Kraft

Aus wiederholt und heute besonders gegebenem Anlass schreibe ich jetzt über das, was wohl fast gar kein Leser wissen will.

Einmal tat ich’s schon: “Vater mit Halbwaisen” heißt der Beitrag.

Als deutscher alleinerziehender Vater, so sagte ich’s kürzlich auch zwei staatlich geprüften Erzieherinnen, ist man der unterste Bodensatz dieser Gesellschaft.

Mag sein, dass man das als Winsler und Heuler, als Hartzi, ein wenig abzumildern vermag. Allerdings um den Preis, den das dann kostet.

Ich rede jetzt einfach für die Wenigen in meiner Lage.

Mitleiden heischen war noch nie meins.

Wen’s nicht interessiert, der möge bitte jetzt sofort wegklicken.

Alles ist Misstrauen und Bringschuld.

Das Amt ist nur auf alleinerziehende Weiber gepolt.

Die sind natürlich heilig.

Da ist es egal, ob sie nicht auch nur einen Kieselstein arbeitend umdrehen.

Ich weiß, dass dieser Text peinlich wirkt.

Das ist mir aber mistikadoegal angesichts dessen, was man meinen Kindern über mehr als fünf Jahre hinweg angetan hat, nur weil ihr Vater kein Katholik ist, der bei der Bank arbeitet.

Solange ich noch reden darf, rede ich.

Jetzt.

Die dauerhafte Diskriminierung meiner Kinder an Schulen und sonstwo spottet jeder Beschreibung.

Wäre ich nicht einer, dessen Maul man noch siebenmal totschlagen muss, bis dass es immer noch zu hören, so gäbe es diesen ganzen Blog nicht.

Ich werde Sie nicht mit Einzelheiten belasten.

Die meisten von Ihnen sind ja jetzt eh schon weg und gucken Anne Will.

Und das ist gut so.

Nicht gut ist, was man meinen Kindern angetan hat und antut.

Bei mir ist es verhältnismäßig egal, da ich in diesem Leben mindestens schon zweimal gestorben bin. Die Nahtoderlebnisse nicht eingerechnet.

Ich schreibe dies, was mich nach normalem menschlichem Ermessen nur noch schneller ruinieren kann nur, damit es gesagt ist.

Google Cache birgt es zweifelsfalls noch ein paar Tage nach der Tilgung.

Man kann mich nicht mit dem Tode bedrohen.

Das ist mein Vorteil.

Ich habe auch keinen Ruf, der noch zu ruinieren wäre.

Meine Verwandtschaft weiß ohnehin, dass ich rettungslos missraten bin.

Meine Söhne wissen, dass der Papa ein Lieber ist, der das Erbe der Mama bis zum Letzten fortzusetzen sucht.

So gesehen bin ich frei.

So gesehen dokumentiere ich nur.

Und ist dies ein Lach über den, der mich zur Weihnacht zusammenschlug, und die Stuttgarter Polizei, die mich dafür strafte, statt jenen zu suchen.

Das aber sind Kleinigkeiten.

Was liegt daran, wenn mir ein paar Monate lang die Rippen schmerzen.

Bei meinem Gesicht ist sowas zum Lachen.

Man hat mir auch noch die rechte Körperhälfte, mich von hinten die Treppe hinab auf die Gasse schmeißend, eingematscht, dass ich sie jetzt noch nicht ganz ganz habe.

Es geht aber um meine Kinder, und nicht um mich.

Die können nichts dafür, dass ihre Mutter früh starb und ihr Vater auch kein Christ und auch ein Dichter.

Es wird hier auch wieder Fröhliches geben.

Manche werden sich schon über diese peinliche, selbstvernichtende Selbstentblößung freuen.

Denen kann ich nur sagen, dass sie mich noch nicht einmal im Ansatze kennen.

Hier werden noch ganz andere Sätze folgen, Freunde der Nacht.

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9 Antworten zu “Kraft”

  1. Föhnix sagt:

    Möglicherweise hat ja eine unter jenen gutherzigen Feministinnen, die auf Deinem Blog regelmäßig patroullieren, ein X-Chromosom für Dich übrig. Vielleicht spendiert Dir ja sogar einer der anwesenden Messiasjünger eine Dosis Absolution und sorgt so für eine Linderung Deines maskulinen Karmas.

    Ansonsten wüsste ich keinen Rat, außer sich dem Schicksal des Missgeborenseins demütig zu beugen, um so genügend Karmapunkte für eine dereinstige Wiedergeburt mit dem heiligen Doppelchromosom zu sammeln.

