Vom Buddhawäscher zum Trilliardär

Als ich vorhin mal wieder ob der übertriebenen Computerdaddelei meines älteren Sohnes etwas ungehalten war, fragte ich ihn, ob er denn sein Hirn etwa schon bei lebendigem Leibe selber kompostieren wolle.

Der Spruch war ihm natürlich ziemlich egal.

Eine Stunde später aber geschah ein Unvorhergesehenes.

Auf dem Rückwege vom notwendigen Einkaufe kamen wir nämlich an einem vielleicht fünfzigjährigen, sehr gepflegten Manne, etwas indisch aussehend, vorbei, der doch tatsächlich mitten auf der Gasse im Gerberviertel sorgsam, mit Schwamm und Eimer, seine 30 bis 60 Zentimeter hohen Buddhastatuen wusch, also andächtig wie gründlich, und die Sache ergab auch Sinn, denn die noch nicht gewaschenen Buddhas waren in der Tat teils etwas weißlich-trübe anverfleckt (Der Stein oder Guss war von einem mattdunkelblau-gräulichem Tone), sahen nach der ihnen angediehenen Ganzkörperpflege schon wieder viel besser aus.

Meine Niederlage von vorhin noch nicht gänzlich verwunden habend, sprach ich, fast gleichzeitig, meinen Sohn allda keck darauf an, ob er nicht vielleicht Buddhawäscher werden wolle, den leicht überrascht aber weiterhin freundlich reagierenden Meister, ob er denn wohl noch einen Stift, äh, einen Lehrling einstellen wolle, der das bei ihm lernen könnte.

Rümpfend regte mein Sohn zum Fortgange, der Buddhapfleger, wohl halb verstanden habend, setzte sein Werk unbekümmert lächelnd fort, indem ich ersterem erklärte, der doch mittelprächtig genervt war von seinem intransigenten, gossenfrechen Alten, dass ein liebevoller Buddhawäscher niemals einer sein könne, der über keinen Humor verfüge, allemal ja Buddha, der Lächelnde, selber nicht, wenigstens die gebotene Gelassenheit mitbrächte, einen etwas spinnerten Schwaben in seinen grenzwertigen, dabei wohlwollendst gehaltenen pädagogisch-philosophischen Späßen zu ertragen.

Sohn war natürlich klar, dass der Mann kein hauptberuflicher Buddhawäscher war. Sondern ihm wohl das schmucke kleine Geschäft auf der Hausseite des Trottoirs gehört, unter dessen käuflicher Ware er der Buddhas mit besonderer Hingabe pflegt.

Außerdem, in der Zeit, in der er Buddhas wäscht, kann er nicht daddeln. Diese meine hinterlistige Konjektur dürfte Sohn auch nicht ganz verborgen geblieben sein.

Da er ja so gerne einmal Maschinen erfinden will, die dahinführen, dass man praktisch nicht mehr arbeiten muss (also immer daddeln kann), werde ich vielleicht mal anregen, er möchte sich der Konstruktion einer funktionablen Buddhareinigungsmaschine befleißigen, einer von solcher Effizienz, dass sie sich nicht nur an Stuttgarter sondern auch an indischen Buddhahandwaschstunden gemessen objektiv rechnet.

Achso, ja, jetzt wäre mir der eine noch entfahrene Spruch, als wir vielleicht 50 Meter entfernt, beinahe entfallen: “Ja, siehst Du, vom Buddhawäscher zum Trilliardär! So geht das!”

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