Kleines Herrschaftswissen

Ich bin nicht der Alwis, meine Leutseligkeit ist fast peinlich legendär, ich bin gerne und oft allzulange gutgläubig, vermute nicht überall gleich Hinterlist oder mir nicht eben gewogenes oder förderliches Verschweigen.

Trotzdem muss ich mich immer wieder darüber wundern, was selbst Leute, die mich lange und gut kennen, vermeinen, vor mir verheimlichen zu wollen und können.

Es geht jetzt nicht darum, ob die Sache mich wirklich unbedingt was angeht, oder das Verheimlichen mir irgend schadete, sondern um das angestrengte Verheimlichen als solches.

Lachen muss ich dann, wenn ich die großen Augen sehe oder höre, wenn ich schließlich “entdeckt” bekomme, was sei, oder es einfach mal selber keck postuliere, nebenbei darauf hinweisend, dass ich das schon seit geraumer Zeit mindestens vermutet, wenn nicht gar schon stechend gerochen hätte.

Lustig, dass mich viele Leute immer noch für ziemlich empfindungsunfähig, früher hätte man wohl auch dämlich sagen dürfen, halten.

Ich kann mir das nur so erklären, dass schon in meiner Jugend derart am Mythos des Magnus als insensiblem Intelligenzmonster gestrickt wurde, dass manche heute noch allzugerne daran glauben.

Auch ein Überlegenheitsgefühl, eine Art eingebildeten Herrschaftswissens daraus zu ziehen trachtet (wenn nicht noch üblere, mindere Motive dahinterstehen, was auchmal sein mag, aber zumindest bewusst eher selten).

Ich ärgere mich möglichst nicht darüber.

Also nur noch hie und da.

Gebe mir vielmehr mitunter das Vergnügen, mir genüsslich anzuschauen, wie der andere im sicher geglaubten Vermeinen, ich hätte immer noch nichts gespannt, stolziter herumgockelt, wie als ob er den Ganter erfunden hätte, seiner erhöhten Heimlichkeit vor sich selber gewiss.

Diesen Text hätte ich vielleicht – nach normalen Maßstäben sicherlich – nicht schreiben sollen.

Mir aber grade egal.

Als Philosoph hat man die – manchmal nicht unbedingt das eigene bequeme Dasein fördernde – Aufgabe, ab und an sogar bezüglich seiner selbst offen und ehrlich zu sein.

Sonst wird’s garantiert nix mit der Philosopherei.

(Ich setze mal darauf, dass der Nachwuchs sich wenigstens die letzten beiden Sätze merkt.)

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