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Föhnix

    Ich werde für mich beten.

    Als Philolog muss ich noch anfügen, dass sowohl X als auch Y die unnötigsten Buchstaben in unserem Alphabet sind. (Von das Kuh mal abgeseht.)

    Für X geht CKS und für Y je nach Fall Ü oder I.

    Womit wissenschaftlich zweifelsfrei erwiesen, dass wir beide Chromosomen eigentlich gar nicht brauchen.

  3. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Föhnix

    Ich habe gerade bei der für meine Gegend zuständigen Reinkarnationsbeauftragten angerufen und gefragt, wie meine Chancen stehen.

    Sie hatte meine E-Akte schnell zur Hand – die haben inzwischen moderne, absturzsichere Rechner – , machte mir aber wenig Hoffnung, dass meine Bussinkarnationen im einstelligen Bereich bleiben könnten.

    Nicht nur, dass ich nicht eine einzige eingetragene homosexuelle Partnerschaft nachweisen könne, sondern dass ich die kosmogyne Harmonie auch ansonsten fortgesetzt gestört habe.

    Besonders schwer wiege auch, dass ich mein Y-Chromosom weitergegeben habe an noch zwei Genkrüppel.

    Ich flehte daraufhin, ob man bei geistig Schwerbehinderten wie mir nicht eine Ausnahme machen könne, frug botmäßigst, ob denn für derlei Härtefälle keine Sonderregelung vorgesehen sei.

    Allein, die Reinkarantionsbeauftragte blieb hart wie Kruppstahl, erklärte mir, schon etwas unwirsch und in bürokratischem Ton, dass nicht einmal frau am Karma einfach so beliebig rumfummeln könne.

    Schließlich handele sich es hier um kosmische Gesetzmäßigkeiten, die nur sehr wenig Auslegungsspielraum ließen.

    Verzweifelt warf ich noch ein, dass ein Mehrfachselbstmord doch immerhin als ein Zeichen guten Willens zu werten sein müsse.

    “Was bilden Sie sich ein, wer Sie sind?!”, raunzte die Dame noch ins Telefon und legte grußlos auf.

  4. Lesezeichen sagt:

    Magnus, ohne dass ich nun mehr Hintergrundwissen habe, kann ich trotzdem sagen, dass ich glaube, dass es weniger mit dir und deiner Situation zu tun hat, sondern vielmehr mit der Stimmung im Land und unserem Preußentum, das wir immer noch pflegen, obwohl es keiner will.

    Wie hoch der Kesseldruck in Deutschland wirklich ist, ist uns allen erst bewusst geworden, nachdem wir das Land verlassen haben. Einerseits wird gepredigt, wie “frei” wir doch alle in der Entwicklung sind, aber tatsächlich ist das Netz der Anforderungen engmaschiger den je. Nicht zuletzt deshalb schwört man sich immer mehr auf die verstaatlichte Kindererziehung ein. Es ist eine Art modernes Rekrutentum. Alle im Gleichschritt.

    Ich bin nun nicht alleinerziehend, unsere Familie ist nach gängiger Ansicht intakt, unsere Kinder sind behütet aufgewachsen – und genau das hat sie angreifbar gemacht. Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen unsere Kinder auf christlich orientierte Schulen geschickt und damit die größte Pleite unseres Lebens erfahren, auch und u.a. weil unser Sohn nicht so war, wie er es denn hätte sein sollen. Ich weiß, wie das ist, wenn die lieben Mitmenschen wegen mir die Straßenseite wechseln. Mittlerweile lache ich darüber, aber damals…..

    Will damit sagen, dass auch unsere Kinder nicht nur heilende blaue Flecken davon getragen haben. Manchmal, wenn sie so auspacken, was ihnen alles passiert ist, dann ertappe ich mich dabei, dass ich froh bin, dass ich nicht noch mehr weiß. Es würde mich nicht mehr schlafen lassen – und dass, obwohl ich immer da war, immer aufgepasst habe, hellhörig und bei der Sache war. Ich habe mir wirklich die größte Mühe gegeben.

