Von der bewussten Hoffnungslosigkeit (II)

Im Kommentarstrange zum ersten Teil kritisierte Leserin Lisa durchaus nachvollziehbarerweise, dass es schon falsch sei, vom Begriffe der Hoffnung ausgehend die Hoffnungslosigkeit zu propagieren und schlug stattdessen “Klarheit im Jetzt” vor. (Meine vorläufigen Entgegnungen siehe dort.)

Machen wir uns also nochmal ein wenig Gedanken darüber, worum es eigentlich geht.

Mir kommt dazu eine Begegnung mit einem Iren in der Türkei, vor langer Zeit, in den Kopf.

Der (ich zählte gerade 22 Lenze) war schon einige Jahre älter als ich und beklagte sich in der abendlichen Philosophensitzung darüber, allzuviele Leute dächten und redeten allzuviel von den “Would-Bes” und den “Should-Bes”, also daran und davon, wie was sein könnte oder sollte, anstatt sich direkt um das zu kümmern, was gerade anliegt.

Weitgehende Zustimmung in der Runde.

Die andere Seite liegt darin, dass viele Menschen viel zu wenig erwägen, wie was sein könnte und sollte. Denn manches muss schließlich erst als möglich und notwendig gedacht und geplant werden, damit es vernünftig ins Werk gesetzt werden kann.

Und ebenhier ist eine “Klarheit im Jetzt” gefordert, also, dass das Hoffen nicht das Denken trübt; und damit man sieht, was wichtig und richtig ist, zumal erkennt, was einem dauernd nur als unmöglich, nicht erreichbar, vorgegaukelt wird.

Hoffen ist eine Art des Nichthandelns, der Energievergeudung, der Ablenkung vom Denken und Tun.

Träumerisch in einer ersehnten Zukunft schwelgend, ist der Hoffende auch der jederzeit von Priestern und anderen professionellen Scharlatanen Verführbare. Er ist der berühmte Esel mit der Baumelrübe vor seiner Nase.

Klar ist, dass viele Menschen meinen, mit der Hoffnung ginge auch der Mut verloren, Hoffnungslosigkeit müsse zur Mutlosigkeit führen, zur Antriebslosigkeit, zu einem Verlust an Lebens- und Überlebenswillen, an gestalterischer Kraft.

Das kann auch durchaus richtig sein, wenn man der Hoffnung sozusagen verlustig geht. Entscheidet man sich aber so konsequent wie möglich für die bewusste Hoffnungslosigkeit, so ist das etwas ganz anderes. Man legt die Hoffnung aus Einsicht heraus so weit als möglich ab, weil man erkannt hat, wie sehr sie einen zu jenem Esel zu machen vermag. Damit müssen dann Mut usw. keineswegs geschwächt werden, ganz im Gegenteile, sie können daran entscheidend gewinnen.

Es ist, nochmal allgemein gesprochen, etwas anderes, ob ich etwas Liebgewonnenes verliere oder ein Ding vorsätzlich in die Restmülltonne gebe, weil ich es nicht mehr haben will.

Zweitausend Jahre verlogene christliche Hoffnungserziehung sind selbstverständlich auch nicht so einfach zu tilgen; überall lauern die Hoffnungslügen, in den Kirchen, in der Literatur, in Kunstwerken, in den Schulen, selbst noch in den Bordellen.

Machen wir uns daher nicht, selber gar schon wieder hoffend, etwas vor: Leser Thomas und Leserin Lisa haben (was ich zum ersten, noch aphoristischen Teile freudig überrascht kommentierte) gleich verstanden, worum es mir geht.

Wir können nicht davon ausgehen, dass dies Verständnis so schnell die Masse erfassen wird.

Derer verirren sich nur selten Vertreter hierher, und wenn doch, dann begreifen sie wohl meist kaum, wovon gerade geredet wird, klicken weg, klinken sich aus.

Na und: Einfach weiterschaffen am Erreichen der Klarheit im Jetzt. Hoffnungsfrei die Leinen los!

(Ich habe, Lisa, mit der “Hiesigkeit” in der Tat noch nicht gefunden, was ich eigentlich suche.)

