Raffen, Gaffen, Pfaffen, Laffen, Waffen.
Archiv für den Monat Juli 2012
Fünf Affen
Dienstag, 31. Juli 2012Vom Buddhawäscher zum Trilliardär
Dienstag, 31. Juli 2012Als ich vorhin mal wieder ob der übertriebenen Computerdaddelei meines älteren Sohnes etwas ungehalten war, fragte ich ihn, ob er denn sein Hirn etwa schon bei lebendigem Leibe selber kompostieren wolle.
Der Spruch war ihm natürlich ziemlich egal.
Eine Stunde später aber geschah ein Unvorhergesehenes.
Auf dem Rückwege vom notwendigen Einkaufe kamen wir nämlich an einem vielleicht fünfzigjährigen, sehr gepflegten Manne, etwas indisch aussehend, vorbei, der doch tatsächlich mitten auf der Gasse im Gerberviertel sorgsam, mit Schwamm und Eimer, seine 30 bis 60 Zentimeter hohen Buddhastatuen wusch, also andächtig wie gründlich, und die Sache ergab auch Sinn, denn die noch nicht gewaschenen Buddhas waren in der Tat teils etwas weißlich-trübe anverfleckt (Der Stein oder Guss war von einem mattdunkelblau-gräulichem Tone), sahen nach der ihnen angediehenen Ganzkörperpflege schon wieder viel besser aus.
Meine Niederlage von vorhin noch nicht gänzlich verwunden habend, sprach ich, fast gleichzeitig, meinen Sohn allda keck darauf an, ob er nicht vielleicht Buddhawäscher werden wolle, den leicht überrascht aber weiterhin freundlich reagierenden Meister, ob er denn wohl noch einen Stift, äh, einen Lehrling einstellen wolle, der das bei ihm lernen könnte. (weiterlesen…)
Heilandsack!
Dienstag, 31. Juli 2012Heilandsack!
Jetzt musste ich diesen zumindest für mich schwäbischen Urfluch mal selbst überschriftsweis heranziehen.
Ich bekomme tatsächlich, indem ich doch eher alles kritisiere, was sich selbst schon nicht mehr bewegt, immer wieder kritisch zu hören, woher ich denn meine fröhlichen Aussichten hernähme, dahingehend, hier einen Silberstreif, dort schon helleres Leuchten zu gewahren, woher ich denn meinen unerklärlichen Optimismus (und das ist für mich schon ein hartes Schimpfwort!) nähme.
Liebe Leute, egal woher und welche die Motivation für derlei. Ich bin weder Udo Ulfkotte noch Gerald Celente noch Jesus noch ein gelernter Spökenkieker hinterm Deich; ich verfüge weder über heilige Leichentücher noch speziell verwahrte Vorhäute, sammele nicht Rabenkot noch Abwurz, allenfalls Hirnwurz, bevorzugt auf meinem Hain und wenigen anderen, woselbst diese zu finden.
Der Weise sagt nicht weis. Er zeigt Möglichkeiten auf. Und selbstverständlich wird er seinen Schützling nicht nur in Warnungen und erdrückenden Bildern künftiger Fährnisse jedes Mutes berauben, sondern ihm, klar, unverstellt, hart, einige wahrscheinliche Formen der Prüfungen und Herausforderungen benennen, die seinen Weg kreuzen mögen, ihn darauf vorbereitend, ihm alles Selbstvertrauen zum Bestehn derselben oder auch anderer mitgebend. (weiterlesen…)
Olympia 2012: öd und leer
Montag, 30. Juli 2012Jetzt muss man die Leute zum Zuschauen bei den Olympischen Sexspielen in London schon in die Sportstätten zwangsverpflichten, Soldaten zum Mittagsschlaf holen, damit sie die leeren Ränge füllen.
Ich sage hierzu nichts mehr, denn das, wofern es keine Fotomontage sein sollte, spricht für sich.
Piraten bekommen Brodersch eine gebinst
Montag, 30. Juli 2012Endlich – wie lechzte mir nur schon so lange der Sinn darnach – habe ich die Gelegenheit, einen Text von Henryk M. Broder zu loben.
