Der vorangegangene Beitrag “Trau schau wem” führt uns, näher betrachtet, wieder wie unter einem Brennglas vor Augen, wie tückisch die Sache mit der Anonymität im Netz ist.
Ein Anonymus erhebt schwerste Vorwürfe gegen bekannte Persönlichkeiten, sie seien durch und durch unwahrhaftig und Protagonisten genau der Agenda, die sie vorgeblich bekämpfen, mithin schändliche Betrüger, und diese stehen dem wehrlos gegenüber, indem sie ihrem namenlosen Ankläger ausgeliefert sind.
Sollen sie sich etwa gegenüber einer Anklageseite verteidigen, von der nichts bekannt, als dass sie einen Text ins Netz stellte?
Bei aller Liebe für Nicks und Privatheit: Eine derartig schwerwiegende öffentliche Anschuldigung kann sich meines Erachtens hinter solcherlei Selbstschutz nicht glaubwürdig zurückziehen.
Zumal sie alle und alles in einen Sack steckt.
Dass die verschiedenen Fälle unterschiedlich sein könnten, wird erst gar nicht erwogen, wie viele und welche Angeklagte (alle aus der Wahrheitsbewegung, welcher genau? – welche alle?) tatsächlich insgesamt gemeint sind, ebensowenig erklärt.
Und dabei enthält der Artikel für Informierte, was einzelne Inkriminierte anlangt, nichts substantiell Neues, webt aber aus Einzelbeobachtungen ein irgendwie allumfassendes böses Gespinst, das da ganzheitlich am Wirken sein solle.
Nein, so geht es nicht, Freund der Nacht.
Ich erteile denn auch die erste Anonymus-Netzrüge Marke Magnus Wolf Göller.
Dieser Angriff nämlich, jetzt drehe ich den Spieß mal um, Kamerad, machte es den namentlich Inkriminierten umso leichter, berechtigten kritischen Fragen zu entkommen, indem sie darauf verweisen können, jaja, die anderen seien ja wohl auch alle U-Boote, lächerliche Spinnerei das, wem glauben Sie eigentlich was?
Ich habe jedenfalls eine ganze Menge Leute kennengelernt, die sich eben im grob umrissenen Sinne sehr wohl zu einer Art Wahrheitsbewegung zugehörig fühlen, einschließlich meiner selbst, aber sicherlich zu über 90% keine falschen Fuffziger sind.
Alle die stehen damit als Idioten und Mitläufer jener oder selbst welche von jenen am Pranger.
Die stets sich stellende und völlig berechtigte Frage, w e r von einer sogenannten Wahrheitsbewegung w a r u m und f ü r w e n zu gegebener Zeit das Spiel der Gegenseite spielen könnte, wird damit ad absurdum geführt.
Und es wird wieder viele Spinner und Freunde der einfachen, unverantwortlichen Lösungen geben, die darob befriedigt schreien: “Ich sag’s doch, nichts ist echt, alles ist unterwandert!”
Vielleicht wäre es nützlich, eine Textsortenklassifikation einzuführen.
Klasse A sind alle Texte, deren Urheber eindeutig angegeben.
Klasse B sind alle Texte mehrerer nicht eindeutig zugeordneter, aber ganz oder teilweise genannter Urheber (“Redaktion/mit Material von Reuters/dpa”).
Klasse C sind alle Texte, die anonym erscheinen.
Geraten Autoren der Klassen A-C miteinander textuell in Konflikt, so ist bei einer Bewertung stets darauf achtzugeben und abzuheben, dass die klarnamentliche Seite unter höherem Belegzwang steht als eine andere; dass sie desweiteren voll haftet; dass sie selbst grobe Beleidigungen oder pauschale Anschuldigungen nicht mit gleicher Münze heimzahlen kann.
Die Technik des anonymen Schreibens nämlich ist durch das Aufkommen des Weltnetzes ohne Zweifel verfeinert worden, indem sie ungeheuere Verbreitungs- und Wirkmöglichkeiten hinzugewann; und beileibe nicht nur im positiven Sinne.