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17 Antworten zu “Von der bewussten Hoffnungslosigkeit (II)”

  1. Lesezeichen sagt:

    Hallo Magnus,

    du schreibst:

    “Wir können nicht davon ausgehen, dass dies Verständnis so schnell die Masse erfassen wird.”

    Wie denn auch?

    Das deutsche Schulsystem lebt davon, Hoffnungen zu zerstören, den selbstbewussten Menschen – im wahrsten Sinne des Wortes – gar nicht erst aufkommen zu lassen, ist doch eines der wichtigsten Instrumente des Lehrkörpers das probate Mittel der Prognose. Nicht du selbst entscheidest, was aus dir wird bzw. wie du einmal wirst. Es wird dir vorgesagt, zunächst deinen Eltern und über die dann dir selbst. Die urpreußische Erziehung, dass früh sich krümmen muss, was dereinst ein Haken werden soll, ist nach wie vor in den Klassenzimmern mehr als präsent und es droht demjenigen schweres Ungemach, der sich diesem System zu entziehen droht.

    Menschen, die sich selbstbewusst mit dem Hier und Jetzt auseinandersetzen wollen, um dann – hoffnungsfroh – ihre Zukunft gestalten zu können, müssen sich also erst einmal dieser Gespenster entledigen und das gelingt nach meiner Beobachtung nur sehr, sehr wenigen. Denn über eines muss man sich im Klaren sein: Man hat auf diesem Weg fast ausschließlich Feinde als Begleiter und wenn es keine direkten Feinde sind, dann sind es Menschen, die fürchten, deinen Platz als underdog einzunehmen, solltest du ihn nicht mehr innehaben.

    So entsteht m.E. die substanzlose Hoffnung auf Besserung im Irgendwann durch Hilfe eines Irgendwers, der von Irgendwo zufällig vorbeikommt und dein Leid erkennt. Es ist diese Hoffnung, die die Menschen dazu bringt, tagaus tagein einen ungeliebten Job zu machen, um sich danach stumpfsinniges Fernsehen anzutun, um ich danach auf ein freies Wochenende zu freuen, in dem sie sich dann aber auch nicht wirklich finden werden. Der ureigene Wunsch nach Identitätsfindung wurde so im Keim erstickt, dass er sich nicht von selbst wieder zum Leben erweckt.

    Herzlichst

    das Lesezeichen

    *staatlich geprüfter underdog ;)

  2. Lisa sagt:

    “Es ist, nochmal allgemein gesprochen, etwas anderes, ob ich etwas Liebgewonnenes verliere oder ein Ding vorsätzlich in die Restmülltonne gebe, weil ich es nicht mehr haben will.”

    Etwas, was noch nicht berücksichtigt wurde, ist die nahe Verwandschaft der Hoffnung mit Angst. Thomas hat dies in Hoffnung I mit den Iranern thematisiert. Tatsächlich muss man nur hoffen, wenn man Angst hat und Angst kommt von der Ignoranz über die Möglichkeiten des Menschen. (Ich gehe davon aus, dass jeder Gedanke wie ein Magnetfeld wirkt.)

    Und ja, das sage ich zu Thomas, man muss Entscheidungen treffen, oder, anders gesagt, man wählt, ob bewusst oder unbewusst. Warum also warten?

    Ich weiß, dass die meisten Menschen Hoffnung – so wie übrigens Toleranz oder die Erduldung – als positive Eigenschaften ansehen. Aber das muss jeder schon selber verstehen.

    PS: Ich habe auch noch nichts Besseres als Klarheit im Jetzt gefunden. Gegenwärtige Klarheit? Bewusste Wahl im Jetzt? Eher nein…

  3. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lesezeichen

    Erstmal: Freut mich, dass Du hier mal wieder eingreifst; ich habe Dich schon schwer vermisst, hatte fast schon die H… verloren.

    Was Du schreibst, trifft Wesentliches dessen, was ich meine:

    “So entsteht m.E. die substanzlose Hoffnung auf Besserung im Irgendwann durch Hilfe eines Irgendwers, der von Irgendwo zufällig vorbeikommt und dein Leid erkennt.”

