Rückschlüsse aus dem lustigen Mutantenstadel

Ich habe wenig belastbare Kunde davon, was am Tavistock Insitute, in Langley und an anderen einschlägigen Orten tatsächlich für Bewusstseinskontrolltechniken, womöglich gestützt auf allerlei sogenanntes „High-Tech“, inzwischen entwickelt wurde.

Das macht aber gar nichts, oder zumindest wenig, denn es genügt zunächst durchaus, sich einmal Hollywood-Produktionen wie „Matrix“ oder „Raumschiff Voyager“ anzusehen, um daraus zu deduzieren, was man von uns will.

Zu „Matrix“ sage ich hier nichts, denn das zu Sagende wäre politisch gar zu unkorrekt, doch habe ich dem Rätselrater damit genug an Hinweis gegeben, um selbst herauszufinden, weshalb ich beim Angucken dieses Machwerkes einmal vor Lachen fast vom Stuhle fiel.

Zur „Voyager“: Die „USS Voyager“ (das „USS“ wirkt schon recht apart) hat es in den sogenannten „Delta-Quadranten“ verschlagen, der selbst mit modernster Antriebstechnik so weit von zuhause entfernt, dass man entweder ein Wurmloch finden muss oder erbärmliche 75 Jahre lang nach Hause eiern.

Überflüssig fast zu erwähnen, dass die Mannschaft – zumindest was die entscheidenden Figuren anlangt – ziemlich paritätisch aus den verschiedenen menschlichen Rassen zusammengewürfelt ist: putzig dabei, dass Vulkanier negride Intelligenzbestien ebenso zu kennen scheinen wie Klingonen mexikanische Hochbegabtinnen.

Das Interessanteste an dieser intergalaktisch-föderativen Multikulturveranstaltung aber ist weder, dass der Schiffsdoc, alswelcher ein Hologramm, als solches mechanisch voll verkehrsfähig, aber auch, da ja nur ein Programm, gewissermaßen unverwundbar, gleichwohl lernfähig und immer menschlicher „fühlend“, so dass Mitleiden mit dieser Kreatur programmiert ist, da sie ja doch nicht so richtig leben darf, die arme, noch dass ein vegetarischer, sehr philosophisch angehauchter Indianer den Ersten Offizier mimt, sondern dass von all den humanoiden Rassen, Hybriden und Mutanten, denen man auf der Reise begegnet, neben hochhirnigen, krummnasigen, gepiercten, mit Punkfrisuren ausgestatteten, griesgrämig-verzwirbelten und sonst vom hiesigen Planeten her durchaus bekannten Varianten eine merkwürdige Kombination in verschiedensten Ausprägungen besonders häufig auftaucht: Humanoide mit deutlich reptilischen Merkmalen.

Wie als ob man sich – zumal Kinder sich – daran gewöhnen sollte, dass der Mensch sich ohne weiteres mit einer Klapperschlange oder einem Saurier paaren könne, werden da schuppige kosmische Kameraden vorgeführt, immerzu neue Sorten derer, so dass die Frage nahe liegt, weshalb z.B. humanoide Kopffüßler, Mantide oder andere Hexapoden, Arachnische, Fischige, Amphibische usw. derart diskriminös unterrepräsentiert sind.

Wäre ich ein Frosch oder eine Forelle oder eine Kreuzspinne, ich hätte vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof schon lange Klage wegen rassistisch einseitiger Darstellung eingereicht.

Lustig an der Serie ist auch, dass die Sprachcomputer inzwischen offensichtlich alles können, zuwenigst dann, wenn Humanoide, sei es mit unterschiedlichstem kulturellem Hintergrunde, miteinander in Kontakt treten; man parliert wie selbstverständlich miteinander, als sei man auf demselben Schulhof großgeworden.