Er berichtet unter dem Titel ‘Monströse Binsenweisheit “piratischer Außenpolitik”‘ auf welt.de von der Potsdamer Konferenz der Piraten zur Außen- und Sicherheitspolitik.
Dass da praktisch nur Windhuberei aus den Rossbreiten von Resthirnen abgesondert würde, war zu erwarten.
Broder schildert aber alles sehr schön: Seine Metapher mit den Binsen bildet mir einen flachen, schlickichten Teich auf, wo alle, hüft- bis brusthoch in der Schlammbracke sumpfwatend, ihre alten Nachen durchs Gebinse schieben müssen, dieweil die Ruder sich sonst in der orange-ockerbraunen Brühe verhedderten. (weiterlesen…)
Matrix: Im Zoo
Montag, 30. Juli 2012Das ganze mit der “Matrix” ist ein vorsätzlich hohlgequirlter Quatsch.
Wir verfügen über einen freieren Informationszugang denn je, und wir dürfen, zumindest noch, einen Großteil der verfügbaren Informationen auch verbreiten. Und wir dürfen dies nicht nur, wir können es auch so leicht und schnell und billig wie nie zuvor.
Wer keine an der Waffel hat, weiß, dass es zwar teratonne weithin wirksamer Lügen gibt, Obskurantenzirkel der übelsten Sorte, allerlei blutsaugende Geldkathedralenpopen und -popel, Waffenschieber, Geheimdienstassassinen, Schwarze Operationen, Zinsmanipulationen, den Patriot Act wie den Detention Act, Uranmunition, HAARP, den Klimaschwindel, die Gendermache, die Usurpation der Aufklärung im Sinne reaktionärer religiöser Kräfte, Biospritumwelt- und Menschheitsernährungsverbrechen an der Tagesordnung, manipulierte Berichterstattung zu Kriegen in den Medien sowieso, man übersieht sogar mal hundert Milliarden, was dann aber eigentlich egal, weil sie ja eh nur auf dem Papier standen, also im Grunde nie dagewesen.
Ja, all dies und noch viel mehr ist uns bekannt, und zwar sehr dingfest, und da wollen wir uns darüber beklagen, eine “Matrix” walte über uns und unserem Denken?
Lachhaft. (weiterlesen…)
Denkfiguren: Wo ist die Stoa?
Sonntag, 29. Juli 2012Trifft man mit der Stoa das Tor besser?
Ist der Samurai, gar der Ninja, in Wahrheit ein Stoiker?
Der Steinmetz, der Schmied?
Die Gebärende beim Geburtsschmerz?
Sind nicht alle Tapferen Stoiker?
Kann man ohne Stoa überhaupt leben?
Kann eine Philosophie taugen, die dem Menschen seine Leidenschaften nehmen will?
Wie stoisch ist der Schlaf selbst?
Kann man nicht erst Stoiker sein, wenn man gründlich tot ist?
Ist der vollkommene Stoiker nicht schon lebicht tot?
Ein Untoter?
Darf der Stoiker ein Glas Wein trinken, aber keine zwei?
Was darf der Stoiker überhaupt?
Doch auch mal begehren, Spaß am Sex haben?
Sich freuen, wenn er im Schach gewann?
Kann man so einen in eine schlagende Studentenverbindung schicken?
Wie langsam raucht der Stoiker? So langsam, dass ihm dabei seine Tugend nicht erlischt?
Bin ich selber ein Stoiker, weil ich die stoische Lehre so gelassen sehe?
Wie laut darf ein Stoiker lachen, wie ungebärdig sich freuen? (weiterlesen…)
ESM-Finanzkrieg: Siegt die absolutistische Plutokratie?
Sonntag, 29. Juli 2012Was Professor Stefan Homburg hier in der FAZ zum ESM-Vertrag vorbringt, halte ich für die derzeit wichtigste Pflichtlektüre überhaupt.
Es hat mir in der Tat, obschon ich vieles schon wusste, nochmal den Atem verschlagen.