    Mag sein, dass es doch Hoffnung mit Substanz gibt.

    Vielleicht habe ich zu einseitig zugespitzt, wer weiß…

    Immerhin habe ich böser Ungläubiger meinem Großen, der grade ziemlich vergrippt ist, gesagt, dass es schon eine Sorte des sinnvollen, vernünftigen, statthaften, guten Glaubens gäbe: nämlich jenen daran, dass man wieder gesund werde. Der habe mir meines Wissens auch noch nie geschadet.

    Ich denke, wir sind, wesentlich ob der Beiträge Thomassens, Lisas und Deiner schon ziemlich dicht an der Sache dran.

    Nachdem ich eben schon zugegeben habe, dass ich eine bestimmte Glaubensform keineswegs verachte, werde ich vielleicht auch noch eine Form des Hoffens (wieder-)akzeptieren, womöglich gar (Gott bewahre mich DAVOR!) der Verliebtheit.

    Immerhin meinte Nietzsche mal, man müsse gelegentlich selbst Urlaub von seinen Tugenden machen.

    Mag sein, dass dieser Spruch auch hierzu seine Berechtigung hat.

    Gleichwohl, noch: Wir haben uns oft darüber ausgetauscht, wie es Deinen und meinen Kindern teils in der Schule erging, wie wir darüber manchmal hart am Rande der Verzweiflung standen.

    War es dann aber eher die Hoffnung, die uns weiterkämpfen ließ, hieß, oder war es nicht der Mut und die Beharrlichkeit aus der Gewissheit heraus, dass uns schlicht nichts anderes übrigbleibe, auch, natürlich, dass es, um es mal so hart zu sagen, solange man noch zuckt, immer noch eine Chance, in diesem Sinne also Hoffnung gibt, aber gar keine mehr, wenn man aufgibt?

    Da kommen wir dann schon zum Selbstvertrauen, zur Zuversicht, auch zu Nietzsches Spruch: WERDET HART!

    Womit er eben keineswegs Gefühllosigkeit forderte (man lese mal den Zarathustra, wer so etwas behauptet, macht sich lächerlich), sondern ebenjenes Durchhaltevermögen, das einem wenigstens nicht allein eine wie auch immer geartete Form der Hoffnung zu geben vermag.

    Beste LG

  4. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lisa

    Ja, die Hoffnung (gerade, wenn man erwägt, was Lesezeichen eben dazu sagte!) hat eine tiefe, sehr fiese Verwandtschaft mit der Angst. Wie als ob beide aus einer besonders perversen Inzuchtsverbindung hervorgegangen.

    Dude meinte im anderen Strange ja auch, das Gegenteil der Liebe sei nicht der Hass, sondern die Angst.

    Indirekt hatte ich die Angst schon mit der Hoffnung in Verbindung gebracht, aber eben nur indirekt.

    Vor lauter Angst, sich selbst nicht und nimmer befreien zu können, fängt man, wie von Lesezeichen so gut beschrieben, an, eine Hoffnung auf einen Irgendwen irgendwann irgendwo zu setzen. Teufel aber auch.

  5. Thomas sagt:

    Wie ich bereits sagte, Warten durch Hoffnung, kann manchmal das Problem selbst lösen. Das Sprichwort “Die Zeit heilt alle Wunden” triffts ganz gut in dem Zusammenhang.
    Wenn aber die Zeit alle Wunden heilt, sind diese Wunden dann nicht immer emotionaler Natur? Was machen Emotionen aus Entscheidungen, wenn man diese zu früh trifft? Hat das Warten durch Hoffnung damit nicht einen heilsamen Effekt hin zur ungetrübten Logik?
    Ich bin mir nicht sicher, ob man Hoffnung mit Angst verschwägern kann. Ich kann auf so Vieles hoffen, was nicht aus Angst heraus geschieht. Und sei´s nur auf schönes Wetter am nächsten Tag.
    Starke Hoffnung resultiert immer aus starken, emotionalen Beweggründen. Soweit kann ich das bejahen.

