Ich habe mich ja schon verschiedentlich darüber ausgelassen, wie dämlich bei der Zeit Kommentare zensiert werden, das jetzt nochmal überprüft, und es ist nicht besser geworden, die Sprüche dazu, man glaubt es kaum.
Den Vogel aber, für mich, schießt der Freitag, jene Berliner Wochenzeitung des Jakob Augstein, dabei ab, denn man liest dort inzwischen als Standardspruch, im Ernst:
“Der Kommentar wurde versteckt.”
Wo denn?
Etwa im Katzenklo?
Unterm Flachkopf?
In der Vorhölle zum Ausschluss aus der “FC” (das ist die sogenannte Freitags-Community)?
Originell ist das ja schon, keine Frage.
Jeder fragt sich, wohin die versteckten Kommentare von der Redaktion wohl versteckt wurden und ob man sie irgendwann wohl wieder da rauslassen werde.
Das macht mich schon ein bisschen neidisch.
Ich habe in dreieinhalb Jahren zwar erst kaum eine handvoll Kommentare “verstecken” müssen, da sie mir mehr als grenzwertig erschienen (liegt wahrscheinlich daran, dass man mich als Gemeindepfarrer in der Regel achtet und hier praktisch nie strittige Themen präsentiert werden, auf meinem Weichspülerblog), aber noch keinen derart geilen Spruch dafür gefunden.
Sollte ich also doch wieder einmal zu diesem bislang äußersten Mittel greifen müssen (gesperrt wurde hier noch nie einer), muss ich mir, hinter den Feinformulierern der Hauptstadt nicht zurückzufallen, etwas einfallen (das “lassen” lasse ich jetzt mit Absicht weg, das habe ich versteckt).
“Der Kommentar hat sich aufgelöst.”
Oder
“Der Kommentar wurde entleibt.”
Oder
“Der Kommentar ist verdampft.”
Oder
“Der Kommentar starb tragischerweise an einer redaktionellen Beschneidung.”
Oder
“Der Kommentar krümmt sich im Aschenbecher.”
Naja, ich weiß nicht.
Kommt alles nicht so recht an den Spruch der Freitägler ran.
Der Kommentar wurde verfreitagt?
Der Kommentar hat gerade im Marianengraben zu tun?
Der Kommentar wurde von Aliens geklaut?
Alles zu lang, zu kompliziert.
Also: Der Kommentar ward zersägt.
Das klingt zwar nicht so links wie “wurde versteckt”, wird aber auch von jedem verstanden, und die Diktion ist noch knapper.
(Kommentar ist weg oder Kommentar ab wäre zwar noch griffiger, suggerierte aber nicht so viel redaktionelle soziale Sorgfalt und Mühe.)
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Tags: Der Freitag, die Zeit, Kommentare, Zensur