Seit ein paar Tagen wird Stuttgart der anstehenden OB-Wahl halber zuplakatiert.
Was völlig neu, ich noch nie erlebt habe, ist, dass man nicht auf einem einzigen von mir bislang wahrgenommenen Plakat zum Gesicht des Kandidaten einen Parteinamen prangen sieht.
Was bei den beiden Sammelkandidaten für SÖS und Linke, für CDU, FDP und Freie Wähler, noch halbwegs nachvollziehbar sein mag, erhellt bei den Kandidaten von SPD und Grünen – anderen, sah ich schon andere? – nicht ohne weiteres.
Offensichtlich will vor den Stuttgartern kein Politiker mehr für eine Partei stehen.
Alle Kandidaten scheinen ihre eigenen Parteien als klare Negativwerbung zu empfinden, sich vor den Bürgern für diese zu schämen.
Der gemeine Zentralschwabe war also mal wieder außerordentlich progressiv, erzwang dergestalt bei seinen Großkopferten die Anpassung an den neuen Zeitgeist.
Einen Oberbürgermeister braucht man selbst in der Nachpostmoderne: Aber wer braucht noch Parteien?
Ich schätze, die CSU, wenn sie noch Humor besäße, könnte in Stuttgart locker einige hundert Plakate eines der Ihren, die untere Leibeshälfte als blauweißer Dackel gehalten, an die Laternenpfähle hängen, und weder das Ordnungsamt noch sowieso die politische Konkurrenz merkte etwas davon.
Am liebsten hängte ich einfach mal meine Feige neben die anderen Feigen und nennte es, wenn es doch auffliegen sollte, Aktionskunst. Und es flöge wohl auf, weil mein Antlitz aufgrund seines hohen Wiedererkennungswertes zumindest in der Südstadt schon mehr als manchem Hinzen und Kunzen bekannt.
Schade eigentlich.
Zum einen habe ich keine Plakate, zum anderen rechnete ich im Falle eben doch mit einer saftigen Rechnung vom Ordnungsamt.
Wer weiß, wer mich noch alles wegen Wahlstörung, Störung der öffentlichen Ordnung, Grobem Unfug, Anschlags auf die FDGO, was weiß ich was, anzeigte.
Immerhin, das Weindorf ist seit heute an.
Bin vorher mal über Markt- und Schillerplatz geschlendert, und viele brave Schwaben saßen schon am Mittage bei Viertele und Maultaschen auf der Gass’ und ließen es sich ungerührt gutgehen.
Vielleicht rufe ich die Wahlkampfzentralen morgen mal an und frage, weshalb ich denn so gar nicht damit drauskomme (das sagt man hier so, wenn man ausdrücken will, dass man es nicht rafft), wer eigentlich von welcher Partei sei.
Und dass mir das höchst verdächtig. Ob es denn nur noch eine gebe? Ob wohl der KGB hinter dieser Farce von Wahl stehe?
Mal sehen, welche Fragen mir noch einfallen.
Es wird wohl, wie praktisch immer in solchen Situationen, auf die zunächst gegebenen Antworten ankommen.
“I däd gern der Kerle vo dr’ CDU wähla, on koi Sau sechd mir, wer da des isch. Isch d’CDU jedsed wäga sellem Scheißbohhof edwa scho em Ondergrond?”
“Ha noi, nadierlich edda…”
“I han vorcher no oin vo de Griene frei romlaufa säha, die hod also no koiner elle ens Gfängnis!”
In Hamburg steht das Ohnsorg-, in Stuttgart das Entsorgtheater.
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Tags: Entsorgtheater, OB-Wahl Stuttgart
Magnus, da siehste mal. Ich stehe nicht allein.
Ich wäre ja für Monarchie. Keine Parteien, kein Geklüngel, kein Bekenntnis zu irgendwas, außer zu ererbtem Reichtum und Macht durch Gene.
Wozu Meinung? Wozu wählen? Wozu Demokratie? Das Parlament ist sowieso nur noch ein alternativloser Durchwinkverein. Es gibt ja nicht mal mehr Debatten.
Leider habe ich die Jahreszahl vergessen, aber der Tag, an dem die Demokratie aufgrund der Demographie kippt, steht heute schon fest. Ab dann heißt es für unsere Kinder Sklavenarbeit. Wenn also schon Sklavendasein, dann doch bitte für alle.
Also her mit dem König. Hauptsache, die Krone passt :) und dann gibt es wieder ein bisschen Remmidemmi fürs Volk, königliche Hochzeiten, Winken und – ganz wichtig – öffentliche Begnadigungen. Dann kriegen auch Guttenberg und seine Freunde ihre Doktortitel wieder, was dann wieder die Akademikerquote nach oben treibt.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es :)
Herzlichst
das Lesezeichen
@ Lesezeichen
Ich kann hier leider meine echten Insider-Informationen bezüglich der baldigen Wiedererrichtung der Neckarmonarchie nicht öffentlich ausbreiten, Dir aber versichern, dass der 21.12. noch abgewartet werden wird.
