Man hat es geschafft, eine ganze Subspezies Mensch zu züchten.
Es sind die Untergangseckensteher, an denen man kaum noch vorbeikommt, will man dringende Probleme angehen.
Ihre Erhabenheit besteht darin, nichts zu tun, an ihrer Ecke zu stehen und “es ist alles sinnlos” abzusondern.
Nicht wenigen derer wurde sogar ein bisschen Verstand antrainiert, auf dass sie dem Publiko erklärten, weshalb alles ohnehin so verloren sei, dass sich’s nicht mehr verlohnte, Lösungen jenseits eines wie auch immer gearteten katastrophalen Schnitts zu suchen.
Nein, nur noch ein Tor befleißige sich solch nutzloser Aktivitäten. Der Kluge hat die Menschheit schon lange aufgegeben, und noch lange doziert er darüber, weshalb.
Am Arsch die Räuber.
Euch komme ich.
Zumal jenen, die noch ein Geschäft daraus machen, die Leute in Verzweiflung zu stoßen, sei es nur zur Füllung ihres eigenen Säckels oder auch derer anderer.
Ich komme euch als Heiler.
Euren Züchtern als Teufel.
— Anzeigen —
“Es sind die Untergangseckensteher, an denen man kaum noch vorbeikommt, will man dringende Probleme angehen.”
Besser kann man es nicht ausdrücken, was ich vor kurzem erlebt habe. Durch ein paar dieser Leute, begann ich an mir selbst zu zweifeln und darüber hinaus an allem woran ich glaube.
Das sagte mir ihr Wortführer mitten ins Gesicht: “Wer sich gegen die uns alle betreffenden, uns krank und desillusioniert machenden Umstände zur Wehr setzt, der ist ein Egoist.”
Aha, dachte ich, das ist eine ganz neue Sicht auf Egoismus, wie ich sie bisher noch nicht gekannt habe. “Aber so will”, sagten mir diese Leute, “uns unser Schöpfer eben nicht haben”. Obwohl ich bei denen gar nicht richtig drinnen saß, bemerkte ich dann, mich dadurch innen unwahrscheinlich aufgewühlt empfindend, dass ich im falschen Zug war, wäre ich denen gefolgt, wie sie es mir aufzwingen wollten. Gerade noch einmal Glück gehabt, denn ich konnte fast schon den Geruch der Gaskammern riechen. Nein, ich bin nicht beschnitten, jedenfalls nicht richtig.
Die Verbindungen zu diesen besessenen Untergangspropheten brach ich dann willkürlich und eigenmächtig ab. Satansanbeter riefen sie noch hinter mir her, Egoist. Ellen G White und das Kreuz wurde mir um die Ohren geschlagen. Weiß nicht, was die schlimmere Beleidigung ist, aber die Schläge saßen. So wurde ich dann zum Flüchtigen Nick, der dringend des Asyls bedarf, welches ich jedoch aus Sicht der genannten Leute, das neue Leben auf der anderen Seite betreffend, vollständig für mich abschreiben kann.
Meine Schlussfolgerung aus dem Erlebten ist: Wer noch richtige Liebe empfinden kann, der wird als asozial, egoistisch und damit auch ungläubig abgestempelt. Aber so wird mir auch immer mehr klar, warum die Römer ihren Erlöser selbst gekreuzigt haben. Sie brachten es einfach nicht übers Herz, anständige Egoisten zu sein.
@ Flüchtiger Nick
“Sie brachten es einfach nicht übers Herz, anständige Egoisten zu sein.”
Ein sehr interessanter Schlussatz.
Nur einem unzüchtigen Mensch kann es gelingen, seine Art ordentlich zu erhalten.
@ Der vergessliche Aphorismus
Ist der von Ihnen?
@ Flüchtiger Nick
Grade nochmal Ihren Kommentar gelesen.
Ihre Schilderung wirkt absolut echt.
@ MWG
Ja, der ist von mir.
Mir gefallen die Aphorismen hier auf den Seiten immer!
Wie ist es mit diesen G.-Splittern? Könnten die Ihnen gefallen?
Seit in der Schule Gender-Mainstreaming herrscht, schwänzen die Schüler den Unterricht nicht mehr, dafür boykottieren sie ihn bei Frau Schwanz ganz.
Die zum heiligen Schein so Tuenden, könnten scheinheiliger nicht sein. Denn ach herrje, ein Geldschein fiel dabei herab. Siehe da, auch Beten bringt somit Knete, aber scheinheiliges Getue am Ende weder Segen noch Erlösung.
Nihilismus gut und schön, aber immer mit muss der Egoismus; nie wieder Nationalsozialismus, auch nicht verdeckt oder zum Schein ihn müssen; Muss ist Vorsicht, Muss ist Sprache, einzig das Muss ist immer wahr; am liebsten aber ist mir das Muss als: Ich muss gar nichts.
@ Der vergessliche Aphorismus
Die können mir gefallen.
Beim zweiten und dritten hätte ich Teilkritik, allerdings nicht jetzt und hier.