    “Mobbing ist deutsch” sagte kürzlich unsere Tochter am Telefon, als sie von ihrer schottischen Universität berichtete. Mit allen anderen Nationen kommt man wesentlich besser zurecht, aber die Deutschen mobben, grenzen aus, bilden Grüppchen, um sich gegen andere stark zu machen. Ich fragte sie, ob sie das nicht etwas zu stark empfinden würde? Nein, war nur ihre kurze Antwort und dann erzählte sie mir ein paar Beispiele, die jetzt hier zu erzählen, den Rahmen sprengen würde.

    Ich halte das nicht für eine grundlegende Charaktereigenschaft der Deutschen. Mein Bruder würde mich hier auch direkt wieder als rassistisch bezeichnen. Ich glaube aber, dass dieser ungeheure Leistungsdruck der den Kindern bereits in die Wiege gelegt wird, zwangsläufig dazu führen muss. Wettbewerb bereits im Kinderwagen. Wer ist schneller, wer springt höher, wer läuft weiter? Frühchinesische Kinderlieder, Leistung, Leistung, Leistung….Burnout mit 40 etc. Wir sind eben doch noch Preußen.

    In anderen Ländern wird auch viel geleistet, wird teilweise sogar wesentlich mehr gearbeitet, gibt es weniger Urlaub, weniger Sozialleistungen. Trotzdem wird dort mehr gelebt, der einzelne mehr in Ruhe gelassen, der Respekt vor dem Lebensentwurf des anderen hochgehalten, Brüche zugelassen, Veränderungen erlaubt. Das Leben wird mehr so genommen, wie es kommt.

    Ich habe kein sinnvolles Rezept dagegen. Rückblickend kann ich nur sagen, dass es ein einziges Durchhangeln war, ein ständiges Kämpfen auf allen Fronten, in der Erziehung immer mindestens 2 Schritte schneller als die Kinder, um voraussehen zu können, was passieren wird und Plan B, C oder D im Ärmel zu haben.

    “Kinder ja – nicht in Deutschland”. Das sagen unsere Kinder beide. Einen guten Job finden, gutes Geld verdienen und schon mal College Funds für später anlegen. Eine gute Schule für die Kinder ist wichtig, aber am liebsten privat, so dass man auch Einfluss hat. Dabei geht es nicht um Einfluss auf Lehrplan und Co, sondern um das Recht auf Präsenz, um die gewünschte Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus.

    es grüßt :D

    das Lesezeichen

    *nicht antideutsch, nicht rassistisch.

  5. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lesezeichen

    Ich denke, dass ein wesentlicher Faktor in Deutschland ist, dass wir seit 1945 tagtäglich nochmal den Krieg zu verlieren und dafür zu büßen haben.

    Als Volk mit ewiger Erbschuld lebt es sich nicht allzuleicht allzu fröhlich.

    Man geht bei der diesbezüglichen Indoktrination nicht mehr ganz so grobschlächtig vor, wie in meiner Kindheit, aber dafür durchdringt sie alle Lebensbereiche, stets und immer, bis hin zu den Erbschuldkriegen, die wir jetzt führen müssen.

    Wenn ich allerdings daran denke, dass man in den Siegernationen USA und England öffentlich keine Weihnachtsbäume mehr aufstellen, keine Christmas-Cards mehr versenden darf, keine betrieblichen Weihnachtsfeiern mehr abhalten, die Weihnachtsferien in Amerika nicht mehr so heißen dürfen, dann sehe ich uns auch nicht unbedingt als heruntergekommener an, als diese Gesellschaften.

    Ich kenne Amerika und England auch aus persönlicher Anschauung ziemlich gut, und dort ist vieles noch verlogener, kleingeistiger und schlimmer, als bei uns.

    Wanderte ich je aus, so wäre es wohl in ein romanisch geprägtes Land.

    Allerdings ist, wie ich inzwischen z. B. aus Brasilien höre, dass man bald für einen Schwulenwitz in den Knast kommen kann, Homosexualität schon in der Schule gepredigt wird, wie kaum anderwo, teilweise auch dort schon Hopfen und Malz verloren.

    Immerhin bleibt uns hier noch unsere wunderbare deutsche Sprache, an der gemessen das Englische ein armseliges Idiom ist (Mal abgesehen von der Komplexität des Wortschatzes, den aber ohnehin keiner beherrscht. Und der teilweise so zwerch verknödelt, dass z. B. Freund und Feind mit demselben Lexem bezeichnet wird.).

    Es gibt noch Hoffnung: Man muss sie nur aufgeben.

  6. Lesezeichen sagt:

    Magnus, es geht nicht um eine Gegenüberstellung Deutschland schlecht – Ausland gut.