  6. Lisa sagt:

    Hoffnung ist auch ein Abgeben der Selbstverantwortung in der “Hoffnung”, dass irgendwelche Autoritäten es schon richten werden – das blinde Schicksal, der liebe Gott, irgendwelche Politiker, etc. – ganz so wie die Stellvertreter-Demokratie, die zwangsweise versagt, weil die sogenannten Stellvertreter natürlich nur ihr eigenes Süppchen kochen.

    Da ist es doch sinnvoller, selbst zu entscheiden und dieser Entscheidung positive Erwartungen folgen zu lassen. Positive Erwartungen entsprechen schon einem Mehr an Selbstwert und Selbstverantwortung. Allerdings gibt es eine Falle, nämlich die Erwartungen, falls sie sich nicht sofort erfüllen, in Zweifel zu stellen und so die Verwirklichung zu verhindern.

    Der interessanteste Schritt in diesem Prozess der Bewusstwerdung ist es, gar keine Erwartungen mehr zu haben in der Gewissheit, dass ich es bin, der über die Verwirklichung entscheidet. Das wäre die “Klarheit im Jetzt”, zu wissen, was man denkt und fühlt und bei Bedarf die Gedanken und Gefühle an die getroffene Entscheidung und den Wunsch anzupassen, so dass die Entscheidung und die Ausrichtung aus einem Guß sind. Dann kann man es zulassen, ohne andauernd zu zweifeln…

  7. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lisa

    Es kommt im Zusammenhang mit der gelassenen Form der Erwartung, gar der souveränen Form der Nichteinmalmehrerwartung, die Du ansprichst, das fiel mir schon gestern Abend anlässlich eines Telefonats nicht zum ersten Male auf, zumindest bei mir, auch auf den jeweiligen Gegenstand bzw. den Bereich an, in dem ich diese Kunst übe.

    Bei Büchern und bei Erkenntnissen, die mir noch nicht in die Hände gefallen oder dann doch ins Hirn gepurzelt, klappt das gar nicht so schlecht; da will ich mich nicht beklagen; bei anderen Dingen läuft es zumindest bislang nicht so gelassen-gut.

    Es dürfte halt mal wieder so sein, dass auch hier Erfolg Erfolg zeitigt; hat es in einem Bereiche immer wieder gut geklappt, so ist es eben auch nicht so schwierig, die richtige Haltung einzunehmen bzw. zu bewahren, andernfalls…

    Hier sollte man sich natürlich durchaus mal dranmachen, das positive Phänomen in jene Bereiche zu übertragen, in denen es nicht immer so rund läuft.

    Ich versuche mich auch schon lange an diesem Zaubertrick; vielleicht bin ich damit schon weitergekommen, als ich’s weiß (vielleicht sollte ich mir das mal etwas gründlicher einreden); ich sehe aber noch nicht, dass ich’s wenigstens dreiviertels so hinbrächte, wie ich das gerne hätte.

    Bei all dem spielen zudem, was Wunder, eben nicht nur Erfolge eine Rolle, sondern auch Niederlagen und “Schicksalsschläge”, Traumata, vor allem, wenn sie sich häuften.

    Es ist ja schließlich wenig erstaunlich, dass ein Mensch, wenn er in bestimmten Zusammenhängen, selbst wenn er sich redlich bemüht und objektiv keine schlechte Leistung abgeliefert, immer wieder den Kürzeren zieht (oder auch nur den Dreiviertelskurzen), womöglich sogar schwer auf die Kappe gekriegt, nicht mehr so behende und lustig darauf setzt, das werde auf einmal besser.

    Ich habe jahrelang mit Schülern daran gearbeitet, derlei zu bessern; aber es kommt ja auch noch der Faktor Bosheit dazu.

    Menschen haben in solchen Fällen, das sage ich Leuten immer wieder, selbst mittlere Idioten, oft gerade die, wenn sie ihr Übelwollen lange geübt, gar zur Profession gemacht (oft auch “unschuldig” einfach so), ein fast untrügliches Gespür für die noch so feinste Unsicherheit des Gegenübers: dann stoßen sie gnadenlos in die Lücke, mit aller Tücke.

