“Gutti” und “Goldi”

“Gutti” und “Goldi”: Den Kose- bzw. Spott- oder Verharmlosungsnamen des ersten Verführers bzw. Gnadenlösers werden Sie aus aktuellem Anlass unschwer zuordnen können; letzterer erschließt sich (ohne, dass ich hier den zweiten Namensteil des “Goldi” einstellen möchte) zusätzlich, wenn Sie rechts bei den Favoriten des Autors oder gleich hier auf “Göllers gefühlte Erderwärmung” klicken.

Was haben nun der skrupellose Fuhr- und Bauunternehmer mit dem dreisten Dieb im Bundeskabinett, vielmehr, was haben ihre Kurznamen, deren Entstehung und Verwendung, gemeinsam?

Beginnen wir mal mit meinen Erfahrungen mit “Goldi”.

Dieser reiche Mann, der seine Leute nach dem Motto “legal, illegal, scheißegal” reintrieb bis zum Letzten, dann aber wieder ziemlich kumpelhaft mit ihnen umging, bis hin zur Anbiederei, volksnah sozusagen, wurde zu meinem Erstaunen von diesen regelhaft (nicht immer) untereinander als “Goldi” bezeichnet, während er doch in Wirklichkeit ein Durchstecher und Ausbeuter sondergleichen war.

Darüber beim Pickeln im Matsch und Waschmaschinenschleppen bis nachts – genug Zeit war ja gegeben – nachdenkend, kam ich zu dem Schluss, dass da etwas nicht stimmte, ertappte mich mit dem Gefühl von zerbissenen Kastanien selbst, indem ich ihn einmal so nannte, mich ziemlich bescheuert dabei findend: wonach ich mir verbot, ihn weiters so zu heißen.

Meine Analyse war folgende: Die Leute versuchten sich in eine scheinbar spöttische Koseform zu retten, wie als ob ganz cool, während sie damit doch nur ihr eigenes Ausgeliefertsein, ihre Hilflosigkeit gegenüber der Willkür des Tyrannen zu verschleiern, verharmlosen, wegsublimieren trachteten.

Ich gebe zu bedenken, dass das bei (meist weit gebildeteren) Leuten, die den Hochstaplerminister derzeit als “Gutti” bezeichnen, ohne ihm eigentlich gewogen zu sein, nein, im Gegenteil, mindestens fallweise ähnlich liegen dürfte.

Und es verfehlt insgesamt nicht seine Wirkung, da bin ich mir sicher: und zwar eine subliminal unterstützende, wider die eigene Intention.

“Gutti” sollte man so einen erst nennen, wenn überhaupt je, wenn er gänzlich abgehalftert und machtlos ist.

Und dann ergibt es eben auch keinen Sinn mehr: Nachtreten ist nicht sehr heldenhaft; Mitleiden wiederum hat so einer, wenn er stürzt, nicht verdient: und auf einmal mögen muss man ihn deshalb schon gar nicht.

Und, in dem Fall noch verschlimmernd, “Gutti” und “Goldi” bergen aufgrund ihrer offenkundigen Nähe zu löblichen Adjektiven auch noch implizit Erhöhendes, zusätzlich zur Koseform.

Neinnein: Also wie ich weiland keinen “Goldi” kannte, kenne ich jetzt keinen “Gutti”.

— Anzeigen —

Diesen Beitrag mit Anderen teilen: Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Facebook
  • Technorati
  • MySpace
  • LinkedIn
  • Webnews
  • Wikio DE

Tags:

Eine Antwort hinterlassen