Bei mir chinest es im Kopfe herum, ich denke schon, ich bekomme eine Antiokzidenz.
Wenn es jetzt noch richtig losjapanert, fange ich mir noch ‘nen Ostvogel ein.
Das I-Ging und das Tao-Te-King habe ich ja damals recht mühelos verkraftet (wobei ich mich mit beiden nicht eingängig beschäftiget), und der Buddhismus ist mir ziemlich egal; aber seit mir Konfuzius und die 36 Strategeme in die Hände gefallen sind, chinest es und chinest es.
Dazu habe ich mir, einer alten Schwäche für das Genre folgend, auch wieder mal einige Kung-Fu-Filme angeguckt, die alten, Streifen, in denen die Clanoma von vielleicht siebzig Jahren eine Kampfmeisterin ist, dass sie nur mit ihrem gebogenen Knotenholzprickel in der Hand 5 KSK-Soldaten wahrscheinlich in zwei Minuten von der Platte putzt.
Da chinest’s einem noch im Schlaf.
Ling, Hang, Feng, Kung, Pang, Song, Li und Lu.
Irgendwann sehnt man sich dann schon danach, dass mal einer Raskolnikow hieße.
Ja, und wenn man dann an so einen Britlummel wie diesen James Bond denkt, wie den schon der bessere Lehrbub hernähme, kann man schon feng-shuimäßig ins Grübeln und Chinesen kommen.
Ja, und die Japse, die haben magische Schwerter.
Sozusagen magische.
Dabei ist der Trick bloß der, dass der beste Schmied s e h r lange schmiedet.
Wie ein Wieland.
Übrigens tragen in den traditionellen chinesischen Filmen die Männer oft Röcke und Kleider, die Frauen aber Hosen bzw. Hosenanzüge. Maulfaul sind sie trotz ihrer formalen Untergebenheit auch nicht immer. Die Frisuren sind kunstvoll, so dass man, wenn sie einem aus zwanzig Metern einen tödlichen Pfeil ins Herze wirft, immerhin nicht ästhetisch beleidigt stirbt.
Die Männer sind natürlich trotzdem nicht von Pappe.
Die machen Pankraz. Lange. Und nicht nur mit den Fäusten. Da fliegen die Beinchen an die Rüben, dass du nur noch so kuckst. Die stecken Rationen ein, da staunt man nur noch. Irgendwann ist dann doch einer – oft auch vorher und nachher noch mittleres Gesindel en masse – von beiden platt. Selten beide. Und DAS hat mit Catchen nichts zu tun (obschon es natürlich konzentriert im geübten Rahmen für den Film simuliert ist), denn alles (bis auf ein paar Trickaufnahmen), was die Herren da praktizieren, können die in echt, ohje, Hilfe!, die hauen dir, wenn sie wollen das Licht weg, bevor du einmal zum Blinzeln kamst.
Sie picheln auch recht gerne, und zwar nicht nur Tee.
Leider muss ich vermuten, dass der “Wein”, den sie da immer picheln, ein Reiswein ist; oh weh; ja! doch! : Auch SIE haben schwache Punkte.
Einer von 108 heißt es, sei immer schwach. Da gebe es keine Chance, kein Spezialtraining, niente, nix.
Nun gut, der Triumph hält sich noch in Grenzen, denn wahrscheinlich merkte dunnewann ein Chinese gar nicht, dass er Reiswein trank, wenn er Reiswein trank.
Es gibt sogar den “Drunken Style”, den “Betrunkenen Affen” als eigenen Kampfstil sowie diverse “Drunken Masters”.
Die Kampfmönche sind hinwiederum merkwürdige Käuze; erstaunlich zäh und vegetarisch, wenn sie nicht mal heimlich im Dorfe oder Walde einen leckeren Hund verspeisen, den der Aufseher, da auch kein Unmensch, so liebevoll ihn geröstet sehend, gnädig übersieht; sonst fängt man allenfalls heimlich Frösche.
Nein, das sind bloß junge Burschen, die Äbte haben mit bedauerlich strenger, unwillkommener Kriegspolitik zu tun. Und später dürfen die Burschen dann auch ran.
Wo war ich? Oh ähja, in China.
Aber bitte nur als Gastwirt, der kein Kung-Fu kann und es trotzdem hinbekommt, dass man ihm seine zertrümmerte Bude korrekt bezahlt.
Die Gemüsehändler kriegen eh praktisch immer eine an die Backe, wie als ob sie ihren Stand nur dafür aufgebaut hätten; außer ein Bettler taucht auf und zieht fünf kräftigen Schlagheimern nacheinander die Füße weg, so dass es bei einer an der Backe bleibt. Der zufällige Gemüsehändlerschützer kann natürlich auch ein einsamer Reisender, ein Rachereisender, ein edler Versagthabender sein, ein Wandersuch, Flüchtling, Geheimagent, Schulleiter oder sonst ein Weghobelmutiger sein, Hauptsache, der Gemüsehändler bekommt nur so viel, wie er auch vertragen kann.
