Manchmal ist es für den Geschichtenerzähler durchaus ärgerlich, dass er eine köstliche, wahre Geschichte nicht erzählen kann, weil diese selbst bei Anonymisierung des Hauptprotagonisten auf diesen zurückgeführt werden könnte, da sie eben auch nur unter Beteiligung des Narrators richtig wirken kann.
Eine wahre Geschichte ist nunmal oft lustiger, als eine künstlich ins Fiktive tansponierte, da mag man sich anstrengen, wie man will.
Da man leicht vergisst, habe ich mir schon überlegt, ein Archiv solcher Schwänke anzulegen, um sie entweder später einmal doch erzählen zu können oder wenigstens das literarische Motiv mit all seiner Dialog- und Situationskomik nicht zu verlieren.
Vielleicht aber liegt das Problem auch einfach darin, dass ich derzeit so sehr mit diesem Blog beschäftiget bin, dass daher zuwenig Zeit dafür bleibt, solcherlei flugs in Komödien zu kleiden, die einen hinreichenden Anonymisierungsgrad böten, um dass sich höchstens der Originalpeinliche darin erkennte.
Ja, auch ein Dichter sollte mal jammern dürfen: wenn auch nicht für lange.
Und besser wohl noch, er jammert dann darüber, dass er gerade die eine oder andere Geschichte nicht erzählen kann, denn ob seines mangelndes Liebesglücks, seines sonstigen Hexenschusses, seines notorisch leeren Beutels und Bechers.
Immerhin bleibt ihm dabei der Trost, dass er der Welt jederzeit eigenen Unfugs (wenn nicht gar zu grob ausgefallen: auch das ist oft schade) berichten darf, sie solcherleier Lichtstrahlen des Lächerlichen teilhaftig werden lassen.
Ich freue mich aber schon darauf, sollte ich doch so alt werden, dass es irgendwann wirklich nicht mehr darauf ankommt, wie sehr ich mich blamiere, die grellsten Zoten aus meinem Leben verklopfen zu können.
Machen Sie sich für diesen Fall auf einige in circa 30-40 Jahren erscheinende, wundersam (tragi-)komische Anekdoten gefasst.
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Tags: Dichter