Berlinwahl: eine Tragikomödie

Fast jeder zehnte Berliner, der seinen Sonntagskater zur Urne schleppte, hat die Piraten gewählt.

Hiemit eine Partei, die selber offen zugibt, dass sie von überhaupt nichts was versteht, außer, vorgeblich, von Netzpolitik. (Dass sie da künstler-, hiemit menschenverachtende Forderungen zum Urheberrecht stellt, habe ich an anderem Orte schon aufgegriffen. Wird vielleicht bald nochmal vertieft.)

Dass viele Stimmen von den haltlosen grünen Heuchlern zu den verantwortungslosen, frühpubertären Piraten gingen, vermag zwar nicht zu verwundern, aber auch kaum zu erfreuen.

Wie als ob es plötzlich hip wäre, statt tumber Tauber mal blinde Toren zu wählen.

Man will ja schließlich seinen Spaß haben am Wahltag.

Nur e i n e nennenswerte Partei in der Hauptsadt, die wenigstens die FDP mit 2,1 Prozent knapp zu überflügeln vermochte, indem sie sich klar gegen Euro-Rettungswahnsinn und NATO-Kriegstreiberei stellte: die NPD.

Aber die soll hier nicht das Thema sein.

Sondern, dass die Leute bislang, wenn sie nicht gleich zuhause bleiben (41%: also, dass die SPD realiter 16,7% der möglichen Stimmen erhielt, die CDU 13,8%, die Grünen 10,4%, hiemit so viel, wie die drei Obersieger zusammengenommen…), lieber Jux und Dollerei, Illusion und Unfug wählen, Krieg und Ruin, als dass auch nur eine vernünftige Formation ähnlich zum Zuge käme, die die vitalen Interessen des Volkes vertritt.

Wirklichkeitsflucht pur: wie als ob Berlin fast nur von Stichlingen und Bonobo-Affen besiedelt wäre.

Einziger Lichtblick: Die Israelpartei, genannt “Die Freiheit” (ein modernes Synonym für totale Unterwerfung), schaffte gerade mal 1% (also 0,59%).

Vielleicht wären es zwei Prozent geworden, wenn sie sich gleich Israelpartei genannt hätte.

Manch einer hätte das bestimmt lustiger gefunden.

Wieso trat keine Idiotenpartei an?

Keine Säuferpartei, keine Kifferpartei?

Noch nicht einmal eine Esoteriker- oder Reinkarnationspartei?

Oder wenigstens eine sachkompetente Weltuntergangspartei?

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10 Antworten zu “Berlinwahl: eine Tragikomödie”

  1. Anonyma sagt:

    Keine Esoteriker- oder Reinkarnationspatei? Gibt es in Berlin keine Violetten? Würde mich wundern.
    Die Piraten könnten Fehler machen, aus mangelnder Sachkompetenz heraus. Aber jeder Analphabet könnte Berlin (fast) so mies vertreten wie die aktuelle Regierung. Der trifft bloss aus Versehen falsche Entscheidungen. Politik wirkt so kompliziert, weil die Marionetten willentlich herummurkse(l)n. Das Volk bekommt so den Eindruck, überragende Sachkompetenz sei erforderlich, um gescheit zu regieren. Wir alle würden es besser machen als unsere -sogar erklärten- Feinde an der Macht.

  2. Tim sagt:

    Vor der Wahl ist nach der Wahl. Schön, dass es die Piraten geschafft haben, ins Abgeordnetenhaus einzuziehen. Schön, dass wenigstens eine der “etablierten” Parteien draußen ist. Da kommt Hoffnung auf ;-) Ich wünsche den Piraten nur, dass sie nie ergessen, woher sie kommen und wem sie verpflichtet sind. Allerdings frage ich mich, wieso SPD und CDU noch jeweils über 20% kommen. Wie kann man ein Wahlergebnis unter 30% bei etwa 60% Wahlbeteiligung als “Sieg” feiern? Sollten die Parteien nicht dem Wähler danken, überhaupt noch da zu sein und lieber mal darüber nachdenken, warum sie keine Mehrheiten wie früher mehr bekommen. Die Statements der Parteienspitzen zeugten durchweg von Unverständnis und Inkompetenz.

