Eben las ich folgenden Spruch:
“Ein Bettler zeigt seine Wunden, ein Held seine Narben!”
Ich kommentierte auf korrektheiten.com also:
“Auf dieser Seite, wo auf sprachliche Genauigkeit löblicherweise Wert gelegt wird, will ich den obigen Spruch doch noch etwas näher beleuchten.
Der Held zeigt seine Narben meines Erachtens nie alswie ein Bettler seine Wunden. (So war es wohl auch nicht gemeint. Ich will trotzdem darauf hinweisen.)
Man muss ihn dreimal fragen, bis dass er sie einen sehen lässt.
Den Vielen zeigt er sie gar nicht.
(Ich mag kein Held sein. Mit Narben aber kenne ich mich ziemlich gut aus.)”
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Hallo Magnus,
in meinen Augen ist der Spruch völlig sinnlos und unzutreffend.
Eine Wunde zeichnet sich dadurch aus, das sie frisch ist. Sobald sie verheilt, kann eine Narbe zurückbleiben.
Demzufolge – messerscharf geschlossen – muss automatisch aus jedem Bettler ein Held werden.
Im Umkehrschluss heißt es aber, dass ein Held, bevor nicht seine Wunden zu Narben verheilt sind, kein solcher ist. Er muss nicht zwangsläufig ein Bettler sein, dieser Schluss wäre unzulässig, aber ein Held wäre er auch – noch – nicht.
Nach meiner ganz persönlichen Ansicht zeigt ein Held seine Narben gar nicht, sondern behält sie für sich. Vielleicht galt das früher mal als ein Zeichen von Heldentum, wenn man solche Narben hatte – siehe z.b. der Schmiss bei den schlagenden Studentenverbindungen. Das war etwas besonderes – wobei ich auch das nicht nachvollziehen kann. Allerdings gebe ich gern zu, dass auch das eine Generationenfrage sein kann.
Herzlichst
das Lesezeichen
*heute wortklaubend und erbsenzählend :D
@ Lesezeichen
Du hast recht.
Fast ganz recht.
Manchmal muss man die Narben eben doch zeigen.
Vielleicht erkläre ich das irgendwann.
Obwohl ich keinerlei Neigung dazu verspüre.
Wie gesagt: Damit kenne ich mich – wahrlich nicht zu meinem Vergnügen – nun leider wirklich aus.
(Nachtrag: Man kann als wirklich nachhaltig – also untilgbar – selbst Betroffener fast nicht darüber reden, ohne im Handumdrehen in Teufels übelste Verleumdungsküche zu kommen. Selbst wenn man nur privat redet. Schon dazu wüsste ich masse Übelstes zu erzählen. Im Netz gar erscheint es mir fast unmöglich, diesbezüglich offen genauer zu werden, bevor ich neunzig bin. Man wird allzuschnell von jeder Sorte hinterlistiger Arschgeige abgeschossen. Glaube mir das einfach mal. Und: Dieser Blog ist immerhin ein bisschen durchdacht. Du wirst schon verstehen, was ich damit meine.)
@ Lesezeichen
Das passt jetzt nicht mehr in einen “Nachtrag”. (Zum Nachträger zu werden, hatte ich in der Tat nie als Berufswunsch.)
Heute erfuhr ich neben gehabten Erlebnissen der unangenehm verwunderlichsten Art auch herzergreifend Schönes.
Ich kam an eine Grundschule, um dort ein wenig Schach zu unterrichten, dort zum ersten Male, und mehrere Kinder fragten mich völlig unschuldig und offen, wie denn mein merkwürdiges Gesicht zustandegekommen sei.
Da konnte ich ganz einfach offen und frei erzählen.