Der Gouverneursrat ist absoluter Geheimhaltung auf ewig verpflichtet, vollkommen und ebenso ewig immun, jeglicher Kontrolle von außen entzogen, kann Geld in fast beliebiger Höhe schöpfen und aufnehmen, hunderte Milliarden an Banken verschieben, beliebig, ohne Begründung, ohne dies auch nur öffentlich zu machen: Er ist die Junta, oder meinetwegen das Politbüro der Euro-Finanzdiktatur.
Dieser Vertrag ist nun der Staatsstreich, der die Gouverneure, die Räte, an die Macht bringen soll.
Die Staats- und Verfassungsfeinde, die dies Papier aktiv unterstützen, gehören in der Tat vor Gericht. Wegen Landes- und Hochverrats, fraglos.
Homburg schreibt:
“Lässt das Bundesverfassungsgericht den ESM-Vertrag passieren, muss es rote Linien, die es in früheren Urteilen gezogen hat, abermals hinausschieben. Das wäre bedauerlich, denn ausweislich der vielen tausend Verfassungsbeschwerden sind es ja nicht nur jüngere Menschen, die in unzähligen Internetforen die drohende Transformation der europäischen Demokratien in eine von der Finanzindustrie beherrschte Plutokratie befürchten. Vielmehr besteht die Gefahr eines Systemwechsels durchaus.”
Nochmal der Kern: “Transformation der europäischen Demokratien in eine von der Finanzindustrie beherrschte Plutokratie” (!!!)
Danke, Herr Professor Homburg. Das trifft den Punkt präzise.
Wie sollte Verschwörung denn Theorie sein, wenn sie so offen Praxis ist. (weiterlesen…)
Volk sonder Witz
Samstag, 28. Juli 2012Dieser Artikel wurde über dem Beginne eines Gegenkommentars Richtung Leser Dude zum Vorgänger “Weg mit X und W!” zu einem eigenen Beitrag.
@ Dude
Wir sollten selbstverständlich nicht grunzen noch bellen. Denn darüber würden wir nicht nur zu Ungläubigen, sondern auch noch zu unreinen Tieren.
Die Zeiten, lieber Dude, als der Europidäer sich noch zwanglos unterhalten und allerlei Späße treiben durfte, sind schlicht vorbei.
Es gibt Leute, die unserem Witze sehr aktiv Grenzen zu setzen vermocht haben. Ganz partikuläre Grenzen. Es herrscht keinerlei Beleidigtseinsgleichberechtigung. Einige sind vorzüglicher beleidigt als andere.
Dieser Prozess, egal, ob es sich um den Islam, “Europa” oder den Genderismus handelt, dringt derzeit immer weiter vor, durch alle Ritzen.
Wir sollen witzlos gemacht werden. (weiterlesen…)
Weg mit X und W!
Samstag, 28. Juli 2012Ich weiß, jeder weiß, dass in Deutschland bestimmte Symbole in öffentlicher Verwendung verboten sind: Das hat sich, wenigstens fallweise, inzwischen bis hin auf das Keltenkreuz ausgedehnt. (Die Odalsrune ist auf Uniformen von Haupt- bis Oberstabsfeldwebeln statthaft, auch auf Werbeveranstaltungen der Bundeswehr, aber nicht auf beliebigen Demonstrationen.)
Die Türkei indes, dazu durfte ich wohl eben eine diesbezügliche Bildungslücke schließen, ist in ihren Bestrebungen, den Bürger vom Ohngeiste freizumachen, vielleicht sogar schon etwas weiter als wir, was wir neidlos anerkennen sollten. Denn sie verbietet, wenn man dem folgenden Zitat aus der FAZ Glauben schenken darf, bei uns völlig übliche, an das lateinische Alphabet angelehnte Buchstaben:
“Gerade hat ein Gericht in Diyarbakir, der inoffiziellen Hauptstadt der türkischen Kurden, die Annullierung von 19 kurdischen Namen für Parks und Straßen verfügt, da in den Bezeichnungen die verbotenen kurdischen Buchstaben x oder w enthalten waren.” (weiterlesen…)
Dem Nachwuchse XIX
Samstag, 28. Juli 2012Wir kommen jetzt zu einer der schwierigsten Anforderungen an den menschlichen Geist überhaupt.