  3. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Anonyma & Tim

    Der Einzug der Piraten in das Berliner Parlament birgt sicherlich auch positive Aspekte.

    Die Verteidigung der Netzfreiheit hat Gewicht.

    Allerdings denke ich, dass diese für eine politische Kraft, die sich auch Kriegstreiberei und Finanzwahnsinn mit aller Entschiedenheit entgegenstellte, eine blanke Selbstverständlichkeit wäre.

    Die Angriffe auf die Netzfreiheit hängen ja gerade mit der allgemeinen Politik gegen das Volk zusammen.

  4. Lesezeichen sagt:

    Magnus, ich habe mir mal das Parteiprogramm der Piraten durchgelesen. Wirtschafts-, Europa-, EU-Politik oder gar der Euro tauchen dort nicht mal als Tag auf, geschweigedenn als eigener Posten oder Thema. Aber immerhin ist man sich einig, dass man ein bedingungsloses Grundeinkommen wünscht. Woher das kommen soll wird aber nicht angesprochen.

    Nun gut, in Berlin als chronischer Länderfinanzausgleichsempfänger spielt das wahrscheinlich keine Rolle. Es reicht sowieso nie und von daher gilt das Nachschlagsprinzip der kameralistischen Buchführung.

    Trotzdem muss ich gestehen, dass ich wahrscheinlich im Augenblick auch zu der Gruppe der Nichtwähler gehören würde, weil mir die wählbaren Parteien ausgegangen sind. Ich wüsste im Moment wirklich nicht, wem ich meine Stimme würde geben wollen.

    CDU? Nein, auf keinen Fall. Schon allein wegen der Euro-Bailouts und vor allem der DDR-Familien-Krippenpolitik.

    SPD? Rampensau Gabriel? Auf keinen Fall. Aber wer ist da sonst? Steinbrück – der vielleicht schon eher, als Person. Aber ansonsten ist da nichts in der Partei. Außerdem missfällt mir die Bildungspolitik der SPD, wie sie sich zur Zeit in NRW darstellt. Das geht völlig an der Realität vorbei.

    Wer ist da noch? Die Grünen. Ein Bundeskanzler Tritt-ihn? Miss Goldhelm, Claudia Roth? Zicke Kühnast? oder Mr. Anti-Westerwelle-Video Özdemir?

    Die Linken kommen gar nicht in Frage und die FDP hat sich gerade selbst ins All geschossen.

    Wen kann man wählen? Außenseiter, wie die Partei der Vernunft?

    Ich habe keine Ahnung und im Augenblick bin ich froh nicht wählen zu müssen, denn eigentlich halte ich Wählen für eine der obersten Bürgerpflichten, schon allein deshalb, damit die Radikalinskys nicht an die Macht kommen. DIE gehen nämlich wählen.

    Gerade eben las ich, dass Hans-Olaf Henkel erstmals auch nicht gewählt hat – aus den gleichen Gründen. Das tröstet mich in gewisser Weise, löst aber mein Problem nicht.

    Es grüßt das Lesezeichen

    *ratlos

  5. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lesezeichen

    Die Partei der Vernunft hat zwar ein paar sinnvolle Ideen, es sind nette, engagierte Leute dabei, träumt sich aber auch ein marktwirtschaftliches Wolkenkuckucksheim zusammen.

    Wenn alles nur noch selbstregulierend nach Angebot und Nachfrage geht, haben wir morgen 5 Millionen Bangla-Deshis hier, die für dreißig Cent die Stunde jeden Drecksjob machen.

    Zu den Piraten hast Du schon alles gesagt.

    Zum Rest grosso modo auch.

