Anschließend an “SPON: Kein Geld für korrektes Deutsch” noch ein paar Betrachtungen zu Fehlern in (Online-)Texten.
Anders wohl als andere freue ich mich immer, wenn ich in einem ansonsten richtigen Text Fehler wie z. B. “veramtwortungslos” oder “bodennlos” finde.
Zum einen weiß ich dann, dass der Autor sich nur vertippt hat und den Tippfehler übersehen, zum anderen, dass er kein Rechtschreibprogramm benutzt, denn solche wären ihm angezeigt worden.
Des weiteren weiß ich, dass er ansonsten orthographisch sicher ist und lediglich nicht das Geld (oder die Einsicht) hat, sich einen professionellen Schlusskorrektor zu leisten.
Sehe ich hinwiederum einen Text, in dem derlei Fehler gar nicht vorkommen, aber gleich deren mehrere wie “anderen” statt “andere”, “dem” statt “den”, “die” statt “dies” und dergleichen, also, dass das Wort zwar existiert, aber eben an diesem Platze nichts zu suchen hat, dann weiß ich, dass ein Rechtschreibprogramm beunutzt wurde, der Autor aber entweder keinen Plan hat, oder dass er sich zu schade ist, seine Texte nochmal gründlich durchzulesen; und zumal weiß ich wiederum, dass kein Profi gegenlas.
Diese Rechtschreibprogramme scheinen bei vielen recht zuverlässig als Verblödungsprogramme zu funktionieren; lässt man eins drüberfahren, so kann ja nicht mehr viel falsch sein, meint der (zunehmende) Herr Seppel.
Wahrscheinlich streicht er sogar richtige Wörter noch aus seinem Text heraus, weil das Programm diese nicht kennt, ohne sich mal zu fragen, wer denn weniger gut Deutsch könne, er oder das Programm.
Wenn ich einen Text schreibe jedenfalls, dabei so ein Seppelprogramm mitlaufen lasse, dreht das Teil mir zwar nicht gerade jedes zweite richtige Wort als falsch rein, aber eben nicht eben wenige: es meckert dauernd, wo es nichts zu meckern gibt.
Für den orthographisch Schwachen ist es sicherlich in mancher Hinsicht nicht unnützlich, wenn er so ein Kasperlesprogramm einsetzt; aber nunmal nur in mancher Hinsicht.
Denn durch die Gewohnheit, die Prüfung der Richtigkeit des Geschriebenen einem Programm zu überlassen, das über einen erbärmlich begrenzten Wortschatz verfügt, darüber hinaus nur rudimentäre syntaktische Fähigkeiten mitbringt, von Getrennt- und Zusammenschreibung kaum etwas weiß, bessert sich dessen Deutsch sicherlich nicht.
Und ein Profi, der sich auf sein Programm verlässt, kann nicht anders (anderem?) denn als Stümper bezeichnet werden.
Um nicht gar zu radikal dazustehen, will ich zum Schlusse noch einräumen, dass man n a c h gründlichem Durchlesen natürlich auch noch so ein Programm über den Text laufen lassen kann, um lästige Tippfehler, die man leicht übersieht, noch herauszubügeln.
Man sollte aber auch in diesem Falle hinreichend mit eigenem Wissen respektive Misstrauen gesegnet sein, dass man sich nicht noch aus einer richtigen Zusammenschreibung eine blödsinnige Getrenntschreibung machen lässt, sich Wörter wegsägen, die sehr wohl existieren.
Das Thema insgesamt wäre durchaus einmal eine Doktorarbeit wert.
Leider bin ich nicht habilitiert (liegt wohl an meinen schwachen Deutschkenntnissen), sonst vergäbe ich sie an einen meiner begabteren Studenten der Sprachwissenschaft.
Gegen ein entsprechendes Salär bin ich aber gerne bereit, eine solche gegenzulesen bzw. eine Rezension zu schreiben.
Allerdings erst, wenn sie fertig ist.
Wir wollen ja nicht guttenbergern.
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Tags: Deutsch
Vielleicht interessiert es den einen oder anderen hier: Ich habe nun eine Video-Interviewreihe gemacht, die jetzt vollständig vorliegt -
http://www.campodecriptana.de/blog/2011/03/15/1821.html
Viele Grüße, Tanja Krienen
@ Tanja Krienen
Schön, von Dir zu hören.