Diese besteht darin, Prozesse im nachhinein nicht zu einseitig vom Ergebnisse her zu betrachten.
Allzu leicht nämlich sehen wir, wenn etwas – womöglich gegen große, schier unüberwindlich wirkende Widerstände – gelang, die Sache so, wie als ob wir alles, zumindest das Entscheidende, richtig gemacht haben müssten.
Andersrum, im Falle des Scheiterns, sind wir geneigt, selbst dort verhängnisvolle Fehler zu sehen, wo vielleicht gar keiner gemacht wurde.
Das ist allzumenschlich, trübt aber das Denken. (weiterlesen…)
London: Olympische Sexspiele 2012
Freitag, 27. Juli 2012“The Sex Games” titelt der britische Independent, der Focus kommt mit einem Artikel der Überschrift: “Heiße Spiele in London – Große Sex-Debatte vor Olympia-Eröffnung”.
Das ist ja lustig.
Es scheint, dass, sollte nicht ein Terroranschlag oder Stadtviertelaufstand dazwischen kommen, über das vorgeblich ausschweifende Liebesleben im Olymischen Dorfe zu spekulieren und paparazzieren erstmals in der Historie interessanter werden könnte, denn die Welt von all dem Gerenne, Gehüpfe, Gelupfe, Geschmeiße, Geboxe, Geschieße, Geremple und sonstigen klassisch olympischen Gekrattel zu unterrichten.
An zehntausend Athleten sollen 150 000 Kondome verteilt worden sein.
Das reicht immerhin für 30 Nummern für jeden. (Wenn zwei Leute mit einem Kondom aufs Mal zurechtkommen.)
Irgendein schlauer Kopf muss also, nachdem man sich in den Planungsstäben darüber klargeworden, dass die Olympioniken entweder zu dumm oder zu nachlässig sein würden, sich selber genug Kondome zu kaufen, ausgerechnet haben (er hat wohl seine Erfahrungen in Eton, die besagen, dass ein strammer junger Engländer bis zu zwei Mal am Tage kann, macht bei 14 Tagen 28, plus zwei als Gangreserve), dass das reichen müsse, wohl, mit spitzer Feder einkalkuliert habend, dass zwar manch junger Athlet selbst den strammen Etonianer noch an Lendenkraft übertreffen könne, viele aber doch schon Eigenware mitgebracht haben müssten, allein schon ob besonderer Markenvorlieben, so dass wohl eher für drei bis vier Nummern am Tage gesorgt sein dürfte.
150 000 Präser. Wenn ein Päckchen 5 Millimeter dick ist, ergibt das einen Präserturm von 75 000 Zentimetern oder 750 Metern. Das wäre, wenn der Brit nicht so knapp kalkuliert hätte, das höchste Gebäude der Welt.
So gibt es dafür nur die Silbermedaille. (weiterlesen…)
Gott, Es, Gaia: Wer will falsch’ Zeugnis?
Mittwoch, 25. Juli 2012Wie es scheint, häufen sich Themen, die grob als esoterische zu umreißen sind, im sogenannten Sommerloch: und es wirkt – oh Entsetzen! – , wie als ob ich mich in diesen Trend einreihte.
Jede Menge Religiöses (für mich fällt das darunter), Crowley, Todesartenweissager, Rückführungsspezialisten, Gottesworte, ach, auch um das Überleben im Quantenkolosseum kämpfende Elementarteilchen, der Katechismus der theoretischen Physiker, Geheimgesellschaften, selbstverständlich die Jesus-Frage, archaisch-magische Initiationsriten: allerlei nicht eigentlich klassisch Wissenschaftliches kam hier jüngst dazu.
Bis zu einem gewissen Grade finde ich das lustig, und manchmal, das nicht zuzugeben wäre töricht, fordere ich derlei ja im Sinne einer weiterführenden Debatte auch frech heraus.
Ärgerlich wird es aber, wenn weder ein geistiger oder theoretischer Fortschritt erzielt wird, noch gar einer, der konkret auf das Jetzt passte.
Sich also alles nur im Kreise dreht, allzuwenig Weiterführendes erkennbar. (weiterlesen…)
Dem Nachwuchse XVIII
Mittwoch, 25. Juli 2012Wann soll man sich in schwieriger Lage gerade erst recht nicht beraten lassen, um Rat fragen?