(Man bedenke, dass mir in den letzten Absätzen in meinem „Word“-Programm eben so harmlose Wörter wie „humanoide“, „Hexapoden“, „diskriminös“, „zuwenigst“ und diverse andere rot angestrichen wurden, wie als ob es diese nicht klariter gäbe – „klariter“ natürlich auch…)

Also mindestens in Punkto Orthographie und Semantik – zumal Textsemantik – sind die Kompostiergeräte im Jahre des Herrn circa 2700 endlich ein gutes Stück vorangekommen, was ja auch anliegen sollte, wenn man ständig mit Halbeidechsen zu tun hat.

Witzigerweise kann auch ausgerechnet der Afro-Vulkanier, seines Zeichens Leutnant und Sicherheitschef, wie Mr. Urspock eine Art sympathisches Logikmonster einerseits, andererseits psychisch mit einem anderen Wesen verschmelzen, denn das kann natürlich nur der, der keine Gefühle kennt bzw. diese immer einhundertprozentig unter Kontrolle hat. Da staunt Klein-Magnus.

Ein bisschen Sex bzw. was fürs Männerauge gibt es dann schließlich auch: Ausgerechnet eine rückverwandelte Borg-Drohne (die Borg bilden ein ganz übles, fieses, jeden vernichtendes oder in ihr Kollektiv assimilierendes Schwarmgeist-Agglomerat) namens „Seven of Nine“, kurz auch „Seven“, bringt in ihrem engen Kostüm wahrhaft Venusisches an Bord, ist aber dabei ungemein rationalistisch und biestig, da keineswegs von der Segnung der Wiedermenschwerdung überzeugt, dass man ihr wahrlich wünschen möchte, irgendeiner erbarmte sich mal und legte sie ordentlich flach (alswelchen Versuch derjenige aber wohl kaum überlebte, denn die Dame ist äußerst wehrhaft).

Die europide Frau Kapitän der Multikultitruppe allerdings, Janeway, überzeugt auf ihrem Johannenweg fast durchweg: Einerseits psychologisch überaus einfühlsam und selbstredend ein wissenschaftlich-technisches Überas, zeigt sie andererseits eine Entschlusskraft, dass ich mir wünschte, sie verhandelte für mich mit meinen Kindern, wenn die noch weniger aufräumen mögen als der Papa selber, mit dem Finanzamt, und im schlimmsten Fall auch mal mit dem Gegenanwalt oder der reptiloiden Polizei.

Blödsinnig, aber für die Geschichte wohl notwendig, ist natürlich auch, dass diese Versammlung an Höchstbegabten so ziemlich alles kann, Subraumstörungen, Raumspalten, Tricorderprobleme und ichweißnichtwas binnen Sekunden richten, aber ein paar Nutzpflanzen zwecks Ernährung ziehen, in Tanks ein paar eiweißliefernde Bakterien züchten, was heute jeder Industrie-Bioseppel kann, das schaffen sie, obgleich ihnen Energie in Hülle und Fülle zur Verfügung steht, zur Magenfüllung leider nicht.

Also müssen sie regelmäßig auf irgendwelche schäbigen Mutantenplaneten ausrücken, mit mafiösen Raumstationsmanagern verhandeln und Höchstpreise bezahlen, schlicht um Essen zu fassen.

Man sieht daran exemplarisch, wie eine manipulative Story sich vor dem denken Könnenden eben doch wie selbstverständlich logisch das Bein stellt, denn die Geschichte erfordert zwecks ihrer Perpetuierung ein Problem, das sich so eigentlich gar nicht stellen dürfte.

Dass endlich zum Chefkoch und „Moraloffizier“ dann ein irgendwo aufgesammelter reptiloider Weltraumvagabund, ein Filou und manieristischer Schwätzer, dabei Futterorganisationsgenie, befördert ist, die gesamte Mannschaft permanent nerven darf und eine hübsche Blonde, ebenfalls mitgenommen, die ihre Gebärmutter nur einmal im Leben und anhiero merkwürden verfrüht unterm Genack entwickelt, schließlich, nach Psychokrise und Ehegestammel, endlich schwängern, tut ein Übriges.