Stadtbüttel sind sehr häufig ein ziemlich übles, loses Gesindel; oft auch jenes, dass es so auf den Gemüsehändler abgesehen hat, dass es sich daselbst schließlich selber eins auf die Jacke holt.
Beleidigte Schüler sind auch ein Dauerthema.
Entweder der Lehrer hat ihn beleidigt oder den Lehrer einer beleidigt oder er den Lehrer oder einen anderen unbedacht beleidigt undsoweiter…
Und dann geht der Knilch los und verhaut überall irgendwelche Leute. Manchmal sogar Lehrer.
Klingt irgendwie ganz modern.
Wunderschöne Inneneinrichtungen in Herrenhäusern, die in der ganzen Randale derart zu Schrot verarbeitet werden, dass einem deswegen noch mehr das Herz blutet denn wegen verblutender Kämpfer. Soo schöne Tischdecken und durchbrochene, kunstvolle Trennwände, Lampions und schnuckelichte Beistelltischchen, Malereien, einfach alles entzwei – wie soll das so einfach nachwachsen? – , ein einziger Jammer, der zeigt, wozu das entfesselte Tier im Menschen fähig ist.
Da lobe ich mir mein Wirtshaus. Nur einfache Tische und Bänke, billiges Geschirr, normalerweise bekomme ich den Laden für 100 Tael Silber wieder flott.
Der Schiet ist natürlich der, dass nicht jeder zahlt. Nicht selten warte ich auf mein Geld. Ein bisschen paranoid, zugegeben, bin ich auch schon. Ich frage mich schon lange, warum meistens mein Laden demoliert wird. Der von Chang ist schon über drei Jahre nicht mehr eingelegt worden. Bei mir schwankt die Quote zwischen sechs Wochen und acht Halbmonden. In letzter Zeit übertreiben sie es echt.
Neulich sind von zwei Schulen je sechs oder acht Flachköpfe reingekommen, klar, der Schlangenstil sei dem Kranichstil überlegen, nein bestimmt nicht, eine Riesenkloppe, bis ein Fremdling aufstand und Schlangen und Kraniche binnen kurzem auf einen Haufen schmiss, was aber nochmal manches mitsichriss.
In dem Fall hatte ich Glück, denn die beiden Schulleiter wollten sich noch nicht endabrichten und haben sich die Rechnung dann geteilt.
Der Fremde, der mir ja im Grunde doch weiteren Schaden ersparte, ist gegangen.
Der Mist ist, dass wenn so einer da war gleich die nächsten kommen.
Gut, zum Glück weiß ich nicht, ob – ich nenne ihn mal so – Herr Li nach Lu weitergezogen ist oder Richtung Wei, gar gen Zhao oder dem Hofe.
Manchmal frage ich mich schon, wieso man an den Schulen den jungen Leuten nur beibringt, wie man Kneipen wie meine zu Brennholz und Schotter zerkleinern kann, anstatt ihnen klarzumachen, dass der Lehrer nicht gerne zum Bringschuldner seiner Schüler wird, die noch nicht gelernt haben, wie man in einem Wirtshause auch nur anständig Tee trinkt.
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Tags: 36 Strategeme, Antiokzidenz, Konfuzius, Kung-Fu-Filme, Lehrer als Bringschuldner
Ich liebe diese alten Hongkong-Produktionen.
Die heutigen Kungfu-Filme, mit einem vielfachen an Budget, kommen nicht annähernd an diese alten Klassiker heran. Die hatten Sinn, Tiefe, Humor und Menschlichkeit, wenn auch etwas gar kitschig. Wohl typisch Chines. Die Drachenfeste lassen grüssen. ;-)
Interessant ist ja, dass die sich da früher in den Hongkonger Studios gegenseitig teilweise wirklich ziemlich die Hucke vollgehauen haben, und da manches nicht mehr wirklich nur gespielt ist.
In gewissen Bruce-Lee-Filmen wurden auch ein paar wenige durchaus ernsthafter verletzt. Wen wundert’s bei der Power!
Tote gab’s da aber – meines Wissens – nie.
Nur Bruce wurde zuletzt von der CIA gekillt…
Wenn die mit ihren linken und hinterlistigen Trick-Schweinereien kommen, hat auch Kungfu keine Chance mehr.
Aber vielleicht die Speznaz mit Systema.
Was die Japsen und die Samuraikunst angeht, gibt’s eigentlich nur einen brauchbaren Film, und der ist ziemlich neu.
Zumindest hab ich bei allen anderen nach spätestens fünf Minuten wegschalten müssen, da ich so was Schlechtes einfach nicht allzu lang ertragen kann.
Kill Bill ist aber echt Granate!
Leider haben die geldgierigen Bastarde in Hollywood (ich geh mal davon aus, die Order kam von den Produzenten bzw. deren Geldgebern) das Ding in zwei Stücke zerhäckselt, obwohl es eigentlich ein Ganzes wär.
http://www.youtube.com/watch?v=21mzWdfHnwg&feature=related
Liebe Grüsse vom Drunken Master ohne Reiswein.