Ach, kann es etwa unvernünftig sein, sich, wenn man der Zeit dafür hat, gewogener Leute Rats anzuhören?
Ja, das kann es.
Nicht nur, dass die Zeit am Ende verschwendet sein könnte, nicht nur, dass Defätismus an Seele und Gedank wirken mögen, nur, dass doch die falschen Ohren etwas hören könnten: schon die blanke Ablenkung, das Hypotetische der Situation, die sich daraus unter Umständen ergebende unmerkliche sprachliche Deviation, der Kommunikation, der Erklärung dem Gegenüber, auch wohl dessen Intentionen geschuldet, führen mitunter eher vom Ziele weg, denn dahin.
Hier können Vertraute, ohne dies zu wollen, zur größten Falle für einen werden: andererseits Fremde zu Zeigern. (weiterlesen…)
Mantik: Beim Tode fängt der Ernst an
Mittwoch, 25. Juli 2012Aus der Kritik der Welt (“Maischberger greift in der Krise zum Esoterik-Quatsch”) zu Maischbergers Schwatzschau des Mottos “Horoskope, Handlesen, Tarot: Unsinn der hilft?” will ich nur ein bemerkenswertes Zitat herausziehen, immerhin den deutschen Physiker und Astronauten Professor Dr. Ulrich Walter betreffend, das aber, vor allem, eine Frage aufwirft, die, obzwar so naheliegend, dort anscheinend gar nicht gestellt wurde:
“Maischberger stellte Walter vor als “jemand, der den Sternen nah war” und fragte: “Sind Sie gläubiger zurückgekommen?” – “Nein, aber ich dachte mehr über die Dinge nach”, so der Physiker. Zurück auf der Erde, hat er sich die Hand lesen lassen. In der Talkshow-Ankündigung hieß es: “Ihm wurde prophezeit, wie er sterben würde.” Das “Wie” versäumte Maischberger allerdings nachzuhaken.”
Nun, die Kritikerin Carola Stern kreidet also Frau Maischberger das Versäumnis an, nach dem “Wie” des prophezeiten Sterbens nicht gefragt zu haben, da der arme Mann das anscheinend glaubt, was doch eher – zumindest scheinbar – von einem gewissen Taktgefühl zeugt.
Denn Frau Stern hat soherum recht, als dass Maischberger, die, wenn sie ein Mindestmaß an Professionalität mitbringt, bei einer derartigen Ankündigung höchstwahrscheinlich mitentscheidet, zuerst den Reißer wollte, ihn dann aber nicht angehen.
Es wurde wohl auch nicht thematisiert, ob denn ein Mensch, der so etwas glaubt, noch ganz bei Sinnen sein könne. Welch potentielle selbsterfüllende Prophezeihung der negativsten Art, mit dem Tode spielend, von diesem Handleser in die Welt gesetzt worden sei. Ob denn nicht jeder in einer entsprechenden Profession, der so etwas macht, als ein unverantwortlicher, entweder absolut skrupelloser oder völlig unfähiger Scharlatan selbstgezeichnet erkannt werden müsse?
Stellen Sie sich mal vor, Sie glauben fest an das, was Ihnen Ihr Weissager sagt.
Nun hat er Ihnen gesagt, dass Sie einst ersaufen werden. Mit dem Badespaß werden Sie es ab da nicht mehr so sehr haben, vermutlich, Ihr ganzes emotionales Verhältnis zum Element Wasser wird sich verändern. Wenn Sie Kinder haben, werden Sie denen womöglich auch noch eine Wasserangst übertragen, so dass die dann vielleicht erst recht irgendwann panisch ersaufen, anstatt ruhig an Land zu schwimmen. (weiterlesen…)
Dunkle Vision
Mittwoch, 25. Juli 2012Ich gewahre einen neuen Obersteinewerfer, der Außenminister wird, wobei er aus Toleranzgründen stets seine Guido Fawkes Maske aufbehalten darf. Wer darüber spottet, wird von seinen Anhängern erschlagen oder erstochen, oder er landet wegen der Beleidigung von Religionsgemeinschaften oder Volksverhetzung im Bau.