    Allerdings kann ich, das Phänomen schon eine halbe Ewigkeit lang kennend, auch sehr hart werden (was immerhin ein Anfang ist), wenn ich merke, dass jemand, zumal noch vor anderen und seiner Überlegenheitssucht, seines Vorteils willen, ebendies gnadenlos auszunutzen trachtet; da hat sich der eine oder andere Fiesling schon die Ohren gerieben (ich pflege die Leute nur verbal zu verhauen, wenn sie es denn unbedingt brauchen).

    Da sind wir schon wieder beim Nächsten: der Wehrhaftigkeit…

  8. Thomas sagt:

    Lisa, ich geb mich zu 95% geschlagen. ;)

    Nur das mit der Hoffnung, dass irgendwelche Autoritäten oder das Schicksal es richten würde, kann ich so nicht gelten lassen. Die Welt ist im ständigen Fluss, Veränderungen treten ein – mit und ohne Schicksal. Deshalb kann hoffnungsvolles Ausharren auch ohne auf das Schicksal zu vertrauen, also ganz kühl und wissenschaftlich betrachtet, das ein oder andre Mal die Lösung bringen.

    Diesen Punkt kannst du nicht abtun.

  9. Lisa sagt:

    “Es dürfte halt mal wieder so sein, dass auch hier Erfolg Erfolg zeitigt…”

    Ja, in manchen Bereichen klappt das Beabsichtigte mühelos und in anderen Bereichen kann es unerreichbar erscheinen. Da gibt es einen oder zwei Tricks, die auf jeden Fall hilfreich sind. Zuerst einmal kann man alle Dinge als gleichwertig betrachten – gleich gültig. Oft sind gerade die schwer oder scheinbar unmöglich zu erreichenden Dinge oder Zustände so mit Assoziation überfrachtet, dass es extrem mühsam erscheint, sie zu erreichen. Aber wenn man es auf die gleiche Stufe setzt, wie z.B. die Erfolge, wird es bedeutend leichter. Also, was ich meine ist, alles ist gleichwertig, nur verschieden.

    Was ich persönlich auch als hilfreich empfinde ist, die Ereignisse und Erfahrungen von einem neutralen Punkt aus zu betrachten um sie dann in meinem gewünschten Sinn zu interpretieren. Das erscheint natürlich dem einen oder anderen unlogisch, aber die Logik ist nur ein Teil der Glaubenssätze und Assoziationen, die man so mit sich trägt. Wenn man diese ändert, ändert sich auch die Logik und erweitert sich im günstigen Fall. Allein diese 2 “Tricks” verscheuchen auf jeden Fall einige Schatten der Vergangenheit.

    Außerdem halte ich bei Menschen, die in angeblichen Schwachstellen bohren, nur eine Antwort für angebracht: “Na und!” Schließlich ist es gerade da sinnlos, sich zu rechtfertigen…

    Übrigens, “behende und lustig” kann man einfach so sein, ohne Anlass

  10. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lisa

    Ich zitiere der Einfachheit halber nochmal, was ich für die beiden Kernsätze Deines Kommentars halte:

    “Oft sind gerade die schwer oder scheinbar unmöglich zu erreichenden Dinge oder Zustände so mit Assoziation überfrachtet, dass es extrem mühsam erscheint, sie zu erreichen.”

    Und:

    “Was ich persönlich auch als hilfreich empfinde ist, die Ereignisse und Erfahrungen von einem neutralen Punkt aus zu betrachten um sie dann in meinem gewünschten Sinn zu interpretieren.”

    Dem ersten Satz kann ich vorbehaltlos zustimmen.

    Der zweite ist etwas schwieriger, denn er scheint sich in sich selbst zu widersprechen. Was bei näherem Hinschauen aber nicht so sein muss.

