New York Times “enthusiastisch” für Obama

Die einflussreichste Zeitung Nordamerikas, manche sagen, der ganzen Welt, die New York Times, hat gestern in einem Editorial des Titels “Barack Obama for Re-Election” in bemerkenswerter Weise für eine Wiederwahl des Amtsinhabers der US-Präsidentschaft plädiert.

Der Artikel schließt, nachdem verschiedene Politikfelder abgearbeitet und jeweils Romney als der Schlechtere beurteilt, Obamas Erfolge herausgestrichen (manchmal hätte man sich noch mehr davon gewünscht), also:

“For these and many other reasons, we enthusiastically endorse President Barack Obama for a second term, and express the hope that his victory will be accompanied by a new Congress willing to work for policies that Americans need.”

(Aus diesen und vielen weiteren Gründen unterstützen wir Präsident Barack Obama begeistert für eine zweite Amtszeit und drücken die Hoffnung aus, dass dieser Sieg von einem neuen Kongress begleitet sein wird, der für die den Amerikanern notwendige Politik zu arbeiten willens.)

Nun ist es zwar Tradition, dass die NYT sich kurz vor der Wahl eindeutig für einen Präsidentschaftskandidaten ausspricht (siehe Kasten links im Originalartikel, wo die jeweils unterstützten Kandidaten aufgeführt werden), und doch springt das Wort “enthusiastically” (enthusiastisch, begeistert) im letzten Satz ins Auge.

Da bei der NYT in einem solchen Falle mit Sicherheit jedes Wort, zumal am Schluss eines Editorials derartigen Gewichtes (des wichtigsten alle vier Jahre!), auf die Goldwaage gelegt wird, nimmt es mich doch wunder, weshalb man nicht ein “strongly”, “clearly”, meinetwegen “absolutely” zum Ausdrucke der Bestimmtheit gewählt hat, sondern ein derart emotional aufgeladenes Adjektiv.

Man stelle sich mal vor, die Welt oder die FAZ bekennten sich kurz vor der Wahl dazu, Kanzlerin Merkel, einen langen, zwar einseitig angelegten, aber ansonsten sachlich gehalten argumentierenden Leitartikel schließend, “enthusiastisch” bzw. “begeistert” zu unterstützen, hinwiederum die Süddeutsche Zeitung oder die Zeit ihren Herausforderer Steinbrück.

Da langte man sich doch an den Rüsel.

Obama kann sich, sollte er doch verlieren, jedenfalls nicht über mangelnde oder nur laue Unterstützung durch das US-Ostküsten-Establishment beklagen.

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Eine Antwort zu “New York Times “enthusiastisch” für Obama”

  1. Kolibri sagt:

    Das Wort “enthusiastisch” trifft den Nagel auf den Kopf.
    Nachdem ich in einem vorigen Blog schon mal die Frage gestellt habe, warum immer der schon bestimmte Kandidat die Wahlen in den USA gewinnt, bin ich jetzt fündig geworden.

    Die “Shoup Voting Machine Company” von der Firma Exxon, automatische Wahlmaschinen, eignen sich vortrefflich Stimmen zuklauen, 2,75 Millionen Wähler sind in mehreren Bundesstaaten registriert, ausserdem das Tollste, 1,8 Millionen “Leichen” sind in den US Wählerlisten eingetragen.
    Also, wenn das nun nicht “enthusiastisch” ist…..?
    Der Wahltermin passt auch, jetzt zu Halloween, wo diese ganzen Leichen zum richtigen Zeitpunkt ankommen, um ihre Stimmen abzugeben, einfach begeisternd.
    Alles gut durchorganisiert, zudem noch Hurrikan Sandy, mit den zwei Meter hohen Megakillerwellen, wo der Präsident schon mal Vorsichtsmassnahmen getroffen hat und rund um den Financial District, die FED, alles evakuieren ließ,
    (vielleicht waren ein paar Deutsche gerade in den USA, die ja wegen des Sturms nicht ausfliegen konnten, und die Agenda das Gold vor denen in Sicherheit bringen musste)
    um sich nachher als ein um das Volk ” Besorgter” zu präsentieren.
    (Wahrscheinlich können die Menschen dort, sich selber vor einem Sturm nicht in Sicherheit bringen, schon etwas komisch, aber man muss ja nicht alles verstehen)
    So betrachtet ist doch wohl alles in Allem enthusiastisch und begeisternd.

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