Dem Nachwuchse XVII
Dienstag, 24. Juli 2012Jetzt kommen wir zum Königswege.
Ich sage nicht, dass ich ihn wie notwendig zu beschreiten wüsste.
Er besteht darin, dass man noch selbst das wunderlich Ärgste in einen Quell der Inspiration und Erkenntnis und wegweisenden Kunst zu verwandeln voranschreitet.
Solches entwickelt viele Ebenen der Kraft, die ich in diesem Kapitel nicht eingehend beschreiben will.
Hier geht es darum, dies vom Grunde her zu begreifen. Weshalb Beispiele leicht nur schaden könnten.
Der Königsweg ist derjenige der schöpferischen Verwandlung des Äußeren über das Innere ins Äußere.
Selbstverständlich nicht nur das.
Viel Äußeres muss im Innern zusammengeflossen sein, bis dass der Königsweg auch nur am Horizonte sichtbar erscheint.
Die Verwandlung des Äußeren kann nicht herbeimeditiert werden.
Solches behaupten die Weltabgewandten, die Feigen.
Es bedarf – und sei es “nur” der geistigen – dafür der Tat.
Sonst bleibt man ein Schwamm mit etwas Spülmittel. (weiterlesen…)
Also stund’s dort
Dienstag, 24. Juli 2012Das Folgende fand sich eben im Fotoarchiv, alswie ich es vor ein paar Jahren in Hammelburg auf eine Stahltafel, an der Außenwand der Schafgasse 1 prangend, fürs Nachhilfeschülchen zur Werbung aufgemalt stehen hatte (Großbuchstaben “LESEN” an den Zeilenanfängen rot, der Rest schwarz, auf Weiß):
Lebendiges sich vorstellen aus allen Zeiten
Eigenes Denken in Geschichten erleben
Selber in alle denkbaren Welten fliegen
Eigene Bilder im eigen Kopf schaffen
Natur, andere, sich selbst erkennen
Dem Nachwuchse XVI
Dienstag, 24. Juli 2012Mit der Metamorphose der Erweiterung der Wahrnehmungs- und Assoziationsfährigkeit, gerade auch im Sinne der nicht direkt kausal verknüpften Entsprechungen, wächst auch die spontane Empfindlichkeit, ja Reizbarkeit, sehr leicht übers Maß.
Man darf gerade jetzt in schwierigen Lagen nicht vergessen, dass die Dummheit unergründlich klug ist.
Sie hat es gar nicht nötig, nichtlineare, analoge Verknüpfungen von Geschehnissen und Sachverhalten anzuerkennen. Sie ignoriert sie einfach, weiß aber sehr wohl, wie derlei vor der Masse lächerlich zu machen, in Abrede zu stellen ist. Das hat sie gelernt.
Man darf also mitunter noch nicht einmal im Vieraugengespräch also höflich wie deutlich sagen, was eigentlich zu sagen wäre, wenigstens als Meinung zulässig sein müsste.
Dreht sich die schwierige Lage nun gar um die eigenen Kinder, die der Gegenseite in erheblichem Maße ausgeliefert sind, und jene weiß das zu nutzen, genau dahingehend, man schade doch gerade selbst ihnen, indem man noch herumhändele, zumal die Würfel schon gefallen seien, wie das halt mal im Leben manchmal so sei (indem der Erklärende am gezinkten Würfelfallen durchaus bewusst beteiligt war), so darf man, davon muss man ungetrost ausgehen, sich einer Phalanx an schwer herauszubrechenden sich gegenseitig Deckenden gegenüberstehen sehen: zumal, wenn alles Gebaren der beteiligten Protagonisten schon vorher fast nur diesen Eindruck zu machen vermochte.
An dieser Stelle gibt es, wiederum vergröbert (eben nämlich auch Mischformen, zeitliche Versetztheit, Abstufungen), drei oder meinetwegen auch vier grundsätzliche Möglichkeiten.
Erstens, man gibt die Sache ganz auf.
Zweitens, man gibt die Sache vorläufig auf (Hintergedanken bleiben).