    Selbstverständlich ist es nämlich schonmal schwierig, wenn nicht unmöglich, einen wirklich neutralen Punkt einzunehmen. Aber man kann durchaus versuchen, sehr weit von der Sache Abstand nehmen und dies in erheblich Maße erreichen. (Auch in der Wissenschaft eine sehr wichtige Methode; auch für den Steinmetzen ist es ratsam, ab und an einige Meter vom Stück zurückzutreten, es aus der Ferne zu betrachten, und mal drumrumzugehen.)

    Auch der zweite Teil des zweiten Satzes will, zumal in seiner Verbidung mit dem ersten, meines Erachtens recht verstanden sein.

    Desfalls halte ich ihn für richtig.

    Und, ja, es gehört zum Schönsten am Leben, dass man auch einfach so behende und lustig sein kann.

    (Würde mich mal, nach doch schon einigen Kommentaren von Dir, indiskreterweise, ich weiß, interessieren, wo bzw. wie Du Dein außergewöhnlich differenziertes Denken gelernt. Auf diese Frage steht es mir selbstverständlich nicht zu, eine Antwort zu fordern.)

  11. Lisa sagt:

    @ Thomas

    “Nur das mit der Hoffnung, dass irgendwelche Autoritäten oder das Schicksal es richten würde, kann ich so nicht gelten lassen.”

    Ich habe NICHT geschrieben, “dass irgendwelche Autoritäten oder das Schicksal es richten würden”. Im Gegenteil.

    Ja, alles ist im Fluss und es werden immer die Dinge ans Ufer geschwemmt, die man denkt und fühlt. Wenn man aber bewusster sein will, muss man wissen, was man denkt, fühlt, glaubt oder will, um die Erfahrungen anzuziehen, die man will um nicht – durch Ausharren oder Hoffnung – Erfahrungen wie Kraut und Rüben zu sammeln, mal gut, mal nicht so gut. Man könnte es auch Selbsterkenntnis nennen, die damit beginnt, zu wissen, was man denkt und glaubt, welche Assoziation und Definitionen man hat und auch damit, was man wirklich tut, egal wie banal es erscheinen mag.

    Es ist etwas Anderes, eine klare Absicht zu formulieren und sich in diese Frequenz zu begeben. Dann kann man in aller Ruhe abwarten. Vielleicht meinst Du das. Aber durch Ausharren und Hoffnung Lösungen herbei zu ist eher ein Va banque Spiel. Und außerdem ist bewusster zu sein so viel schöner und auch erfolgreicher.

    Hoffen und Harren hält jeden zum Narren.

    Von meiner Sicht aus beseitigt das Deine 5 % Restzweifel. -)

  12. Lisa sagt:

    “… außergewöhnlich differenziertes Denken…”

    Wau!

    Ich glaube, dass man das nicht “lernen” kann. Aber, man kann sich an sich selbst erinnern und je mehr man bei sich selbst ist, um so einfacher ist es. Aber das weißt Du schon…

  13. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lisa

    Ich meine schon, dass man außergewöhnlich differenziertes Denken lernen kann. Jeder Hiesel vielleicht nicht, aber mit einer gewissen Grundbegabung, durch konsequente Arbeit und beharrliches Schaffen, zumal auch Gespräche mit anderen, die schon dort oder auf dem Wege dorthin sind, lässt sich viel erreichen.

    Nicht umsonst betone ich in diesem Zusammenhange immer wieder das Gewicht der Semantik, dass man sich, andere, Bücher immer wieder fragt, was denn das und das im Unterschied zu dem und dem bedeute, die bewusste, genaue Rede übt.

    Ernsthafte Forschung auf einem beliebigen Gebiete zwingt einen, will man nicht steckenbleiben, immer weiter dazu, die Differenziertheit des Denkens auszubauen.

    Sich insgesamt für viele Dinge zu interessieren und sich mit ihnen ernsthaft zu befassen, hilft selbstverständlich auch: denn was man nicht weiß, kann man nicht vergleichend bzw. analog abrufen und in seine Überlegungen einbauen.

    Ich denke jedenfalls nicht, dass Du noch nie ein gescheites Buch gelesen hast sowie nicht hie und da mal eine Schule besucht.

