“Unversehens ist Westerwelle, der in Libyen den Kriegsdienst verweigerte, zum Gastgeber eines großen Kriegsrates geworden.
Das Thema steht gleich zu Beginn der Tagung auf der Tagesordnung, auf einer gemeinsamen Sitzung der 28 Verbündeten mit den Staaten, die sich an dem Luftkrieg beteiligen. Das dürfte keine einfache Aussprache werden. Auch wenn die Offiziere des Bündnisses beteuern, dass sie tun, was sie können, hat sich auf dem Schlachtfeld doch ein militärisches Patt ergeben. Briten und Franzosen, die die Hauptlast der Operationen tragen, haben deshalb in den vergangenen Tagen mehr Einsatz von der Nato (Paris) und von den Verbündeten (London) verlangt. Da macht sich offenbar auch der Rückzug der Amerikaner bemerkbar. Viele der beteiligten Nationen haben ihren Piloten Einsatzbeschränkungen auferlegt, was vor allem in Misrata die Bombardierung von Gaddafis Bodentruppen behinderte.
Westerwelles diplomatischer Scherbenhaufen
Zu diesen Fragen kann Westerwelle nicht viel beitragen, sie werfen vielmehr ein grelles Licht auf den diplomatischen Scherbenhaufen, den er angerichtet hat.”
Also steht es heute auf faz.net zum NATO-Außenministertreffen in Berlin unter dem bezeichnenden Titel “Kriegsrat beim Verweigerer”.
Das muss man sich schon auf der Zunge zergehen lassen: Unversehens ist, wer sich – grundgesetzgemäß – nicht an einem NATO Angriffskrieg beteiligt: ein Kriegsdienstverweigerer.
Da man ja in Afghanistan und anderweitig (Marineeinsätze, Mitarbeit in den Stäben, Deutschland als Nachschub- und Logistikdrehkreuz sowie als Fliegerhorst) kräftig mitmischt, kann das nur heißen, dass wir Deutsche in absolut jedem Krieg, der in Washington, Paris und London beschlossen wird, mitmachen müssen, wann immer erwünscht, um nicht als Kriegsdienstverweigerer zu gelten.
Soll man das jetzt erlesen subtile oder besonders grobschlächtige Kriegspropaganda nennen?
Die eigentliche, in ihrer Chuzpe kaum zu übertreffende Verdrehung in der Passage aber besteht darin, dass Westerwelle jetzt den “Scherbenhaufen” (in Libyen wird es echte Trümmerhaufen geben) angerichtet habe, da die NATO in ihrem schlecht geplanten und überstürzt angefangenen Krieg konzeptionslos feststeckt.
Eine Art Dolchstoßlegende sozusagen, die deutschen Verräter sind schuld, oder was?
Läge Gaddafi längst am Boden – den es mal zu beseitigen galt, mal wieder nicht – , hätten nur deutsche Stukas entscheidend mitaufgeräumt?
So ein Stuss, so eine Verkehrung aller Tatsachen, aller Logik.
Statt dass die kriegführenden Staaten ob ihres grausen und erfolglosen Angriffskrieges in der Kritik ständen, wird Westerwelle zum Buhmann gemacht, der doch – zumindest von deutscher Seite her – höchliches Lob für seine Standhaftigkeit und Weitsicht, auch seine Grundgesetzestreue verdient hätte.
Während zwar die FDP zurzeit nicht eben beliebt ist, kann man wohl getrost davon ausgehen, dass Westerwelle – übrigens auch die Kanzlerin, gar als Hauptverantwortliche, worüber aber (noch) wenig geredet wird – in dieser Entscheidung von Anfang an über 80% der Deutschen hinter sich hatte, und durch den Kriegsverlauf werden es kaum weniger geworden sein.
Trotzdem schießen sich die Schafsmedien von links bis rechts seit Wochen auf diesen Mann ein, als sei er ein unverantwortlicher, untragbarer, kleingeistiger Halbidiot, die Gefahr an sich für das Ansehen, für Nutz und Frommen der Nation.
Ich werde darüber zwar jetzt nicht solidaritätsschwul, aber ich wünschte mir, ein paar Heteromänner hätten Westerwelles Arsch in der Hose.
Er wird jetzt stellvertretend für alle uns Deutsche, die wir den “Kriegsdienst verweigern” (den für unsere Besatzer), keine geostrategischen Ölangriffskriege im Sinne der Brzezinski-Doktrin führen wollen, öffentlich Tag für Tag durchgeprügelt.
Und kaum einer rührt auch nur an seiner Tastatur einen Finger für ihn.
Im Gegenteil: Man macht den zur tragikomischen Witzfigur, wenn nicht zum Verräter, der klug, richtig und nebenbei auch noch gemäß Grundgesetz gehandelt hat.
Daran entlang offenbart sich wieder einmal exemplarisch die gespenstische Gleichschaltung der Schafsmedien.
Lang lebe Westerwelle!