Jedenfalls habe ich mir diesen Repto-Quatsch mit zeitweisem Tiefgang zur Entspannung gerne für Sie angesehen.

Gerne führte ich jetzt noch etwas zu Dan Browns Bestseller „Der Da Vinci Code“ aus, den ich mir kürzlich im Original reinzog: aber auch dazu gilt, was ich eingangs zu „Matrix“ sagte.

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6 Antworten zu “Rückschlüsse aus dem lustigen Mutantenstadel”

  1. TanjaKrienen sagt:

    Transen mögen das auch. Sie schwelgen in Glückseligkeit, weil sie ihre Auffassung der Mixed -und Mischvertiere, die bis hin zu androgynen Extrakten und Abstrakten führen, anschaulich erleben und dem Land Phantasie entreißen können. Ich jedoch, der Erde treu bleibende Reaktionärin die ich bin, wie es auch Freund Nietzsche forderte, empfehle das alte Hollywood -
    http://www.youtube.com/watch?v=9vrC8iHftpM&feature=mfu_in_order&list=UL

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Tanja Krienen

    Hallo Tanja,

    der Link, den Du eingestellt hast, funzt aus rechtlichen Gründen leider nicht.

    Vielleicht legst Du ja einen Hinweis auf das empfohlene Filmwerk nach.

    Grüße

  3. TanjaKrienen sagt:

    Hallo Magnus!

    Welche Rückmeldung bekommst du? Ich hatte zunächst Probleme, wegen des Pete Seeger-Liedes im Hintergrund und so wurde es gesperrt, aber es müsste doch wieder gehen. Bitte probiere nochmal, oder hier herüber -
    http://www.campodecriptana.de/blog/2011/01/23/1803.html

    Schöne Grüße nach? (keine Ahnung, wo du jetzt hin bist), Tanja

  4. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Tanja Krienen

    Hallo, ich habe vor kurzem resuebisiert und bin glücklich im malerischen Süden meiner Heimatstadt aufgeschlagen; seit gestern habe ich wieder Telefon (unglaublich, wie lange das gedauert hat: In der Zeit hätte man bequem 748 neue intergalaktische Mutantenrassen züchten können…).

    Alle neuen Daten kannst Du dem vorhin endlich berichtigten Impressum entnehmen.

    Grüße aus dem Stutengarten!

    P.S.: Die Sache mit dem Klarnamenforum ist nicht vergessen; allerdings muss ich jetzt erst das neue Leben hier stemmen.

    Aber, kommt Zeit, kommt Rat, kommt Sponsor, kommen die Millionen (Zugriffe).

  5. Dude sagt:

    “Jedenfalls habe ich mir diesen Repto-Quatsch mit zeitweisem Tiefgang zur Entspannung gerne für Sie angesehen.”

    Liebsten Dank Dir für die amüsante Komplettzusammenfassung, mitsamt deutlicher Entlarvung des ganzen Wirrnisirrsinns. :-)

    Jetzt weiss ich jedenfalls definitiv, dass ich auch bei dieser Serie nix verpasst habe.

    Wie Du bei solchem entspannen kannst, ist mir aber schleierhaft?!??

    Ich schaue solch Serienzeugs schon seit vielen Jahren nicht mehr, denn das letzte was mir wirklich gefallen hat (und es hat mir sogar neulich, als ich zufällige mal wieder eine Folge sah, noch immer gefallen), war das A-Team. Die Truppe hatte einfach Style.
    Nähme mich noch wunder, was Du zu denen sagst. :-)

    Ps. Danke für den Hinweis im andern Strang. :-)

  6. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Dude

    Zum A-Team gehörte ich, als ich noch Steinmetz war, selbst.

    Der Rest, weshalb ich zu sowas entspannen kann, ist im Artikel hinreichend beschrieben.

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