Heute kriege ich, vielleicht gerade da baustellenhalber etwas müde, ob der “Kopimistenkirche” in Schweden, also jener Leute, die sich für besonders spiri halten, weil sie die Erzeugnisse von Künstlern als Gemeingut ansehen, Kopieren als reliheldenhaft, tantiemenfrei überall deren Erzeugnisse mitzunehmen, in beliebiger Form, wie als ob die dann auch ihre Hosen geschenkt bekämen, dito, wirklich die Türe nicht mehr zu.
Nach dem Erfolg der Piraten braucht es jetzt offenkundig auch noch das.
Ich finde das insofern gut, als dass man sich nun wirklich nicht darüber beklagen kann, dass kulturell nichts los wäre.
Die Leute machen freiwillig wie auch unfreiwillig Witze und treiben Possen, dass man kaum noch hinterherkommt.
Ich wunderte mich schon nicht mehr, wenn statt der Bremer Stadtmusikanten demnächst die Außerirdischenpartei in ein deutsches Parlament einzöge.
Zudem habe ich den Eindruck, dass viele sich wieder etwas trauen.
Und mit jedem, der sich etwas traut, traut sich wieder einer nochwas.
Und die Sache mit dem Urheberrecht gehört ja auch wirklich mal neu diskutiert.
Ob ein religiöser Ansatz dazugehört? Warum eigentlich nicht?
Seit Jahrtausenden glauben die Menschen an jede Art Unfug, weshalb dann nicht auch daran, dass Dichter prinzipiell zu verhungern hätten?
Das ist jedenfalls eine gute Debattengrundlage. Man muss für jedes Hühnerei, jede Mohrrübe zehn Cent bezahlen, aber für einen guten Text prinzipiell nichts. Noch nicht einmal zwei Zehntelsekunden für den Klick auf die Originalseite verschwenden. (Könnte der kleinen, ungläubigen Dichterschweinebacke ja Werbeeinnahmen bringen oder wenigstens einen besseren Rang beim Google.)
Lustig auch, dass Endzeitler – wenig verwunderlich – oft zu den eifrigsten Verfechtern der Vernichterei der Lebensgrundlage von Kulturschaffenden gehören, deren Produkte eifrig auf ihren mit Goldverkaufswerbeanzeigen gespickten Weltuntergangsblogs ganz selbstlos vermarktend.
Frei nach dem Motto: Heiliges Strg c plus Strg v bringt mir die Kohle und nicht diesem Blödmann, der den Text geschrieben hat, den ich als reinen Leserservice völlig uneigennützig, im Schweiße meines Angesichts, darbiete.
Da ich hinwiederum nicht – oder nur sehr begrenzt, schon allein, weil ich mir das Glauben in der Regel verbiete – an eine kosmische Gerechtigkeit glaube (auch aus guten intellektuellen Gründen, die ich hier jetzt nicht ausbreiten will), bin ich solchen Scharlatanen natürlich nicht übermäßig gewogen; aber ich lache doch ab und an darüber, wie sich impotente Ochsenfrösche versuchen, mit fremden Federn zu schmücken, wie als ob ihnen darausher Flügel wüchsen, den Parnass nicht selber erquaken zu müssen.
Dochdoch, dies ist eine schöne und spannende Zeit, da alle Dinge vom Grunde her auf den Prüfstand kommen.
Der Schaffende als verfügbares Nichts, der fast völlig mühelose (früher musste der immerhin auch noch arbeiten, heute noch drei Tastendrucke je Werk) Kopist als Held der Zeit.
Konfuzius und Nietzsche, vielleicht gar Jesus, hätten über diesen Ansatz mit mir gut und gerne gelacht.
Dekadenz total: Der dummdreiste Kopist steht über dem tatsächlichen Urwerker.
Jener als lauter Heilige Handlungen begehend, dieser als kleingeistiger Hundsfott.
Echt geil ey, voll gechilled.
Dieser Wahnsinn wird selbstverständlich nicht anhalten.
Irgendeinen Weg wird der überlegene Geist finden, ihn entscheidend einzudämmen.
Das ist sicherer, als das Amen noch in der konsequentesten Schakalenkirche je war.
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Tags: Kopimisten, Schakalenkirche