Jetzt bist, nach dem Siggi, dem Röckle, dem Siegfried Röcklin, auch noch Du gestorben.
Dies ist mein erster hilfloser Nachruf für Dich, meinen väterlichen Freund.
Lieber James, ich werde mir erlauben, noch ein wenig von Dir und den unvergesslichen Geschichten zu erzählen, die Du aus Indien, der halben Welt mitgebracht, mit denen Du, nicht nur damit, strenger Geist, mein Leben bereichert hast.
Ich schreibe dies, und das was folgen wird, für jene, die Dich gekannt haben, wussten, dass der harte, manchmal zynisch aufgelegte James ein grundguter Kerl war, in Dankbarkeit für all die Stunden, die wir miteinander verbrachten.
Fragen kann ich Dich nicht mehr; ich werde mir, wenn ich mich gefasst habe, einfach die Freiheit nehmen, noch etwas von dem, was Du mir mitgegeben hast, zu erzählen.
Du bist nicht weg. Nicht von mir. Nie.
Darüber haben wir genug gestritten, dass einer irgendwann einfach weg sei, wie Du, U.G. Krishnamurti folgend, stets meintest.
Vorgestern fand ich die Schrift, die Du mir von ihm gabst, die ich verschlampt zu haben glaubte, was mir sehr peinlich war, Dir sehr missfiel, zufällig wieder.
Das wollte ich Dir, als Du schon von manchen vermisst wurdest, man mich fragte, ob ich Dich denn in letzter Zeit gesehen habe, Dich wieder treffend noch sagen.
So habe ich sie aber noch, mit allen Randnotizen von mir, aus Deiner Hand.
Verzeih mir, dass ich jetzt weine.
Du weißt, was ich Dir dort, wo Du jetzt bist, wenn Du noch bist, wünsche.
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Ganz still und leise,
stehe ich heut an deiner Seite.
Nimm dir die Zeit, um zu trauern,
das kann schon eine Weile dauern.
Ein Blatt Papier in deiner Hand,
von ihm beschrieben, ein Freundschaftsband.
Mach ihm noch eine Freud,
gib sein Wissen weiter an einige Leut.
Dass, was er dir gegeben,
Früchte trägt in unserm Leben.
A.L.
@ Kolibri
Danke Dir!
Ich weiß wohl, dass sowas wie das Obige aus der Sicht vieler nicht hierher gehört. Das ist richtig “uncool”, völlig “unprofessionell”.
Ich sehe aber bis zum Grunde der Dinge nicht ein, weshalb ich mich immerzu nach diesen Kategorien der Kälte richten sollte.
Mögen andere sich darin beweisen.
James nannte mich übrigens nicht selten “mein Sohn”, worüber ich manchmal meine Witze riss.
Wir haben uns wechselseitig nie geschont, keiner von beiden wollte das; ich nannte ihn gar mal, da er schon den Spitznamen “Meister aller Klassen” hatte, den “Meister aller Flaschen” – doppeldeutig darauf anspielend, dass er vor vielen dort, wo wir uns meist trafen, nicht die allerhöchste Achtung hatte, nie Fassbier bestellte.
Das fand er erstmal nicht so lustig.
Aber er nahm’s mir auch nicht längers übel, und glücklicherweise war das nicht, als wir uns zum letzten Mal sahen.