Nein, jeder Schakalstrupp hält sich inzwischen seine Anonymusse im Netz, viele derer schreiben unter verschiedenen Decknamen mitunter gar in demselben Forum, ansonsten auch in verschiedenen.
Und: Mit dem guten alten “Don’t feed the troll!” ist es hier keineswegs getan.
Einerseits, weil doch immer wieder einer den “Troll” füttert, andererseits, weil der geübte Troll nicht so dumm ist, es gleich gar zu übertreiben.
Der Profi-Troll versteht sein Handwerk.
Es gibt im Wesentlichen zwei Sorten davon.
Die eine schleicht sich wohlwollend-naiv-brav ein, um dann immer mehr Forderungen zu stellen, die sie dann, wenn endlich zurückgewiesen, als Beweis für die faschistoide, heimtückische, unehrliche, unterdrückerische Grundtendenz des arroganten und intoleranten Betreibers heranzuziehen trachtet.
Die andere agiert geschickter. Sie versucht sich dauerhaft einzunisten und in jede Richtung subtil Zwietracht zu säen, ist sich auf einen Ordnungsruf hin ganz offen und klar und lachend keiner Schuld bewusst.
Ich weise an dieser Stelle noch einmal darauf hin, dass eine entsprechend ausgebildete Person täglich ohne weiteres drei oder vier Foren betreuen und dabei gutes Geld verdienen kann, vielleicht nebenher sogar noch sadistischen Spaß haben und obendrein meinen, im Namen des Herrn unterwegs zu sein.
Wenn es eine solche dann schafft, sich ein Sympathisantenlager zu züchten, hat der Administrator es klar versäumt, das Spiel rechtzeitig zu durchschauen und wirksam einzuschreiten.
(In eigener Sache: Fragen rund um die Problematik “Anonymität im Netz” werden auf dem zeitgeist-Regionaltreff kommende Woche in Stuttgart – “Wie kommt das Internet aus der Pubertät?” – sicherlich eine bedeutende Rolle spielen. Näheres siehe Veranstaltungshinweis oben rechts.)
Nachtrag: Wie oft hört man “…da berichtet einer auf der und der Seite…”? – Um dann zu erfahren, dass der berichtet Habende irgendein anonym Selbstbehaupteter Behaupter ist? Also in dem Sinne gar keinen Bericht abgeliefert hat?
Im Grunde nämlich ist “anonymer Bericht” ein Widerspruch in sich: So etwas gibt es strenggenommen gar nicht.
Dass auch ein namentlich gekennzeichnter Bericht ein falscher Bericht sein kann, ist klar; aber dann ist es ein falscher Bericht und eben nicht schon von vornherein eigentlich gar keiner bzw. der Bericht eines Phantoms.
— Anzeigen —
Tags: Netzpolitik, Wortgift
Was ist das Gegenteil von einem Astronaut?
Dazu muß man wissen, was ein Astronaut so macht. Dieser sucht persönlich im äußeren Kosmos nach dem Ursprung aller Dinge.
Das Gegenteil davon ist also, im inneren Kosmos nach dem Ursprung aller Dinge zu suchen. So möchte ich behaupten, dies ist womöglich ein Mensch, den man Blogonaut nennen könnte. Er taucht hin und wieder auf irgendwelchen Blogs auf und dann wieder unter.
“The sign is clear.” Wer von beiden aber wird den Ursprung aller Dinge wohl zuerst finden?
“Hatte das frühe Universum nur eine Dimension?”
http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.com/2011/04/hatte-das-fruhe-universum-nur-eine.html
Der Weltraum, so wird uns erzählt, wäre unendlich und würde sich immer noch nach allen Richtungen weiter ausbreiten; Ein “Blog” ist flach (eindimensional), ist auch unendlich, denn er kann sich über das geschriebene Wort auch immer weiter ausbreiten.
“Im Anfang war das Wort…..”
Während der Astronaut im luftleeren Raum herum schwirrt und sucht und sucht, hat der Blogonaut das Wort vielleicht schon längst gefunden. Doch wer’s nicht liest bleibt dumm.
“Wer Ohren hat zu hören, der höre!”