Sachidioten

Wohl da ich gerade Lust dazu hatte, mich aufzuregen, lief mir mal wieder ein Wort vor die Flinte.

Das Lexem schimpft sich “sachlich”.

Es wurde und wird, jenseits vernünftiger Mahnung oder des angezeigten Ordnungsrufes, in Diskussionen regelmäßig zur blanken Denunziation verwendet.

“Unsachlich” sei dabei genau der, der einer Sache allzunahe zu Leibe rückt.

Es ist fast schon so ein Totschlagswort wie “intolerant”.

Umgekehrt heißt sachlich sein oft die Sache nicht wirklich anfassen, gerade mal mit langer Rhetorenzange daran herumschwafeln.

So lange ausgewogen und sachlich, also absolut relativ, salbadern und herumlabern, bis dass es die Sache gewissermaßen gar nicht mehr gibt oder sie wenigstens in die Unerheblichkeit hinabverausgewogenisiert ist.

Die Sache ist so sachlich, dass sie weder Meinung noch gar scharfen Angang verträgt: denn das wäre unsachlich und damit nicht sachgemäß.

Ich kenne mich damit gut aus. Unsachlichkeit in diesem Sinne ist nämlich meine ursätzliche Berufung.

Daher verwage ich mich mitunter dahingehend, zu bemerken, dass ein Scheißhaufen nicht nur ein Scheißhaufen sei, sondern auch dementsprechend stinke. Was natürlich gemein gegenüber dem Scheißhaufen und seinem Verkäufer ist, irgendwie unsachlich und intolerant zumal.

Denn anderen mag dessen Duft ja wohlig in die Nase steigen, und diese verfolgten Geschöpfe habe ich dann schon wieder in ihren ästhetischen, religiösen oder sonstwas für metatelotischen Gefühlen verletzt. Also Unsachliches gesagt.

Je lauter man einfach “Scheiße!” schreien müsste,  um desto fester haben die Sachlichter gefügt, das sei vorurteilsbeladen, einseitig, polemisch: kurzum unsachlich.

Es ist dann auch egal, wie viele Sachen man zur Sache benennt, denn die Sache hart und klar anzufassen, das ist nunmal nicht sachlich, siehe oben.

Verrecken Leute an Corexit oder Uranmunitionsfeinstaub elendiglich, so waren schon “verrrecken” und “elendiglich” wiederum unsachliche Wertungen meinerseits. Es hätte wohl heißen müssen “zu Tode kommen”, wie als ob ein Vorzeigeidiot seinen Weihnachtsbaum im LSD-Rausch mitsamt Stumpf und Stiel aufgefressen hätte und daran verendet wäre. Wobei jetzt “aufgefressen” schon wieder unsachlich gewesen wäre, denn es hätte heißen müssen “verspeist”, oder besser: “sich oral zugeführt”.

Je klarer man von einer Sache spricht, als umso unsachlicher wird man hingestellt. Nenne ich eine schlichtemang beweisbare Blödsinnigkeit blödsinnig, so war ich mal wieder: unsachlich.

Daher werde ich meine Unsachlichkeit nicht nur mit Zähnen und Klauen verteidigen: sondern weiter daran arbeiten, dass jeder merkt w i e unsachlich ich wirklich bin.




Finanzkrise na und?

Lesezeichen einfügen: Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Webnews
  • Infopirat
  • MisterWong
  • MySpace
  • Tausendreporter
  • Wikio DE
  • Lufee
  • Y!GG
  • TwitThis

Tags: , ,

6 Antworten zu “Sachidioten”

  1. Karl-Josef Malo sagt:

    Kann mir mal jemand erkären, was hier überhaupt Sache ist?

    Der Aphoristiker sagt:
    Ich benutze eine Sache ganz konkret, um der Unsachlichkeit Ausdruck zu geben, die dann Menschen in höheren geistigen Sphären schweben lässt, damit sie aufhören sich mit Sachen zu beschäftigen die höchst sachlich sind und sich aus gutem Grund jedoch als völlig unerheblich für die eigentliche Sache offenbaren, die als Sache an sich sachlicher nicht sein könnte, weil sie eben unsachlich ist. Oder? - Eben ganz wie ich es will. Ist doch meine Sache!

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Karl-Josef Malo

    Bei den Angelsachsen soll sogar der Herrgott sachlich sein: Deshalb rufen sie “For heaven’s sake!”, während der Deutsche mit “Um Himmels willen!” wenigstens ihm Redefreiheit einräumt.

  3. Karl-Josef Malo sagt:

    @ Magnus

    “während der Deutsche mit “Um Himmels willen!” wenigstens ihm Redefreiheit einräumt.”

    Darunter können sich aber auch Deutsche befinden, die scheinheilig sind oder die sogar überhaupt nicht gläubig sind und nur so tun.
    Was tun?
    Ja, das wissen sie ja selbst nicht.

    Echte Gläubige hören Gott sein Wort sprechen als den SABBAT. Ungläubige verstehen es dann aber so: ‘Ruhe’.
    Also den Gott nicht sprechen zu lassen, auch wenn er das will.
    Kein Wunder also, dass andere die echten Gläubigen nicht verstehen. Denn wer sagt schon zu seinem Gott, dass er die Klappe halten soll? Sind aus Sicht der Ungläubigen also echt komisch diese echten Gläubigen.

    Ungläubige verstehen es noch anders und sie beginnen dann damit Schwarze Messen zu halten, hinter verschlossenen Türen in aller RUHE versteht sich.

    So weiß also kaum jemand was der echte Glaube an Gott jetzt genau beinhaltet, denn wen man nicht hört, den hört man eben nicht.

    In die Stille und in sich hinein horcht der echte Gläubige und er VERSTEHT Gottes Wort genau: Gott sagt: ‘Liebe Menschen, haltet den SABBAT, denn das ist wichtig!’

  4. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Karl-Josef

    “Der Deutsche” ist natürlich vereinfacht, wie es ihm gehört.

  5. Karl-Josef Malo sagt:

    @ Magnus

    Ja, ich weiß, denn er hält ja auch am Sonntag den Sabbat (Samstag). :)

    Wie ist eigentlich die Steigerungsform von ‘natürlich vereinfacht’?

    unnatürlich politisch?

    Eigentlich erklärt das ja schon alles, oder? ;)

    Fummeln POlitiker eigentlich auch Katzen gerne am Hintern herum?

  6. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Karl-Josef

    Die meisten Politiker können gar nichts anderes als Fummeln.

Eine Antwort hinterlassen