    Außerdem gab es hier an Weihnachten jede Menge öffentlicher Weihnachtsbäume, Weihnachtslieder und -karten bis zum Abwinken, Weihnachtsmärkte, -konzerte und ein Weihnachtsessen im Kollegenkreis. Ich wüsste auch nicht, dass es verboten ist. Das einzige, was ich vermisst habe, war das Silvesterfeuerwerk um Mitternacht. Das gab es hier nicht. Beim nächsten Mal werden wir also nachmittags zur Tyne fahren, und uns die Silvesterparade mit anschließendem Feuerwerk ansehen. Wissen muss man es eben :D

    Dass es hier bestimmt auch Kleingeister gibt, verlangt schon die Gaußsche Verteilungskurve :D

    Darum geht es aber nicht.

    Es geht darum, dass entgegen jeder praktischen Lebenserfahrung in Deutschland die Erziehung immer noch darauf gepolt ist, dass es nur einen Lebensweg gibt, der immer bergauf geht, der nie Brüche hat, keine Arbeitslosigkeit kennt und keine privaten Tiefschläge. Wenn also dann so etwas trotzdem vorkommt, dann ist immer noch derjenige selber schuld. Deswegen bist du in der Situation, in der du bist und wir in der in der wir waren. So die allgemeine Denke. Und damit dieser Lebensweg so verläuft, werden schon die allerkleinsten darauf gedrillt. Der Absturz ist vorprogrammiert, denn unser Leben verläuft eben nicht mehr so.

    Ich empfand es als ungeheuer angenehm, wie z.B. in der kanadischen Mentalität Dinge wie Lebenserfahrung, Volunteering, “think outside the box” etc. nicht nur anerkannt, sondern auch gefördert wird. Gerade die Freiwilligenarbeit wird z.B. honoriert, wenn es um Studienplätze geht. Da will jemand Verantwortung übernehmen. Das belohnen wir. Verlierst du deinen Job, machst du eben etwas anderes, bis du wieder einen Job in deinem Beruf hast. Deswegen bleibst du trotzdem Ingenieur, auch wenn du mal vorübergehend den LKW fahren musstest, weil es das Gebot der Stunde war. Jeder kann mal seinen Job verlieren. Das Leben ist eben so. Sowas wäre in Deutschland undenkbar. Ein survivaljob ist dort ein normaler Begriff – ein deutsches Gegenstück gibt es nicht.

    Es ist der Druck der Alternativlosigkeit, der mittlerweile schon auf den kleinsten Schultern lastet und dazu führt, dass das Herumknüppeln auf vermeintlich Schwächeren, den anderen, die nicht so sind, schon sehr früh beginnt.

  7. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lesezeichen

    Schön, dass es bei den Geordies noch Weihnachten gibt.

    Ich las aber einiges über abgemuselte Nikoläuse usw.

    Was das altbackene deutsche Karrieredenken anlangt, so hast Du tendenziell fraglos recht.

  8. Lesezeichen sagt:

    @Magnus

    Die Nikoläuse sahen eigentlich ganz normal aus.

    Lustig waren die possierlichen Schokoladentierchen, die ich – ganz praktische Hausfrau – zunächst als Osterhasen identifizierte. Ich wunderte mich nur etwas über die langen Beine, aber weil wir nunmal vom Land kommen und ich auch die großen Feldhasen kenne, hab ich mir keine Gedanken darüber gemacht, sondern mich nur über die praktischen Engländer gefreut :D , die statt die Schokolade vergammeln zu lassen, die Osterhasen eben auch an Weihnachten hoppeln lassen.

    Ein näheres Hinsehen brachte dann die Auflösung: Es sollten Rentiere sein.

    Ahhh jaaa :D

    Ansonsten hier zum Schmunzeln der Gordie – Translator :D

    http://www.geordie.org.uk/

    Unter uns: Am Telefon ist dieser Dialekt furchtbar und selbst für Engländer nicht zu verstehen .

    Aber nett sind sie.

  9. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lesezeichen

    Ich war noch nie in Newcastle, aber vor 25 Jahren mal ein paar Tage auf einem schottischen wilden Campingplatz (Isle of Skye), wo ich den Geordie-Dialekt – es war ein ganzer Schlag Leute dort, die ihn anscheinend wirklich beherrschten – ausgiebig genießen durfte.

    Ich war begeistert.

    Beinahe unübertrefflich.

    Ja, und sehr herzliche Leute!

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