Wir kommen jetzt zu einer der schwierigsten Anforderungen an den menschlichen Geist überhaupt.
Diese besteht darin, Prozesse im nachhinein nicht zu einseitig vom Ergebnisse her zu betrachten.
Allzu leicht nämlich sehen wir, wenn etwas – womöglich gegen große, schier unüberwindlich wirkende Widerstände – gelang, die Sache so, wie als ob wir alles, zumindest das Entscheidende, richtig gemacht haben müssten.
Andersrum, im Falle des Scheiterns, sind wir geneigt, selbst dort verhängnisvolle Fehler zu sehen, wo vielleicht gar keiner gemacht wurde.
Das ist allzumenschlich, trübt aber das Denken.
Denn im ersten Falle hatten wir vielleicht einfach an einem gewissen Punkte eine gehörige Portion Glück, eine nicht selbst herbeigeführte Wirrnis in den Reihen unserer Widersacher führte eigentlich viel mehr dahin, uns die Erreichung unseres Zieles zu ermöglichen, denn all unsere vermeintlich so grandiosen Strategeme, unsere Beharrlichkeit, während wir im letzteren vielleicht viel mehr leisteten, aber einfach wider momentan Unüberwindliches stießen.
Das heißt nun selbstverständlich nicht, dass in jedes Siegesglück der Wermut einzuträufeln, jede Niederlage hinwiederum schönzureden wäre.
Denn es gibt selbstverständlich Siege, die man mit Fug und Recht praktisch völlig der eigenen herausragenden Leistung zuschreiben darf, auch Niederlagen, wo man – zumindest im nachhinein – sehr wohl sagen kann, dass es eigentlich keine realistische Chance oder der und der grobe Fehler den Ausschlag gab.
In allen anderen Fällen aber gerät der Geist leicht auf Abwege, mal durch das blendende Gefühl des Triumphes, mal durch jenes den Verstand betäubende der Niederlage.
Da wir aber mit Herrn Wenn und Frau Hätt sinnigerweise weder Brot noch Bett zu teilen vermögen…
…werden wir sie doch gebührlich beachten.
Also: so kühlen Kopfes als möglich, weder vom Überschwange noch von der Niedergeschlagenheit gedanklich in Bann getan, so genau wie möglich analysieren, was wirklich war und wie ablief.
Man muss sich vor seinen Siegen ebensowohl schützen, wie vor seinen Niederlagen.
Wer es gelernt, sich selbst dergestalt zu schützen, der vermag endlich auch andere zu schützen.
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Tags: Schutz, Sieg und Niederlage
Siege – aber triumphiere nicht.
Wirklich verloren hast du, sobald du dich aufgibst.
Wer im Angesicht der Niederlage über sich und seine Irrtümer lachen kann, hat mehr gewonnen als der, der einen besiegt hat.
Sei rücksichtslos in deinem Kampf – aber nicht hart.
Sei gerissen in deinem Denken – aber nicht grausam.
Sei geduldig – aber nicht nachlässig.
Sei sanftmütig – aber keineswegs albern. (Castaneda – Grundstimmungen des Pirschens)
So bleibt einem immer die Möglichkeit einer Umkehr, falls im Kampf die Erkenntnis einem übermannt, dass man doch etwas daneben gelegen hat.