Die Guten siegen! (II)

Inzwischen bin ich sogar davon überzeugt – eines halben Glases Weins bedurfte es dafür doch noch – , dass die Guten die Menschheit ganz von ihrer größten Last befreien wollen.

Nein – wie Sie vielleicht schon also voreilig wie eben nur vermeintlich messerscharf geschlossen haben könnten – nicht von ihrem Leben: denn das wollen sie wenigstens ein paar Leuten aus guten Gründen noch lassen.

Denn: Der nicht lebt, der nicht arbeitet.

Also, nein.

Sie wollen lediglich – was sage ich “lediglich”? – den größten Teil der Menschheit von diesem lästigen, vermaledeiten, ständig zu Kopfschmerzen und schlaflosen Nächten wie auch permanenten Fehlentscheidungen in der Lebensführung verleitenden Verstande befreien.

Denn sie wissen, dass der Mensch ohne die erdrückende Last, die ein solcher, sintemalen wenn nicht totverbildet, mit sich bringt, einfach glücklicher und besser lebt.

Unsere Fürsorger wissen genau, was uns nicht guttut.

Heil Euch Ihr Guten!

Heil Allen, die Euch ehren!

Nicht selig, nein, Heilig sind die geistig Armen!

Ja: Wer ungefragt irgendwohin über irgendwas selber nachdenkt, der gehört standrechtlich zum Verrückten erklärt!

Und, ja, untergrabend frech: Es gibt immer noch viele Leute, die die modernsten Erkenntnisse der Wissenschaft nicht anerkennen wollen.

Nämlich, dass Denken äußerst ungesund ist, eben sehr schnell krank macht.

Und, dass es sich dabei auch noch um eine ansteckende Krankheit drehen kann.

Die sich zwar – zugegeben – wohl noch nie zu einer echten Volkskrankheit ausgeweitet hat (soweit jedenfalls die recordierte Historie dies bezeugen kann), aber doch in dem Sinne in unerträglichem Maße gesamtschädlich zu werden vermag, dass das Volk die Denker nicht nur irgendwie nebenbei respektiert, sondern gar in ehrfürchtiger Scheu auf sie hört.

Plötzlich – das ist schon passiert! – hört das Volk auf die Denker: und kaum geschieht das, so ist nichts mehr zu halten.

Das kann nun wirklich nicht geduldet werden.

Denn dann meldet es sich auf einmal nicht mehr freiwillig für die notwendigen, planetaren Gemeinsinn stiftenden Kriege, lehnt so manche Steuer ab, die es im Zaume zu halten dient, und, gar oh je, das wollen wir hier jetzt gar nicht sagen…

Wer das Volk den Denkern bedenkenlos oder auch nur fahrlässig zum Fraße vorwirft, vor ihre staubigen Füße, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen.

Der kann noch nicht einmal mehr sicher sein, ob es ihm am Ende die Mönchskutte im Kloster lässt.

Insofern gilt es – entscheidend! – , rechtzeitig in den eigenen Reihen auszuputzen!

Denn zumindest bis in die mittleren Ränge der Guten haben sich nämlich schon etliche subversive Elemente, sei es aus Überzeugung, sei es aus dekadenter Weichlichkeit, eingenistet!

Wehret der Gefahren!

Da darf keinerlei Duldung walten.

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