Schon der Begriff “Glaube” ist verkehrt.
Jedenfalls in der Gleichsetzung, die vorherrscht.
Denn man kann an irgendwas Unbestimmbares (Jahwe, Allah, Gott, Shiva usw.) “glauben”, oder eben an sich selber.
An die eigene Kraft zur Genesung aus einer Krankheit oder einem Missbill zu “glauben”, ist etwas fundamental anderes, als an ein abstrakt externalisiertes, numinoses, oft ersatzweis, massenemotional Aufgeheiztes.
Es ist schlicht einfacher, an irgendwas, egal was, sowasmassenwas zu glauben, denn an das Eigene.
Es birgt dies nämlich zwei Vorteile.
Man gehört zur anerkannten Herde, wird also nur zufällig geschlachtet, und, noch besser: Man muss nicht denken.
Den meisten tut Denken nämlich ziemlich weh.
Ich meine jetzt nicht das Denken “wie halte ich die Wasserwaage richtig?” oder ähnlich Funktionalistisches, sondern das eigentliche.
Da faulen dann die Hirnzähne schnell ab.
Man wird, wenn man wirklich denkt, nämlich ziemlich schnell physisch wie auch psychisch übelst verprügelt, wenn nicht gar totgeschlagen.
So ist das: Und von daher sind die Nichtdenker die Vernünftigen.
Aber: Sie denken, dass sie prima überlebensfähig seien, solange sie nur nichts dächten.
Das ist indes trotzdem ein Trugschluss.
Der Denker muss nämlich je einzeln geschlachtet werden, ohne dass dies, zumal, in der Sache, je hinhaut, während die Nichtdenker en masse vernichtet werden, wann, und wo immer, dies gerade notwendig.
Deshalb erziehe ich meine Schüler eben doch zum Denken anstatt zum geordneten Nichtdenken.
Freigeistig sein lernen ist nicht gleich lustig.
Hält man es aber doch durch, so kann man heller und besser lachen als der Tumbe, dessen höchste mentale Errungenschaft der Erwerb und Betrieb eines neuen Mobilfunkgeräts ist.
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