Ich habe mich auf dieser Seite – nicht stets wohlwollend aufgenommen – verschiedentlich gegen das Glauben gewandt.
Vom Grunde her bleibe ich dabei.
Es gibt aber eine Ausnahme.
Es gibt einen nützlichen, sinnvollen “Glauben”.
Auch wenn dieser nicht jedes Kriterium herkömmlichen Glaubens aufweisen mag, da er empirisch unterfütterbar.
Der Glaube daran, dass man unbefangener, freier, hiemit urteilskräftiger werden könne, im Sinne einer Nietzscheanischen oder Konfuzianischen Selbstprüfung und -entwicklung, ist alles andere als hohl.
Wir können uns jeden Tag noch ein Stück weiter selbst überwinden, noch einen, gar mehrere neue Wege finden.
Wir können immer schneller, immer behender merken, wenn uns wieder ein kleingeistiger Angstgedanke, ein Automatismus, ein eingesenkter Reflex einholt, wenn sich Hass breitmacht, sinnlose Wut, Frustration.
Vor allem können wir das höhere Lachen lernen.
Damit fängt die eigentliche Selbstbefreiung an.
Denn so werden wir uns nicht nur unserer Fehler bewusst, sondern verzeihen sie uns auch, verbleiben damit nicht ebendarin.
Und wir müssen trauern, weinen können.
Wir haben die Kraft.
Alles menschengeschaffene Schöne ist Beweis dafür.
Eigentlich wissen wir das alle.
— Anzeigen —
Tags: Glauben
Ich “glaube”, dass es keine “Fehler” gibt.
Es gibt nur Erfahrungen…
@ bl
Philosophisch gesehen ein interessanter Einwand.
“Alles menschengeschaffene Schöne ist Beweis dafür.”
Was haben denn Menschen jemals geschaffen, was nicht vorher schon dagewesen ist?
Im Kaputtmachen, ja, darin sind die Menschen wahre Meister.
@ Gutter Zwerg
Ihr Defätismus richtet sich selbst.
@Magnus W. Göller
Du hast mich nicht richtig verstanden.
Bevor Menschen etwas Schönes schaffen, was dann DA ist, muss es doch zunächst einmal im Geist als Gedanke geformt geworden sein.
Ist das Defätismus?
Dass die Menschen aber auch Meister im Kaputtmachen sind, ist doch trotzdem unbestreitbar.
Ja aber wenn etwas wahr ist, so weiss man es doch, und braucht keinen Glauben, dann war das wohl nix mit der einen Ausnahme. Denn die Behauptung ist definitiv wahr: “Man kann.” Jeder der es versucht, wird gewisse Erfolge erzielen, der Entschluss an sich setzt schon ein Quentchen Einsicht und wenigstens rudimentäres Denkvermögen vorraus.
Wenn die Gesellschaft versagt hat, uns wahre Werte zu vermitteln, so müssen wir eben zu unseren eigenen Erziehern werden, und damit letztlich zu den Personen, die wir sein möchten. Um keinen Gutti zu brauchen, auf den wir unsere Wünsche und Sehnsüchte projizieren können…
@ Anonyma
Du hast recht: Man kann sich selbst die Ausnahme sparen.
Vielleicht war ich etwas mitleidig mit den Glaubenssüchtigen und wollte ihnen – fahrlässigerweise – wenigstens einen sinnvollen Glauben anbieten.
Mag sein, dass ich mich damit vergaloppiert habe.
Auch der zweite Teil deiner Ausführung überzeugt.
Danke!