Drittens, man versucht einen Parforceritt.
Viertens, man geht nach und nach, Schritt für Schritt, auch nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum, beharrlich, ausdauernd, intuitiv, kreativ, Widrigkeiten unerhörte Ideen entgegensetzend, auf Gelegenheiten wartend, Chamaeleon wie Springspinne wie Amurtiger wie Flughund wie scheinbar mönchisch absent, so gut als möglich gezielt und folgerichtig vor. (weiterlesen…)
Zürcher Männerbeauftragter: Das war’s schon
Dienstag, 24. Juli 2012Da hat sich der Kanton Zürich doch tatsächlich verwagt, einen “Männerbeauftragten” einzustellen, den ersten der Schweiz, und jetzt musste der schon nach drei Wochen den Bettel hinschmeißen.
Kernzitat aus dem Bericht der NZZ dazu:
“In die Schlagzeilen geraten
Theunert und der Verein maenner.ch hatten Mitte Juli in einem Bericht in der Sonntagspresse für Schlagzeilen gesorgt. Der Verband fordert, dass im Rahmen einer anstehenden Revision des Strafgesetzbuches Eltern und geschulte Fachleute sich nicht strafbar machen, «wenn sie mit klarem pädagogischen Ziel innerhalb eines sorgfältig gewählten und klar definierten Settings pornografische Darbietungen unter 16-Jährigen zugänglich machen».”
Das war nicht besonders geschickt. Zumal damit zu rechnen war, dass dies vom Boulevard als Aufforderung verstanden werden würde. Da half es nichts, dass Markus Theunert dazu erklärte, dass das Selbstbestimmungsrecht der Jugendlichen in jedem Falle gewahrt werden solle.
Straffrei, das wissen wir ja inzwischen, wollen die Mehrheit der Politiker in der Schweiz und in Deutschland die Knabenbeschneidung aus religiösen Gründen sehen, wobei das Selbstbestimmungsrecht der Kinder keine Rolle spielen soll: Und für solcherlei Forderungen hat noch keiner, dass ich wüsste, seine staatliche Stelle verloren. (weiterlesen…)
Gehatet oder Gelovet? (II)
Sonntag, 22. Juli 2012Das eigentlich Bemerkenswerte an einem derart dummen Gewäsch wie “gehatet” und “gelovet” besteht ja nicht darin, dass Leute derlei Unfug herausblasen, sondern dass sie von vielen darin noch ernstgenommen werden.
Normalerweise gehört sowas ins Kabarett, in die Satire.
Vor kurzem dachte ich noch, dass das facebooksche “gedisliked” der absolute Knaller der deutschsprachigen Weltnetzsprachverfuselungsidioten sei, und es hält auch nicht schlecht mit, aber “gehatet” gefällt mir noch besser.
“Gehasst” traut man sich nicht zu sagen. Das wäre zu deutsch und deutlich: also “hatet” man.
“Den hawick denn ma jeheitet!”
“Der isch jeddsd kheided, dass grachd!”
Schwabylon grüßt sein geliebtes Berlin. (weiterlesen…)
Gehatet oder Gelovet?
Sonntag, 22. Juli 2012Gerade blubbert auf meinem derzeitigen Lieblingsradiosender ein “App”-Entwickler vor sich hin, der eine Applikation mitentwickelt hat, mittels derer man Bilder ins Netz laden kann, auch wiederbewerten, sich per selbstlernenden virtuellen Stadtplänen von seinem Handy führen lassen, und die beiden zu wählenden Kategorien sind, wie originell, “hate” und “love”, wissen die Appler von “Lover and Hater”.
Es kommt also, wie diese Großmeister der deutschen Sprachoptimierung treuherzig vermelden, darauf an, wer am meisten “gelovet” oder “gehatet” wird.
Dass diese heldenhaften Volkspoeten noch nicht das Bundesverdienstkreuz für die konsequente, zeitgemäße Modernisierung unseres Wortschatzes erhalten haben, verwundert doch zutiefst. Ich möchte meinen, dass man das einen waschechten Skandal zu heißen sich keineswegs übertrieben echauffiert hätte. (weiterlesen…)