Die Berliner Luft ist so gut wie immer, aber es hat mir jetzt zwei Tage lang ununterbrochen auf den Kopf genieselt und geregnet, wie es für diese Stadt durchaus ungewöhnlich ist.
Zwischenzeitlich war ich noch im größten Zweithandkaufhaus Deutschlands, um Kleidungsdefizite ob allzuüberstürzten Aufbruchs abzulösen.
Und wir waren in einem wirklich abgefahrenen Laden.
Dort gibt’s die schärfsten Chilisaucen der Welt.
Mit Dark Devil fängt es an, dann kommt Extra Strong, dann Slow Death, Sudden Death, Ultra Death und Beyond Death.
So ungefähr.
Ich will das Copyright dieser braven Leute nicht verletzen.
Seven Lives Death gewahrte ich nicht, was wohl heißt, dass die Sauce in Arbeit ist.
Es gibt einen Currywurststand, an dem, wer nicht schon zuvor da war und seine Standhaftigkeit bereits eindeutig an Ort und Stelle bewiesen hat, niemals, nicht auf Bitten und Beteuerungen seines Heldentums, die erste Wurst in einem Schärfegrad von höher als sieben bis acht auf der dort bis dreizehn gehenden, geschlossenen Hinrichterskala bekommt.
Mit das Schönste an Berlin ist, dass man wegen der ziemlich vielen eher leger Gekleideten selber ziemlich abgerissen herumlaufen kann, ohne dass einen jeder Spießer blöde anglotzt.
Die Stadt hat auch eine hohe Sozialkultur in dem Sinne, dass es nachts um Dreie am Kiez an jeder Ecke um 80 Cent noch eine gut eingekühlte Halbe gibt, die man etwas abgerissen herumtragen kann, und keinen stört’s.
Hanf, zum Selbstverbrauch, ist bis 15 Gramm Besitz seit Jahren de facto entkriminalisiert, und die Berliner Polizei ist froh, dass sie sich um andere Sachen kümmern kann, und nichtmal die CDU meckert groß darüber.
Diese Stadt ist, in diesem weiten flachen Land gelegen, stolz und einsam, in der Republik etwas wie ein eigener Planet.
Zu Scharen stömen inzwischen nicht nur Skandivier und Engländer nach Berlin, weil man dort besser feiern kann als sonstwo, sondern auch Südländer en masse, hier mächtig einen draufzumachen.
Nun, denken sich die Berliner, wenn wir schon unsere Politiker nicht an die Ausländer verkaufen können, machen wir die eben rund um die Uhr besoffen und lasssen sie dafür landesüblich zahlen.
Mangelnden Pragmatismus kann man den Berlinern jedenfalls nicht vorwerfen.
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