Ich schaue bald mal rein.
LG
Magnus
Würde mich freuen!
Wenn ich nur wüsst´
Wo du jetzt büst?
@ Tanja Krienen
Musst mich neuen!
Und leicht gewusst
Nur ins Impressum musst
Einer der schönsten Tippfehler ist mir in Kanada begegnet.
Ich las dort einen ziemlich guten Artikel über Bewerbungen, die do’s and don’ts, kurzum eben alles. Ein hilfreicher Artikel.
Es wurden auch die beliebtesten Fehler in Bewerbungen aufgelistet und einer ist mir besonders aufgefallen:
“Dear Sir or Madman,”
seit dem passe ich so auf, dass mir das nicht passiert. Auch wenn es keine Bewerbung ist. Aber jedesmal treibt es mir aufs neue ein Lächeln unter den Pony :))).
Ein weiterer, richtig schöner Schreibfehler ist mir in einer online-Zeitung untergekommen. Ich hab ihn prompt auf meine facebook-Seite gestellt. Sowas darf man nicht verlieren:
“In Schweden gilt Marianne Ny als ambitionierte Staatsanwältin, die das
nationale Recht zum Schutz vor Frauen bei Sexualdelikten besonders
scharf auslegt.”
Da würde sich so mancher Mann doch wirklich freuen, wenn es ein Gesetz zum Schutz VOR Frauen bei Sexualdelikten gäbe.
Der Autor des Artikels ist übrigens männlich :))))).
Einfach wunderbar.
Herzlichst
das Lesezeichen
@ Lesezeichen
You maid my day!
@ Lesezeichen
Ich hatte übrigens auch schon ein paarmal den Fall, dass mir ein Tippfehler wie als ob inspiriert erschien, als ich seiner gewahrte, mir jedenfalls eine Idee einhauchte, ich ihn schließlich mit einem Lachen und einer unvorhergesehenen Textwendung stehen ließ und darauf noch aufbaute.
Immer das Beste daraus machen!
Wir hatten übrigens heute den ersten wirklich warmen sonnigen Frühlingstag in Stuttgart, so dass viel Volks draußen saß und sich selbst genoss.
LG
“…dann weiß ich, dass ein Rechtschreibprogramm beunutzt wurde,…”
Im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens Komplexe was das Schreiben anbetrifft.
Gruß
@ Rochen
Was Dein Mist hier soll, weiß ich nicht. Es ist mir auch egal.
Kommst Du noch einmal damit, waltet das unsichtbare Ende des Sinnlosen.
Köstlich welch Perlen man hier im Archiv immer mal wieder ausgräbt nach ner gezielten Stichwortsuche… :-)
@ Dude
Lies nochmal zu den Strategemen und zu “Dem Nachwuchse”.
Beides mag sich lohnen.
Falls ich dazu komme. Sieht momentan aber schitter aus. Zuviel Rennerei dauernd. Lohnend sind die sowieso sehr. Dessen bin ich mir noch aus der Erinnerung bewusst. Falls Du wolltest, könntest Du die bei mir drüben mal wieder etwas ins Bewusstsein von mehr als nur den Wenigen katapultieren. Einfach Bescheid geben, und hättest die Einladung von mir im Epostkasten.
Wenn nicht, auch gut. (Finds persönlich einfach etwas schade, wenn solche wichtigen Werke nicht die ihnen würdige Aufmerksamkeit erhalten.)
Ps. Und ja, hab die Mitteilung der nötigen Überarbeitung gestern N8 auch schon gemacht.
@ Dude
Du kannst von den Artikeln, die mit “Dem Nachwuchse” überschrieben, ebenso von jenen zu den Strategemen, die numeriert, gerne erstmal mit einem Deiner Wahl auf Deiner Netzseite zur Zweitveröffentlichung schreiten.
Unverändert natürlich, wie üblich, keine eigenen Zwischenkommentare, Hervorhebungen, Zwischenbildchen usw.
Und deutlich machend, in dem Falle, besser vorgesorgt, dass der Artikel nicht gemeinfrei.
@ Dude
Es ist gut so, wie Du’s mir privat angesagt hast.