    Ich werde für keinen solchen Laden meine Stimme abgeben, weil mir dafür schon der Schuhsohlenabrieb auf dem Weg zum Wahllokal zu schade ist.

    Die großen Parteien sind alle korrupt bis auf die Knochen, die kleinen letztlich bloß Kasperlestheater.

    In dieser Form ist das System bald am Ende.

    Mehr weiß ich gerade auch nicht zu sagen.

    Ebenso ratlos…

  6. TanjaKrienen sagt:

    Auch ich bin völlig ratlos (fast). Man hat kaum noch Lust Schrift zu stellen. Nur umzuwerfen.

  7. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ TanjaKrienen

    Tja, wenn schon Lesezeichen und Du und ich ratlos sind, ist guter Rat wirklich teuer.

    Es ist ein einziger Sumpf.

    Nicht eine Partei, die eine ordnungspolitisch vernünftige, marktwirtschaftlich orientierte, konservativ-liberale nationale Politik vertritt, die weder dem Diktat der USA, noch der EU, noch der Bankster folgt.

    Ich werde mich daher an keinen der vorhandenen losen Haufen vergeuden.

    Wenn mir einer einen Redetext abkauft (ja, guter Rat wird teuer, Freunde der Nacht!), für ein stattliches Salär, in dem nur drinsteht, was ich denke und sagen will, dann kann er landen.

    Denn andererseits, geschätzte Tanja, ist das nun ja vielleicht gerade erst recht die Zeit der Schriftstellerei.

    Gerade erst recht.

  8. Anonyma sagt:

    Oh, in Berlin regierte vorher gar nicht CDU – FDP. Ok, ich gebe zu, habe keine Ahnung von der Qualität der derzeitigen Berliner Regionalpolitik. Landespolitik ist ja auch weniger wichtig, da braucht man keine Marionetten hineinhieven. Ich nehme das mit “willentlich herummurksen” besser zurück. Aber die Berliner Wähler orientieren sich wohl wie überall stark an der Bundespolitik, und da mischen wirklich so einige “Antideutsche” mit.

    Die Piraten haben auch andere wichtige Anliegen. Stichwort: “Anti-Atom-Piraten”. Die haben bestimmt kein breitgefächertes Programm, weil sie sich eh keine Chancen ausgerechnet haben…

  9. TanjaKrienen sagt:

    Magnus, ich sehe manche Dinge im Detail anders, bin z.B. eher us-freundlich (nicht zuletzt, weil ich an das “Alte Amerika” denke), sehe auch die Bankenfrage differenzierter (da ja dort “unser” Geld, unsere Anlagen und Verträge liegen), aber was die Grundströmung in vielen Punkten angeht, kommen wir auf manch ähnlichen Nenner.

    Eine Oppositionspartei anzukreuzen ist noch besser als nichts zu tun oder die eigenen Melker zu wählen. Aber eine “FDP oder Pirattenpartei plus Islamkritik und etwas Wirtschaftliberalismus” reicht sicher nicht. Mir wäre eine Sammlungspartei rechts von der CDU (salopp gesagt, obwohl ich einen Kern meines Widerstandes durchaus mit “linken” Gedanken gefüllt sehe) auch lieber. Sicher würde auch da nicht alles passen, aber es sollte doch möglich sein, sich auf ein paar Punkte zu einigen und die Menschen dafür zu gewinnen:
    1. Konsolidierung der Finanzen durch eine Anti-EU Politik, damit in Verbindung steht die
    2. Rettung des Nationalstaates
    3.Verteidung von Freiheit, Aufklärung und Zivilisation
    4. Korrektur von zu weit gehenden liberistischen Tendenzen in der Gesellschaft, die offensichtlich zu Destruktion, Decadence und Verfall führen
    5. Wiederherstellung der Verteidungsbereitschaft resp. Verteidigungs-Fähigkeit.

  10. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ TanjaKrienen

    Zustimmung in allen fünf Punkten.

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