Kunst erwächst oft nur, erst, gerade erst recht dann, wenn der Künstler, indem er sein Werk schafft, nicht mehr an den Rest der Welt denkt, sondern (fast) nur noch an sich selbst.
Er ist sich selbst Arzt, indem er schafft. Der einzige Arzt, der ihm wider das Wortgift der Wucherer und das daran angeschlossene Geschrei deren Schreiber und der Massen zu helfen vermag.
Dessen angesichtig ist er oft hilflos: es sei denn er hilft sich selber.
Er darf nämlich, das ist ihm Labsal und Arzenei, das als Erster, oft Einziger, gewahren und erkennen, was des Restgeistes nicht ist. Das, dessen der Kaufmann so lange hohnlacht, wenn er überhaupt hinschaut, hinhört, solange es noch “nichts wert”, also nicht gewinnbringend abzuhökern und zu verkaufen ist.
Genau jener, der es in höchsten Tönen preisen wird, sobald er seinen Schnitt damit machen kann, sobald die Masse von seinen Schreibern zum Jubeln gebracht ward.
Es ist mitunter ein von einiger Bosheit getränktes Lachen, das da im Busen des Künstlers erklingt. Ein von Verachtung durchwirktes. Es ist trotzdem eines, das in der Liebe gründet.
Aus Hass entsteht, das weiß zumindest jeder Runenkundige, nie wirkliche Kunst. Nur Afterkunst. Derer es uns allerdings heute nun wahrlich nicht mangelt. Mohrrübe im Arschloch in der Wiener U-Bahn oder Fettecke in der Stuttgarter Staatsgalerie. Prost Mahlzeit.
So helfen wir uns, da, wo kein Widerspruch mehr statthaft ist, dahingehend, ob des erweiterten Kunstbegriffes, dass Karotte im After und Margarine auf Schrott ins Frühpubertäre gehöre, einfach selbst, indem wir solcherlei Abranz nicht folgen, unsere Schöpfung im Zweifel gar nur alleine für uns betrachten, denn jenem zu folgen, was der Markt der strategemisch gewollten Dekadenz hinaufschreit.
Wir haben kein leichtes Leben, taugen nicht zum Hedonismus.
Aber wir können eins, das mehr ist: Wir geben uns unsere Freiheit, unsere Freude selbst. Wir wissen, dass kein Hieb, kein Pinselstrich, kein Laut, kein Buchstabe umsonst ist. Damit verstehen wir sogar “mehr von Wirtschaft” als jene, die dies zu ihrem Markenzeichen gemacht.
Natürlich erfreuen wir uns auch der vorerst Wenigen, die unser Schaffen erkennen. Denn wir geben gerne weiter. Auch “umsonst”.
Letztlich sind wir der Unsterblichkeit, die so viele Religionaster und Wissenschftsglaubsforschhuber postulieren oder zusammenerfinden wollen, innerlich, geistig, so viel näher, dass es sich für jene noch nicht einmal verlohnt, darüber, kämen sie denn je auf die Idee, auch nur ein Traktat von zehen Seiten Umfang zu verfassen.
Mit dem Gesindel verlohnt es sich noch nicht einmal, über das Verhältnis, die wechselseitige Bedingtheit von Form und Inhalt zu disputieren. Jeder sinnfällige Satz dazu rüttelt bereits an ihren Grundfesten, so, dass sie “intolerant!” oder “altgestrig!” schreien, oder sonst irgendeine ihrer Chiffren haltloser Beliebigkeit herausplärren, ihren mentalen Müllhaufen heilig zu halten.
“L’art por l’artiste”: Ich habe diesen Titel gewählt, schreibe dies, obzwar ich mich mitunter noch wie zwanzig fühle, aber realiter nicht mehr also jung bin, sondern 48, um unserem künstlerischen Nachwuchs (gut, auch sonstigen vielleicht daran interessierten Lesern) Mut und Anregung zum unverzagten Selbstvertrauen und Selbsterhalt zu geben.
Normalerweise hätte ich jetzt noch eine Passage dahingehend eingefügt, dass ich sehr wohl wisse, wie weithin lächerlich ich mich mittels eines solchen Unterfangens machte: jetzt aber spare ich mir das, ganz schwäbisch, doch einmal; ganz luxuriös.
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