Entmutigung

Ich dachte lange, die wirksamste Psychowaffe gegen die Menschen, sie zu unterjochen, sei die Angst.

Wahrscheinlich war das zu oberflächlich gedacht.

Ich meine inzwischen, dass es die Entmutigung ist.

In dem Sinne, dass man ihnen suggeriert, sie dahin bringt, sich gegenseitig zu suggerieren, sie hätten einfach keine Chance gegen die sie unterdrückenden Kartelle der Macht.

“Die da oben machen sowieso, was sie wollen!”

“Der kleine Mann hatte noch nie etwas zu sagen!” (Fragt sich, was ein kleiner Mann ist…)

Und unzählige mehr solcherlei entmutigender Sprüche kursieren, verdecken zwar oft auch Angst, Feigheit, bedienen aber vor allem den Mechanismus der Entmutigung.

Man mag jetzt einwenden, das sei unhaltbare Spohisterei, Entmutigung sei ja lediglich eine Folge der Angst.

Das stimmt aber so zumindest nicht insgesamt.

Man muss keineswegs Angst haben, um entmutigt zu sein.

Der Glaube an die Sinnlosigkeit des Versuchens, stets erlebte Enttäuschung kann dies ebenfalls herbeiführen.

Ich habe schon Leute kennengelernt, die weder Tod noch Teufel fürchteten, aber einfach grundsätzlich entmutigt waren.

Nur als sinnloser Tropf kämpfen, dazu hatten sie keine Lust mehr, es erschien ihnen einfach zu öd und blöd.

Vielleicht hätte ich statt Entmutigung auch Ermüdung sagen sollen.

Was diese Analyse jetzt bringen solle?

Ich meine immer noch, dass man sich umso eher befreien kann, je besser man seine Fesseln kennt.

Und: Die Entmutigung ist nachhaltiger, wirksamer als die Angst.

Wer Angst vor etwas hat, der ist stets davon geplagt: demzufolge besteht immer die Gefahr, dass er doch eines Tages dagegen vorgehen wird.

Der Entmutigte ist schlicht niedergeschlagen.

Das perfekte Opfer.

— Anzeigen —

Diesen Beitrag mit Anderen teilen: Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Facebook
  • Technorati
  • MySpace
  • LinkedIn
  • Webnews
  • Wikio DE

Tags:

14 Antworten zu “Entmutigung”

  1. Föhnix sagt:

    Sehr gute Analyse. Ich dachte auch immer, Angst sei das größte Gift. Aber ich kann den Gedankengang gut nachvollziehen. Ich kenne das Phänomen, man kann es überall beobachten. Nur ist es nicht so offensichtlich wie Angst – und deshalb vielleicht sogar gefährlicher.

    Ich bin mir sicher, dass das nicht immer so war, aber ich könnte auf Anhieb keinen genauem Zeitpunkt nennen, zu dem die Entmutigung oder Ermüdung überhand nahm… Vielleicht waren 2001 (September) und 2005 (Merkel) Meilensteine – der politisch-korrekte Geist des globalen Terrorkrieges und der antipolitische Geist der Alternativlosigkeit. Für mich persönlich war es (nicht nur wegen Frau Dr.) wohl eher um 2005 herum.

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Föhnix

    Danke fürs Lob!

    Indirekt war es Leser Tester, der mich mit auf diesen Gedankengang brachte, wie genau, das weiß ich gerade nicht abzurufen. (Es hatte wohl mit 1984 zu tun und dass die Kiste schon selber fragwürdig sei. Vielleicht ist er so nett, das nochmal rauszuziehen.)

    Nun, es gummelte mir jedenfalls irgendwie im Kopfe herum.

    Nietzsche meinte ja, das Gehirn sei auch ein Magen.

  3. Föhnix sagt:

    Da fällt mir meine heutige Schrecksekunde ein. Brief von einem Anwalt. Ein Schock fuhr mir richtig in die Glieder.

    Es ist vielleicht ein Jahr her, da bekam ich eine Abmahnung von einer Kanzlei, die für Massenabmahnungen einschlägig bekannt ist. Es ging um eine angebliche Urheberrechtsverletzung im Internet. Ich schaltete einen Anwalt ein und nach seiner gepfefferten Reaktion meldeten sich die Abzocker irgendwann nicht mehr. Ich war auch im Recht, aber die probieren’s halt einfach. Und auch wenn ich im Recht war, kostete mich der Spaß etwa einen halben Tausender an Anwaltsgebühren und daneben noch einen Haufen Aufwand und Ärger – für nichts.

    Aber es ist einfach unglaublich, wie einen solche Nadelstiche nachhaltig konditionieren können. Die Schrecksekunde am Briefkasten war eine mental nicht steuerbare physische Reaktion. Auch so etwas trägt zur Entmutigung bei, ebenso wie die ganzen Überwachungsgesetze, ja sogar schon die Androhung solcher Gesetze.

    Ach ja: der heutige Anwaltsbrief war nur eine Wahlwerbung. Irgend so ein Heini von einer konservativen Wählervereinigung, der ist Anwalt und verschickt über seine Kanzlei Werbe-Spam…

  4. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Föhnix

    Das kenne ich.

    Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: So heißt es im Volksmund.

    Ganz so einfach aber ist es nicht.