Sollten Sie eine größere Sammlung haben, so wäre ich sehr interessiert, einen tieferen Einblick zu erhalten.
Übrigens findet Anfang November in Hattingen ein großes Aphoristikertreffen statt. Habe mich noch nicht genauer darüber informiert; das öffentliche Programm über drei Tage scheint schon festzustehen. Wenn Sie Näheres wissen…
Da fällt mir spontan noch eine kleine Anekdote, ein Schwank aus meinem Leben ein.
Es muss wohl bald zwanzig Jahr her sein, da gerieten Ritter Wolf und seine Gemahlin, ohne den Strauß zu wollen, an einen weithin gefürchteten, vielleicht den damals gefürchtetsten englischen Zauberer, und siehe da, beim abendlichen Biere nach großer Versammlung in der Oxforder Town Hall geriet der Schwarzkünstler außer sich, überschlagender Stimme.
“Cheers Nihilist!” – also stießen wir nach längerem Wortgefechte mit dem Überraschten unvermittelt an.
“I-I-I’m NOT A NIHILIST!” – also schrie der Magier völlig außer sich, da er nach einer halben Sekunde begriff, was geschehn.
Alle rundum erschraken und wussten, dass uns der Zauberer diesen Augenblick nicht leicht verzeihen würde.
@ MWG
“Übrigens findet Anfang November in Hattingen ein großes Aphoristikertreffen statt.”
Es ehrt mich nun wirklich ungemein, dass Sie mich – Verzeihung, ich sage lieber Du – zu den Aphoristikern zählst und mich sogar für den Kreis der sich dort in Hattingen gerne Treffenden für Wert befindest.
Die kleine Anekdote wurde von mir mit Entzücken aufgenommen.
Aber ich muss und will auch immer ganz ehrlich sein. Meine Sammlung befindet sich noch ganz im Anfangsstadium. Ich aphorisiere – sagt man so? – bisher einfach gerne us de Lameng. Das bedeutet aus dem Stehgreif, wenn mir mal Geistesblitze kommen. Deshalb bin ich auch nicht böse über Kritik, denn ich übe ja schließlich noch.
Deshalb freue ich mich umso mehr über Deinen Zuspruch, weil Du ja schon ein Profi in solchen Dingen bist.
Und wenn meine Ahorismen hier willkommen sind, so kann es durchaus sein, dass sie sich mit der Zeit noch mehren werden.
Viele Grüße, DvA
@ DvA
“…weil Du ja schon ein Profi in solchen Dingen bist.”
Danke für die Blumen; aber ein Profi ist normalerweise einer, der wenigstens irgendwann ein bisschen was an seiner Aktivität verdient; und ich hatte erst vor ein paar Tagen ein lustiges Gespräch darüber, dass wohl nicht e i n anständiger Aphoristiker im deutschen Sprachraum davon leben könne, vermutete ich, so dass diese Spezies Sprachschaffender in Punkto Armutsindex noch unter den legendär subproletariatären lyrischen Poeten anzusiedeln sei.
Aber vielleicht kommt ja morgen Lady Gaga und singt “Aphorisms Are Cooler than Sex!”, und alles ändert sich über Nacht.
@ Magnus
“diese Spezies Sprachschaffender in Punkto Armutsindex noch unter den legendär subproletariatären lyrischen Poeten anzusiedeln sei”
Hurra!!! Dann bin ich doch ein waschechter Ahoristiker.
Ja, mit der Lady Gaga mal Gaga-Gaga-Sex haben, das wärs.
Zum Schluss noch eine mich nun kaltblütig quälende Frage in Bezug auf eine besondere Spezies, die gerne in Armut lebt:
War Jesus auch ein Aphoristiker?
@ Der vergessliche Aphorismus
“War Jesus auch ein Aphoristiker?”
Spannende Frage.
Spontan sagte ich mal eher nicht, denn sein Weg war doch eher der des Gleichnisses oder auch des deutlichen Wortes (wie gesagt, ich kenne ihn nicht so gut).
Der wirkliche Aphorismus eröffnet; er schließt nicht ab.
Nun könnte man natürlich sagen, das genau habe Jesus Christus getan; ich stellte ihn aber, zumindest in dieser vorläufigen Betrachtung, und zunächst nur in diesem Sinne, nicht neben Nietzsche oder Lichtenberg.
@ Magnus
“nicht neben Nietzsche oder Lichtenberg.”
In Betonung auf das wer Jesus Christus ist, erscheint mir das auch nicht angemessen.
Was Gott angeht, so sind aber Aphoristiker auch in seiner Schöpfung anscheinend inbegriffen. Denn sonst gäbe es sie schließlich gar nicht.
@ Der vergessliche Aphorismus
Gott wusste, dass es ohne Aphoristiker nicht geht.
@ Magnus
Dazu ein Aphorismus, der als solcher einfach immer mit muss:
Die Geißel Gottes über die der Teufel spottet, denn er spürte sie bislang zu wenig oder gar nicht. Der Mensch ein Suchender, verfolgt von den Dämonen. Ein Licht fällt ein.