    Dass eine Hinaufentwicklung in diesem Sinne umso besser klappt, je mehr man bei sich ist (hiesig, da), sei damit selbstredend nicht bestritten und war ja schon früh in den beiden vorliegenden Kommentarsträngen Thema.

  14. Lisa sagt:

    “Ich denke jedenfalls nicht, dass Du noch nie ein gescheites Buch gelesen hast sowie nicht hie und da mal eine Schule besucht.”

    Doch, natürlich, ich wurde durch sehr gescheite Aussagen inspiriert, sei es in Büchern oder, wie hier, durch Austausch mit anderen Menschen. Auch das Internet ist eine wahre Schatzkammer in dieser Hinsicht. An die diversen Schulen habe ich allerdings so gut wie keine Erinnerung.

    Mein Beitrag war zu stark gekürzt. Was man nicht lernen kann, ist das Verstehen, oder besser gesagt, die Einsicht. Ich gehe davon aus, dass alle Informationen schon in meinem Geist sind und deshalb geht es für mich hauptsächlich darum, diese einzusehen, so dass ich die Information abrufen kann, die ich gerade brauche. Also ein höchst intuitiver Prozess. Ob ich dazu von “Außen” oder von “Innen” angeregt werde, spielt keine Rolle.

    Ich stimme Dir zu, dass die Sprache dabei eine sehr große Rolle spielt. Es ist ungemein hilfreich, die Begriffe zu definieren, denn schließlich sind sie die Grundlage des Verstehens…

  15. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lisa

    Nun, damit das, was Du einen höchst intuitiven Prozess nennst, auch zielführend abläuft, ist Übung wenigstens für mich nicht unerheblich.

    Mein sehr intensives Schreiben der letzten Jahre z.B. hat nach und nach Assoziationsformen gezeitigt, die ich so nicht erwartet gehabt hatte.

  16. Thomas sagt:

    Da siehste mal, wie doof wir sind, Magnus. Wir müssen sowas halt lernen. ;D

    Ob Lisa das Quant fand,
    das verschwand
    im gelobten Land?

    Ist Lisa Quantsand oder
    isst Lisa Quantsand?

  17. Default sagt:

    Das mit der bewußten Hoffnungslosigkeit ist sehr interessant.
    Wie komme ich auf einfache Weise zur bewußten Hoffnungslosigkeit?

    Es gibt zwei Glaubensprinzipien, die aus meiner Sicht total widersprechen und sich nicht miteinander vertragen: Hoffnung und Vorherbestimmung. Ich verzichte hier darauf, die religiösen, esoterischen und auch wissenschaftlichen Grundlagen aufzuzählen, die uns den Vorherbestimmungsglauben nahelegen wollen.

    Wenn ich mich in die Vorherbestimmung hineindenke, so komme ich logisch eines Tages auf folgenden Gedanken:
    Wenn alles vorherbestimmt ist einschießlich mir selbst, so brauche ich auch keinen Ausweg mehr suchen und die Hoffnung ist gestorben.
    Vorsicht: Wer hier stecken bleibt, der ist schlimmstenfalls selbstmordgefährdet. Deshalb schalte ich nun um in eine politische Sicht. Was wird die Obrigkeit sagen?

    Sag ihnen, alles ist vorherbestimmt, dann macht keiner mehr das Maul auf, und gib ihnen ein wenig Hoffung, dann sind sie wieder unbegrenzt leidensfähig. ;-)

    Aus dieser Hoffnungslosigkeit ergibt sich dann für mich logisch eine andere Sicht auf die Sexualität.
    Ich illustriere das mit einem kleinen geschäftsschädigenden “Witz”, mit dem ich hoffe, den „Schwanzgesteuerten“ etwas zu Denken zu geben:

    Also mir hat einer erzählt, er denkt am Anfang beim Sex immer an die Nachbarin, seitdem schimpft ihn seine Frau nicht mehr, daß er keinen hochkriegt, und das Geld fürs Viagra bekommt jetzt seine Frau als Haushaltsgeld. ;-)

    freundliche Grüße

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