(Der Trick bei den Schafsmedien besteht offenkundig darin, dass die meisten Schreiberlinge, von FAZ bis taz, inzwischen eben selber zu denkunfähigen Schafen degeneriert sind: wenn der Hirte sagt, wo es langgeht, wird brav losgetrottet und mitgeblökt. Kaum einer der noch selber denken kann, wagt es deshalb schon, aus der Herde auszubrechen, er blökt höchstens mal ein wenig leiser. Sonst kommt nämlich geschwind der Hütehund und droht mit endgültigem Herdenverstoß und Biss.)
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Tags: Krieg
Erstaunlich wie es doch immer wieder gelingt die öffentliche meinung wie ein knedball zu walken und zu drehen wie man will. ich erinner mich noch an den yougoslavischen bürgerkrieg.
Unter dem Mandat der Grünen und SPD war nicht im geringsten daran an einen humanitären einsatz zu denken.
dann 1998 an der macht war es dann plötzlich kein problem mehr bei der Kfor mitzumarschieren.
Auch das Thema “Soldaten sind Mörder” gängelte in den 90ern das scheinheilig pazifistische Image der deutschen.
Jetzt plötzlich schreien die, die vorher “kein Krieg für Öl” schriehen plötzlich “gaddafi muß weg” wenn da ein westerwelle noch realpolitik betreiben will, wird er von der Presse kurzerhand in vormundschaft genommen und über ihn selbstherrlich abgeurteilt.
mag dieser mann noch so verschroben und humorlos daherkommen, er hat zumindest rückrat!
@ persilschein
Dem Manne ist zurzeit wohl nicht nach Witzen zumute.
Vielleicht ein Fehler.
Ich weiß aber, dass er sehr humorvoll sein kann.
Am Tag seines Rücktritts vom Parteivorsitz habe ich mich gefragt, was wohl noch dahinter stecken könnte.
Mir sind nur zwei Gründe in den Sinn gekommen: Westerwelle hat zwei sehr pro-iranische und vielleicht pro-islamische Entscheidungen getroffen und umgesetzt.
Entscheidungen, die zugleich pro-deutsch waren.
Erstens hat er Deutschlands Stimme dem Angriff auf Libyen verweigert. Er hat damit verhindert, dass deutsche Soldaten ihre Hände mit Blut besudeln und dass Deutschlands Ruf in der Welt auf den absoluten Nullpunkt: auf US-Niveau herab sinkt. Eine ganz ähnliche Weigerung hat damals übrigens Gerhard Schröder sein Amt gekostet!
Zweitens hat Westerwelle das Boykott der USA gegen Iran gebrochen.
Besser: er hat den Würgegriff der USA gegen die Staaten der Welt durchbrochen.
Iran hatte Indien seit Monaten mit Öl beliefert; ohne bezahlt zu werden. Denn die USA hatten Indien verboten, von Iran Öl zu kaufen. (Das muss man sich mal vorstellen!!). Iran hatte trotzdem weiter Öl nach Indien geliefert, in alter treuer Freundschaft, und in der Hoffnung irgend wann bezahlt zu werden.
Kein geringerer als Guido Westerwelle verfügte vor Kurzem, dass die nötigen Zahlungen von Indien nach Iran über die Deutsche Bundesbank getätigt werden konnten. Ein Ventil, über das dann sofort auch fällige Zahlungen des Iran an die deutsche Wirtschaft durchgeführt werden konnten.
Die deutsche Wirtschaft hat es Westerwelle sehr gedankt. Nicht aber pro-zionistische US-Lobby in Deutschland: vor allem die Medien, und der Zentralrat der Juden.
An dem Tag nachdem Westerwelle zurückgetreten war, fand man in deutschen Blättern die Meldung, dass die iranischen Zahlungen über die Bundesbank wieder eingestellt worden sind. Die von Indien und die an die deutsche Wirtschaft.
Wir haben hier einen klaren Fall, von Verfassungswidrigkeit. Indem ein religiöser Zentralrat sich derart eklatant in die Bundespolitik einmischt und Deutschland Vorschriften macht -Vorschriften, die identisch sind mit der US-Politik- wird das Prinzip der Säkularität gebrochen. Außerdem outet sich dieser Zentralrat einmal mehr als nicht primär religiöses, sondern als primär politisches Organ. Und beweist damit, dass er sich selbst um das Prinzip der Säkularität nicht im Geringsten schert.
Leider scheinen unsere hochbezahlten deutschen Profi-Verfassungsschützer keinerlei Handhabe gegen diese Art religiös-politischer Verstrickung und massiver politischer Einflussnahme zu haben.
Es ist gleichzeitig ein Hinweis auf die Verstrickungen mit allerlei Kreisen deutscher Persönlichkeiten, die für Deutschland eine christlich-jüdische Leitkultur herbei zu reden versuchen.
Ach Leute, wir wissen doch wem unsere Medien gehören (buchstäblich als Besitzverhältnis zu verstehen). Wen wundert das ganze denn?
@ Guido der Große
Westerwelles Sündenregister ist in der Tat lang.
Immer wieder hat einen Plan zum Rückzug aus Afghanistan gefordert und überdies den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland.
@ Tester
Du weißt es schon, das glaube ich Dir.
Viele Leute haben dies und dessen Folgen aber noch immer nicht begriffen oder wollen es lieber schon gleich gar nicht.