was ich ganz “unschuldig” sage? – Ich verstehe doch so offensichtlich so wenig davon, wie kann sie mein Urteil denn derart anrühren? Quake ich nur als Frosch aus dem Teiche, so dass man das halt auch mal gerne hört?

So wird es wohl doch nicht liegen. Jedenfalls nicht ganz.

Wie kann ein Minderverständiger, nur, weil er sein geringes Verständnis besser auszudrücken weiß als andere, tatsächlich eine so wohltuende, anscheinend nicht selten auch inspirierende Rede führen? Bin ich doch nur ein Schmeichler?

Ja, ich werde schon etwas “emo”, wenn mir etwas gefällt. Das wird mir auch nicht Teufel noch Beelzebub noch Gottseibeiuns je nehmen.

Vielleicht gebe ich nur etwas zurück. Vielleicht merken die andern, dass ich nur ehrlich “schmeichele”, freuen sich einfach klarer Rede zu ihrem Tun.

Nun, tauchte einer derer auf (es ist grade geschehen), lobte mein Tun schnörkellos, nicht aus Liebedienerei heraus, klar gegründet, weshalb, ich sähe einen genauen, schonungslosen Blick darin, so täte mir das wohl auch nicht schlecht.

Die Sache geht aber weit über Anerkennung hinaus. Es geht darum, wie Kunst entsteht, wie sie geschaffen wird. Darin finden wir uns.

Wir haben Respekt voreinander. Jeder weiß, dass es auch dem anderen nicht vom Himmel fiel, kaum noch zu zählende Stunden hinter dem stehen, dass es wenigstens anfing, etwas zu werden. Jeder kennt diesen Kampf.

Dass ich als einer, der noch nicht einmal einen Roman geschrieben hat, also ein Nichts, da mittun darf, gibt mir viel Mut und viel Kraft.

Was sage ich “darf”: Ich neige zur Geschwätzigkeit, ja, aber dort wird die es nicht sein, die mich dabeisein lässt.

Vielleicht, wahrscheinlich, spüren diese Menschen auch, dass ihre Töne und Bilder wirklich auf mich einströmen wie ich es sage, ich dahingehend nichts fabriziere. Also hören sie mich an, reden selbst, wir trinken und lachen zusammen.

Ja, malen kann ich zwar nicht, auch nicht recht musizieren, aber in sprachlichen Bildern weiß ich mich doch recht findig auszudrücken, auch wohl mal in guter Satzmelodie und -rhythmik frei zu reden. Man scheint sich darin, sein Tun, sein Werk, wiederzuerkennen, rechtweis gewürdigt zu sehen und hören.

Itzo habe ich wohl schon wieder alles dreimal gesagt: Damit sei es gut.

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Eine Antwort zu “Unter Künstlern”

  1. Dude sagt:

    “wie kann sie mein Urteil denn derart anrühren?”

    Ich glaube viele Menschen haben die andauernde und allpräsente Doppelmoral und Scheinheiligkeit so satt, dass sie jedwede offene, ehrliche und transparente Sichtweise, erst recht wenn sie aus Laienecken stammt, umso mehr zu würdigen wissen – Lob, als auch Kritik!

    Sie erkennen langsam aber sicher das bisher weitestgehend unsichtbare, jedoch grossartige Schaffen so mancher… Und durch das Erkennen, folgt auch der verdiente Respekt. Die “plastischen” Künstler sind diesbezüglich – aufgrund ihrer Ader zum Höheren – natürlich besonders berufen, aber es ist auch in den Horden der bisherigen Bioroboter langsam aber sicher eine Morgendämmerung zu erkennen…

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