  5. George Orwell sagt:

    also bei mir ist es eher resignation

    Aus individualpsychologischer Perspektive kann die Resignation durch die Einsicht ausgelöst werden, dass ein angestrebtes Ziel mit den zur Verfügung stehenden Mittel nicht erreichbar ist. (Oder durch die Einsicht, dass man sich nicht auf den erforderlich erscheinenden Einsatz oder die potentiellen Folgen einlassen will.) Die resultierende Entsagung kann mit einer Dämpfung der Gefühle oder einer Antriebsschwäche und Minderung der Aktivitäten einhergehen.

    im moment habe ich noch etwas hoffnung …
    http://neunzehnhundert84.blogspot.com/2011/03/hoffnung.html

  6. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ George Orwell

    Danke für den Link!

    Die Aufzählung ist illuster (etwas sauberere Handwerklichkeit täte der Schrift allerdings ganz gut).

    Was Du zur Sache sagst, von wegen “Resignation”, das beißt sich meines Erachtens keineswegs mit meinen Ausführungen.

    Es passt sogar sehr genau dazu.

  7. MRF sagt:

    Wenn, dann und aber:

    Es gibt Leute, die haben einen, wenn, dann aber eher selten.

  8. glaubdir sagt:

    hi zusammen,

    ein schöner artikel.

    und ja, die entmutigung scheint eine starke und unterschätzte negative kraft zu sein, die vielleicht oft sogar stärkeren einfluss auf uns menschen hat als die angst. entmutigung ist leichter spürbarer, zumindest im alltag. wirkliche angst ist, wenn es drauf ankommt, dann zwar doch stärker, aber gerade die entmutigungserfahrungen im alltag setzen sich auf dauer fest.

    es ist dieses gefühl das entsteht, wenn man hundert menschen an einer befahrenen straße noch zuruft, geht nicht rüber. man selbst sieht schon den dicken laster aber erreicht die anderen nicht. das kann entmutigend sein.

    deshalb ist es ganz wichtig, daß wir uns und aber auch unseren kindern schon beibringen, selbstbewußt und auch mutig zu sein.
    ihnen erfolgserlebnisse zu verschaffen, sie aufzubauen und ihnen ihr vertrauen in sich selbst zu stärken. denn wenn kinder schon frühzeitig lernen, immer wieder entmutigt zu werden, nehmen sie es später als normal war und akzeptieren ihre entmutigung.

    also, machen wir uns mut, stärken wir uns selbst, glauben an uns selbst und lassen uns unsere eingetrichterte angst und entmutigung nicht mehr gefallen. wir befreien uns.

    sonnige grüße
    glaubdir ;-)

  9. MRF sagt:

    @ glaubdir

    Es geht um die Befreiung unseres Geistes.

    Joh 4:23 Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche Anbeter.

  10. Charlie Osten sagt:

    Entmutigung – eine sehr gute Idee. Als auch Begründung für die unglaubliche Niedergeschlagenheit. Folgen: Depression und Antriebslosigkeit, aber am Schlimmsten: Demotivation. Die Demotivation (wer demotiviert ist, wehrt sich nicht) bleibt aber nicht dort beschränkt, sie kann ein persönlichkeitsbestimmender Zustand werden. Ein Volk demotivierter Leute wird nichts voranbringen. Was an der derzeitigen Krise und der allgemeinen Gleichgültigkeit gegenüber kriegerischen Ereignissen klar zu erkennen ist (der fremde Tod interessiert nicht, wie ist der Stand bei DSDS?). Die zweite Triebfeder scheint mir nach wie vor die Angst zu sein, eher noch die richtungslose Panik (Japan, verseuchte Nahrung, Kernkraft abschalten, Vater tötet seine Frau und die Kinder, schwerer Unfall auf der A soundso, die Wahrheit über die Nahrung, wie sicher sind unsere Konten, E10-Zwang). Der Aufstand rückt näher.

  11. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Charlie Osten

    Die Angst spielt selbstverständlich die andere – mit der Entmutigung vielfach verbundene – große Rolle.

    Behuf der beiden Beiträge war lediglich den Blick auf den Stellenwert der – wie Du es nennst – Demotivation zu lenken, die nicht allein in Angst gründet.

    Und natürlich die Mechanismen dahinter, anhand einiger Beispiele.

    Wie man in den eingegangenen Kommentaren sieht, wurde damit wenigstens bei einigen ein Nerv getroffen.

    Wichtig finde ich es auch, den Versuch zu unternehmen, solche Dinge knapp und auf den Punkt anzusprechen, statt sie in ellenlangen Abhandlungen letztlich ergebnislos theoretisierend niederzuschwurbeln.

  12. Max sagt:

    Keine Ahnung, warum ich entmutigt bin. Vielleicht liegt es daran, daß ich euch alle für einen heuchlerischen Scheißhaufen halte.

  13. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Max

    So ein kleiner Scheißhaufe kann Dich schon entmutigen?

    Einen so netten Zeitgenossen wie Dich?

  14. hanne sagt:

    @ Max “Keine Ahnung, warum ich entmutigt bin. Vielleicht liegt es daran, daß ich euch alle für einen heuchlerischen Scheißhaufen halte”

    Das kenne ich nur zu gut genauso hat es auch bei mir angefangen, alle waren sie Lügner und Heuchler nur ich nicht bis ich dahinter kam das Merkel & CO GMBH die größte privat Firma der Welt über Jahre hinterhältig heucheln um mich und den rest der Welt übelst zu verarschen, die anderen zwangsläufig um in so ein hinterhältigen falschen System zu überleben.

    Ich bin Personal siehe Personal Ausweis von Kohl Schröder Merkel & Co BRD GMBH, hier muss ich noch mit heucheln kann nicht so einfach kündigen meine Kinder brauchen was zu Essen und ein Dach übern Kopf.

Eine Antwort hinterlassen