Denn erst wenn der Rest der Welt gemerkt hat, dass er nicht mit ihr untergegangen ist, wird der frisch gekrönte König dessen und deren angemessene Huldigung erfahren.
Der Thronanwärter ward übrigens – perfektes Versteck! – in einem Hinterhaus im Stuttgarter Westen entdeckt, alswo er noch ganz unauffällig bürgerlich seinen Kleinbetrieb führt.
Der Hohe Rat, der nicht nur seine Blutslinie genau prüfte, sondern auch seine sittliche Eignung, meint, alles perfekt in Vorbereitung zu haben. (Ich bin nur Berater, unter anderem, damit die Thronrede richtig hinhaut, weiß zwar einiges, bin aber auch nicht in alle Details eingeweiht.)
Ich kann aber ohne weiteres noch so viel verraten, dass keiner der momentanen Stuttgarter OB-Kandidaten mit unserem künftigen König identisch ist.
@ Alle
Der Hohe Rat ist sich natürlich darüber im Klaren, dass die Absatzbewegungen der OB-Kandidaten von ihren Parteien einen letzten verzweifelten Versuch jener Verschwörer darstellt, ihm im Stuttgarter Rathaus noch einen irgendwie glaubwürdigen Widerpart aus ihren Reihen entgegenzuinstallieren.
Man sieht das sehr gelassen.
Auf dem Weindorf tuschelt man indes schon heftig.
Sozen und Schwarze (selbst Grüne!) versuchen ihre sporadischen Zuhörer bereits davon zu überzeugen, dass sie nur des Königs halber als U-Boote in ihre jeweiligen Parteien eingetreten seien.
Es sei in der Parteiendiktatur einfach nicht anders gegangen.
@Lesezeichen
“Ich wäre ja für Monarchie. Keine Parteien, kein Geklüngel, kein Bekenntnis zu irgendwas…”
Genau!!
Wer eine Partei braucht ist doch einfach zu dämlich und/oder zu faul um selbst zu denken,… oooder? ;o)
Also lasst uns eine Monarchie einrichten. Eine Welt.
Jesus – oder jemand anderes im Stil von Jesus – auf dem Thron, mit 12 weisen Richtern und 12 weisen Beratern an seiner Seite…
Mehr dazu hier: http://www.mysticalforum.ch/viewtopic.php?f=25&t=11111&hilit=monarchie ;)
Und apropos Dämonkratie *lol*
https://unzensiert.zeitgeist-online.de/2011/09/16/schafsmedien-volksverrat-als-demokratenpflicht/#comment-34709
@Magnus
Viel Glück bei der Krönung. ;-)
@ Dude
Interessant, dass Du dem König 24 Ritzer und Rater beiseite stellen willst.
Vor der Zeremonie habe ich natürlich schon ein bisschen Bammel.
Ich soll nämlich (ER besteht darauf) die ersten Maßnahmen des neuen Regenten vor der Presse vertreten.
Er soll gesagt haben: “Der Kerle koh Schwäbisch on’ Deitsch, Englisch au noh, hod a Gosch wia a Maschinagwehr, verschdohd ebbes von Bildung on Kender, läbd ed en Saus on Braus, on hod mid dene ganze Bardeiaseggel nix zum Doa. Den nemma mer.”
Als ich das erfuhr, trat ich vor meinen geheimen kleinen Schwabenschrein, stellte die Ehwaz-Rune, und es sang in mir alswie nicht von dieser Welt.
Ich habe auch ein – wie es sich gehört, sparsam angesetztes – kleines Budget, das es mir erlauben wird, “besonders für die Fordschridde des Geischdes sich seiner Mainung nohch ausgezeichned häbende Persenlichkeiten” zur Inauguration einzuladen. Egal, ob aus dem In- oder Ausland.
Selbst, dass ich einmal mit einer Badenserin verheiratet war und mit ihr zwei Mischlingskinder gezeugt, ward von seiner baldigen Erlaucht nicht als Fahnenflucht, sondern beispielhaftes Zeichen der Versöhnung von Badenern und Schwaben gewertet.
“Koiner koh zu dem saga, dass er en ewichgeschdrige Nationalischd wär, emmerhin hod er sich fir elle gopferet ond a Badensere gnomma.”
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal gefordert wäre, staatstragend aufzutreten, aber bald wird es wohl soweit sein.
Drück’ mir bitte die Daumen, dass ich nicht schon am ersten Tage versage.
@ Lesezeichen & Dude & Alle
Für mich persönlich überschlagen sich die Ereignisse immer schneller.
Bestehe ich meine Feuertaufe, so soll ich laut Hohem Rat damit beauftragt werden, das weltweit führende Forschungsinstitut zum Thema Publizieren im Weltnetz aufzubauen.
Ich ahne schon, dass ich das als Bildungsminister so quasi nebenher zu machen angedacht.
Bald werde ich also wohl eine richtig große Nachhilfeschule leiten.
Zum Glück hatte ich immerhin schon kleinerer welche.
Ich will Freiheit für alle. Wer dann König ist, ist mir egal.