Unter Umständen kann man etwas am besten, gerade weil einem manches daran von vornherein nicht passt.
So habe ich derzeit ein literarisches Projekt im Kopfe herumschwirren, von dem ich um desto mehr denke, dass es gelingen könne, zu machen sei, je weniger Lust ich dazu habe, es anzupacken und zu verwirklichen.
Nicht nur, dass ich dafür einige Zeit mit jemandem zusammenarbeiten müsste, den ich zwar sehr mag, der aber auch ein ganz schöner Stinkstiefel sein kann, schreckt mich, sondern auch, dass ich schon sehe, dass ich werksgetreu Dinge positiv darstellen müssen werde, die ich selber nicht gar so klasse finde, dann, schließlich noch, der Riesenhaufen Arbeit, den ich in der Folge, bereits also missermutigt, anzugehen und bis zur letzten Schippe abzutragen hätte.
Andererseits fühle ich mich wie ein Ausredner, wenn nicht gar Feigling. Denn gutes Material (im literarischen Sinne) ist in Fülle vorhanden, und habe ich jetzt doch schon so viele Stunden darüber nachgedacht, dass ich mich andersrum wieder ärgerte, wofern ich die Sache einfach fahren ließe.
Sowas nennt man sonst wohl Hassliebe.
Andererseits, um zum Ausgangspunkte zurückzukehren, könnten gerade mein Unbehagen, meine Distanz zu einigen Aspekten der Geschichte, mich erst recht befähigen, nicht einfach im begeisterten Rausche irgendein schwülstiges Gepfriemel in die Tasten zu hacken, sondern etwas sehr fein gesetzt Besonderes zu schaffen. (Das sich vielleicht, zu allem Überflusse, auch noch gut verkaufen ließe, wogegen ich nun wahrlich ebensowenig einzuwenden hätte.)
Als Altgermane würfe ich jetzt wohl ein paar Runenstäbe, als Altchines’ bemüht’ ich das Schafgarbenorakel.
Das mache ich aber lieber nicht, denn in Divination bin ich eine ziemliche Lusche. (Liegt wahrscheinlich an meiner mangelnden Glaubensfestigkeit.)
Ich werde also wohl doch zumindest ein Exposée verfassen müssen und darauf hoffen, dass es hinreichend missrät.
Dann hat die Seel’ vielleicht ihre Ruh’.
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Tags: Schafgarbenorakel